Denk Wolfgang, Chirurg und Politiker. Geb. Linz (Oberösterreich), 21. 3. 1882; gest. Wien, 4. 2. 1970; röm.-kath. Sohn des Augenarztes Karl Denk (geb. Vöcklabruck, Oberösterreich, 18. 12. 1850; gest. Linz, 12. 3. 1927); ab 1916 verheiratet mit Ilse Denk, geb. Walzel (geb. 1894). – Nach dem Besuch des Gymnasiums (Matura 1901) studierte D. Medizin an der Universität Wien; 1907 Dr. med. D., der auf Wunsch seines Vaters Ophthalmologe werden sollte, bewarb sich zunächst um eine Ausbildungsstelle an der II. Universitäts-Augenklinik in Wien, deren Direktor →Ernst Fuchs war. Da seine Bemühungen erfolglos blieben, vertiefte D. seine Kenntnisse am Allgemeinen Krankenhaus in Linz sowie als Landarzt in Kematen und Braunau am Inn, danach vier Monate bei →Richard Paltauf am Institut für Experimentelle Pathologie in Wien, ehe er 1908 an die I. Wiener Chirurgische Universitätsklinik wechselte. Dort wirkte er mit Unterbrechungen aufgrund von Fronteinsätzen im Balkankrieg (1912/13) und im 1. Weltkrieg bis 1924, zunächst als Assistent von →Anton Freiherr von Eiselsberg, der zu seinem Vorbild wurde und ihn veranlasste, die Chirurgenlaufbahn einzuschlagen (Habilitation 1916, ao. Professor 1923). 1924–28 war D. Primarius der I. chirurgischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung, 1928–31 leitete er als Ordinarius die Chirurgische Universitätsklinik in Graz und 1931–54 als Nachfolger →Julius von Hocheneggs die II. Wiener Chirurgische Universitätsklinik. Während der Zeit des Ständestaats gehörte er der Vaterländischen Front an und fungierte als wissenschaftlicher Vertreter der „Wiener Bürgerschaft“. Im 2. Weltkrieg war D. als Militärchirurg im Einsatz. Nach Kriegsende führten ihn Reisen nach Italien, in die Schweiz, nach Luxemburg, England, Schweden, Norwegen und Nordafrika, wobei er die weitgehend abgebrochenen Kontakte zwischen österreichischen Medizinern und ihren ausländischen Fachkollegen wieder herstellen und intensivieren konnte. So nahm er 1946 an der Gründungsversammlung der Welt-Ärzteorganisation in London teil. 1948/49 Rektor der Universität Wien, trat er 1954 als Klinikchef in den Ruhestand. 1957 ließ sich D. bei der Bundespräsidentenwahl als gemeinsamer Kandidat von ÖVP und FPÖ aufstellen. Mit einem Stimmenanteil von 48,9 % konnte er sich gegenüber dem SPÖ-Kandidaten Adolf Schärf jedoch knapp nicht durchsetzen. D. verfasste etwa 200 Publikationen zu seinen Hauptarbeitsgebieten Krebsforschung und Chirurgie der Thoraxorgane (Herz, Lunge und Speiseröhre). Er erwarb sich große Verdienste um die Erforschung des künstlichen Pneumothorax bei der chirurgischen Tuberkulosetherapie sowie um die Diagnostik und Behandlung des Lungenkrebses. Seine Schriften über die Behandlung der Lungentuberkulose und zur Therapie von Lungentumoren waren wegweisend für die Lungenchirurgie. Darüber hinaus wurde Wien 1951 dank D.s Initiative zu einem Zentrum für die Behandlung der „blue babies“. Hervorzuheben ist auch seine Mitarbeit u. a. an dem Sammelwerk „Die Krebskrankheit“ (1925), am 3. Band des „Handbuchs der Neurologie des Ohres“ (1926) sowie am zweibändigen „Lehrbuch der Chirurgie“ (1930). Darüber hinaus war D. Mitherausgeber der „Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie“, der „Wiener klinischen Wochenschrift“, worin er selbst zahlreiche Beiträge verfasste, des „Archivs für klinische Chirurgie“ sowie der Zeitschrift „Der Krebsarzt“. 1928–29 Verwaltungsrat, wirkte er 1945–68 als Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien (1957 Ehrenmitglied). Des Weiteren fungierte D. 1946–58 als Präsident des Obersten Sanitätsrats und ab 1950 als Vizepräsident der International Association of University Professors and Lecturers. Er war Ehrenmitglied der Société Internationale de Chirurgie, der American Association for Thoracic Surgery, der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie sowie ab 1953 der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1953 gründete er in Wien die Österreichische Gesellschaft zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit, die er bis 1966 leitete. 1952 erhielt er den Ehrenring der Stadt Wien, 1953 die Billroth-Medaille, 1954 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1957 den Ehrenring der Stadt Linz und das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst sowie 1964 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich; 1962 Dr. h. c. der Universität Graz. Die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie verleiht jährlich den W. D.-Preis für Verdienste auf dem Gebiet der klinischen Onkologie.