Deschmann (Dežman) Karl (Dragotin), Politiker, Wissenschaftler und Schriftsteller. Geb. Idria, Krain (Idrija, SLO), 3. 1. 1821; gest. Laibach, Krain (Ljubljana, SLO), 11. 3. 1889. Sohn des Gerichtsschreibers Klemen (Clemens) Deschmann (gest. vor 1839) und von Theres Deschmann, geb. Schlegel. – Nach dem frühen Tod des Vaters stand D. unter der Obsorge seines Onkels Michael Deschmann. 1832 übersiedelte die Familie nach Salzburg, wo D. das Collegium Rupertinum besuchte. Nach dem Tod des Onkels ging er 1835 nach Laibach. 1838 begann er ein Medizinstudium in Wien, brach dieses jedoch krankheitsbedingt ab. 1840–44 studierte er Rechtswissenschaften, von den vier für das abschließende Doktorat vorgeschriebenen Rigorosen legte er 1845–48 jedoch nur drei ab. 1849 kehrte D. nach Laibach zurück und unterrichtete 1851–52 am Laibacher Obergymnasium. Ab 1852 wirkte er als Kustos am Landesmuseum. 1861–83 war D. Mitglied des Laibacher Stadtrats, 1871–73 Bürgermeister, von 1861 bis zu seinem Tod Landtags- sowie 1861–65 und 1873–79 Reichsratsabgeordneter. In jungen Jahren setzte sich D. intensiv für das Slowenentum ein, er verfasste die Rede „Slava Slavjanom“ und Gedichte wie „Še Slovenija ni zgubljena“ oder „Proklete grablje“, wobei er mit dem slowenischen Namen Dragotin signierte. Viele seine Werke wurden in der Zeitung „Novice“ veröffentlicht, für kurze Zeit vertrat D. auch →Janez Bleiweis als Redakteur dieser Zeitschrift. Wegen seiner liberalen Ansichten kam es 1861 im Reichsrat zu einem Bruch mit den anderen slowenischen Politikern, die – wie Bleiweis, →Etbin Costa u. a. – meist katholisch-konservativ eingestellt waren. Von der deutschliberalen Presse wurde D. deshalb als „deutscher Krainer“ gelobt. Anders als seine slowenischen Kollegen, denen er vorwarf, zwar viel zu reden, doch für ihr Volk wenig zu leisten, setzte er sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen Slowenen und Deutschen ein und trat gegen die Ideen der illyrischen Bewegung auf. Von der Narodna stranka (Nationalpartei) verstoßen, schloss sich D. der Partei der verfassungstreuen Großgrundbesitzer an, als dessen Krainer Vorsitzender er eine Zeit lang fungierte. Versuche einer engeren Zusammenarbeit mit den slowenischen Liberalen blieben hingegen erfolglos. D. schrieb zahlreiche Artikel für die inoffizielle Parteizeitung „Laibacher Tagblatt“ (später „Laibacher Wochenblatt“). Sein politisches Verhalten trug ihm das Verdikt eines „Verräters“ an der slowenischen Sache ein, seine zahlreichen Verdienste wurden daher v. a. seitens der slowenischen Nationalen nicht anerkannt. D. war nicht nur politisch, sondern auch auf wissenschaftlichem Gebiet aktiv. Er betrieb botanische und ethnographische Studien ebenso wie historische Forschungen, wobei die von ihm initiierten Ausgrabungen zu den jungsteinzeitlichen Pfahlbauten im Laibacher Moor seine bedeutendste Leistung darstellen. Daneben beteiligte er sich auch an den Ausgrabungen in Neviodunum (nahe Krško). Das Landesmuseum, dessen Neubau er initiierte, verdankt ihm ein erhebliches Anwachsen seiner Sammlungen. Landeskonservator D. war Mitglied in zahlreichen Vereinigungen, z. B. Ehrenmitglied der Triestiner Società Adriatica, Korrespondent der Wiener Geologischen Reichsanstalt (ab 1855) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Vorsitzender des Krainer Museumsvereins sowie der Krainer Sektion des deutsch-österreichischen Alpenvereins.