Davy Robert, Beamter. Geb. Königsberg, Preußen (Kaliningrad, RUS), 22. 1. 1867; gest. Wien, 22. 4. 1924; evang. Sohn eines aus Schottland stammenden Eisenbahningenieurs. – D. besuchte Gymnasien in Berlin und Schulpforta, absolvierte seinen Militärdienst als preußischer Kürassier und widmete sich zunächst in Berlin dem Sprachenstudium, u. a. Sanskrit und Japanisch. Danach studierte er Rechts- und Staatswissenschaften, ab 1887 in Leipzig, dann in Wien, wo er 1891 promovierte und die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, was ihm den Weg in den Verwaltungsdienst ebnete. Nach fünf Jahren Beschäftigung bei der österreichisch-schlesischen Landesregierung in Troppau wechselte er 1897 nach Wien, zunächst ins Innenministerium und 1903 ins Ministerratspräsidium als Leiter des Pressedepartements. 1911–16 Leiter des Büros zur Förderung der Verwaltungsreform und als solcher zum Sektionschef avanciert, wurde D. von Staatskanzler →Karl Renner 1919 mit den Agenden der Verwaltungsstelle für den Anschluss Deutsch-Westungarns betraut. Im Zuge dessen wurde er 1921 zum Landesverwalter des Burgenlands ernannt, was ihn im öffentlichen Gedächtnis zum „1. Landeshauptmann“ des Burgenlands werden ließ, der er im juridischen Sinne jedoch nie war. Allerdings ging D. in seinen Aufgaben als Landesverwalter voll auf und schuf mit seiner Schrift „Rechtsarchiv des Burgenlandes“ (1920) das Fundament für die verwaltungsjuristische Angliederung bzw. die rechtliche Anpassung des Landes an die Republik Österreich. Bei den Verhandlungen mit der alliierten Grenz-Kommission, die den endgültigen Verlauf der Staatsgrenze zwischen Ungarn und Österreich festlegen sollte, vertrat D. kompromisslos österreichische Standpunkte und konnte auch seine umfangreichen Sprachkenntnisse, insbesondere die des Japanischen, gewinnbringend einsetzen. Durch nicht enden wollende parteipolitische Querelen, deren Schlichtung er sich nicht gewachsen fühlte, sah er sich veranlasst, bereits im Februar 1922 zu demissionieren. Seiner Identifikation mit dem Burgenland schien dies jedoch keinen Abbruch getan zu haben, wie nicht zuletzt seine literarische Verarbeitung des burgenländischen Brauchtums zeigt, die er nach seiner Pensionierung in Angriff nahm.