Déry (Déryné) Róza, eigentl. Schenbach (Schekenbach), 1810–13 Széppataki, Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin und Übersetzerin. Geb. Jászberény (H), 24. 12. 1793; gest. Miskolcz (Miskolc, H), 29. 9. 1872. Tochter des aus Wien nach Ungarn übersiedelten Apothekers Josef Schenbach (Schekenbach) (gest. ca. 1798) und seiner Frau Nina Schenbach (Schekenbach), geb. Riedl, Schwester der Schauspielerin Johanna Schenbach (Schekenbach), verheiratete Kilényi Széppataki (geb. Jászberény, 1798; gest. Miskolcz, 1878); ab 1813 mit dem Schauspieler und Übersetzer István Déry (Mráz) (geb. Szekszárd / H, 1792; gest. Diósgyőr / Miskolc, H, 8. 1. 1862) verheiratet. – Trotz des heftigen Widerstands ihrer Mutter betrat D. 1810 die Schauspiellaufbahn in Pest. Nach der Auflösung der Pester ungarischen Schauspielgesellschaft sowie der Trennung von ihrem Ehemann bereiste sie 1815–47 mit diversen Truppen Ungarn und Siebenbürgen. 1815–19 wirkte sie in Miskolcz, 1819–23 bei der Truppe von Ádám Kilényi, mit der sie u. a. in Pressburg, in Stücken von →Károly Kisfaludy, Theodor Körner, August von Kotzebue und Emanuel Schikaneder, Erfolge feierte. Gemeinsam mit Kilényi besuchte sie auch Wien, wo sie in der Hofoper Mozarts „Zauberflöte“, am Wiener Hofburgtheater →Sophie Schröder bewundern konnte. 1822 faszinierte D. das Publikum des Deutschen Theaters in Pest. Anschließend ging sie nach Siebenbürgen, wo sie 1823–27 auf der Bühne des Klausenburger Theaters nicht nur als Rosina in Gioachino Rossinis „Barbier von Sevilla“, Agathe in Carl Maria von Webers „Freischütz“ sowie Donna Anna in Mozarts „Don Giovanni“ Geschichte schrieb, sondern gemeinsam mit Kilényi durch die Gründung einer ungarischen Operngesellschaft, zu deren Mitgliedern u. a. →József Szerdahelyi, →Zsigmond Szentpétery von Sajószentpéter und →Miklós Udvarhelyi von Agyagfalva gehörten, auch als rührige Organisatorin des Theater- und Opernbetriebs in Erscheinung trat. Das Gastspiel dieser Gesellschaft am Deutschen Theater in Pest 1827 gilt als Höhepunkt von D.s Laufbahn. 1828–37 in Kaschau engagiert, spielte sie dort 1833 die Melinda bei der Uraufführung von →József Katonas „Bánk bán“. Aufgrund einer Erkältung während der Überschwemmung in Pest 1838 erlitt D. eine Schädigung des Stimmapparats, von der sie sich nie mehr erholte. 1837–38 Gründungsmitglied des Pester Ungarischen Theaters, 1846–47 Mitglied des Ungarischen Nationaltheaters in Pest, beendete D. 1847 ihre Karriere, versöhnte sich mit ihrem Mann, mit dem sie zunächst nach Tarcal, 1849 nach Diósgyőr zog. In Armut und Vergessenheit geraten, lebte sie nach seinem Tod ab 1862 bei ihrer Schwester in Miskolcz. Erst 1868, nach einem Auftritt ebendort, rückte D. kurzzeitig erneut in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: 1869 erhielt sie eine finanzielle Unterstützung aus der Radnótfáy-Stiftung des Ungarischen Nationaltheaters. Aus Dankbarkeit verfasste sie 1869–72 ihre Memoiren (Ms. in der Handschriftensammlung der Széchényi-Nationalbibliothek; Editionen: „Déryné naplója“, 2 Bde., ed. K. Törs, 1879; „Déryné naplója“, 3 Bde., ed. J. Bayer, 1900, vollständige Ausg.; „Déryné emlékezései“, 2 Bde., ed. P. Réz, 1955). D.s Erinnerungen, ein Höhepunkt der Memoirenliteratur des ungarischen Biedermeier, gelten zugleich als eine der wertvollsten theaterhistorischen Quellen der Zeit. Des Weiteren übersetzte sie mehrere Theaterstücke aus dem Deutschen, ihre Korrespondenzen wurden 1944 veröffentlicht (J. Bayer, „Déryné – Déryné levelei“, ed. G. Staud). In erster Linie im Fach der Naiven sowie als Sopransolistin beschäftigt, verfügte D. über ein Repertoire von über 200 Rollen. In Dramen von →Eduard von Bauernfeld, Charlotte Birch-Pfeiffer, →Franz Grillparzer, Kotzebue, Friedrich Schiller, William Shakespeare und →Ede Szigligeti glänzte sie ebenso wie als Opernsängerin in den Werken von Vincenzo Bellini, →Gaetano Donizetti, Wolfgang Amadeus Mozart, Gioachino Rossini oder Carl Maria von Weber. D., deren Leben in Theaterstücken, Romanen und Filmen verewigt wurde, erwarb sich unschätzbare Verdienste um die Etablierung der Schauspielkunst in Ungarn. Ihr Name ist wie kein anderer mit der stürmisch-heroischen Epoche des Wanderschauspiels verbunden.