Dewéz, Josef Wilhelm Freiherr von (1826–1896), Postfachmann

Dewéz Josef Wilhelm Freiherr von, Postfachmann. Geb. Karlsbad, Böhmen (Karlovy Vary, CZ), 11. 9. 1826; gest. Vorderbrühl (Mödling, Niederösterreich), 5. 8. 1896; röm.-kath. Sohn des Johann Dewez (Dewetz), Postmeister in Karlsbad ab 1820, Postinspektor ebendort 1839–48, und seiner Frau Anna, geb. Fiedler, Tochter des Prager Bürgers und Handelsmanns Johann Fiedler, Vater des späteren Präsidenten der Salzburger Finanzlandesdirektion Emil Freiherr von Dewéz (1874–1952); ab 1873 verheiratet mit Maria Freiin Marx von Marxberg (1850–1920). – Nach Beendigung der juridisch-politischen Studien in Prag absolvierte D. ab 1849 ein Praktikum im Postinspektorat Karlsbad und wurde im Frühjahr 1850 als besoldeter Beamtenanwärter (Akzessist) an das Oberpostamt in Prag, Ende desselben Jahres nach Wien versetzt, wo er als Konzepts-Adjunkt in der Generaldirektion für Kommunikationen und später im Handelsministerium arbeitete. 1859 übernahm D., inzwischen Konzipist in der Staatstelegraphendirektion, für rund sechs Jahre den Aufbau, die Organisation und Leitung des Wiener Telegraphen Correspondenz Bureau, das die Verbreitung telegraphisch übermittelter Pressenachrichten in der Monarchie amtlich regelte und quasi als Sprachrohr der Regierung diente. Nach Übergabe der Leitung des Korrespondenzbüros war D. als Rechtsexperte bei Verhandlungen von Postverträgen mit dem Ausland tätig (1867 in Florenz mit Italien, 1869 in Pest mit Serbien und 1870 in Turin mit der Oberitalienischen Eisenbahngesellschaft), während er alle Stadien einer erfolgreichen Beamtenkarriere im Handelsministerium durchlief: 1866 wurde er zum Oberpostsekretär, 1868 zum Ministerialsekretär und 1870 zum Sektionsrat ernannt. 1872 rückte er in den Dienstrang eines Ministerialrats vor. 1876 wurde D. schließlich zum Sektionschef und Generaldirektor für Post- und Telegraphenangelegenheiten ernannt. Seine mehr als 13-jährige Amtszeit war durch zahlreiche große und kleine, zum Teil langfristige Verwaltungs- und Betriebsreformen gekennzeichnet, so die Zusammenlegung der bis dahin getrennt agierenden Bereiche Post und Telegraphie zur Post- und Telegraphenanstalt Anfang der 1880er-Jahre oder ein vereinfachtes Tarifsystem für Massensendungen und den Paketverkehr in Österreich-Ungarn und mit Deutschland (1878). In D.’ Amtszeit fielen die Einführung der Postsparkasse und des Postsparverkehrs (1883) sowie der Telephonie (1881), damals noch per Konzession durch das Handelsministerium als Privatbetrieb in großen Städten; ab 1886 begann staatlicherseits der Ausbau lokaler und interurbaner Telephonnetze. D. selbst nahm in den 1870er- und 1880er-Jahren als Delegierter an mehreren internationalen Konferenzen zum Post- und Telegraphiewesen teil, u. a. in Paris (1878), London (1879) und Lissabon (1885). Mit zahlreichen Orden des In- und Auslands dekoriert und 1881 in den Freiherrenstand erhoben, trat D. 1889 in den Ruhestand und war bis zu seinem Tod 1896 als Verwaltungsrat mehrerer Kreditinstitute, so der Niederösterreichischen Escompte-Gesellschaft, tätig.

L.: Die Presse, 14. 10. 1896; Verordnungen für die Oesterreichischen Post-Aemter, 1867, S. 317ff.; W. Krauss, Post-Beamten-Kalender für das Jahr 1877, 1877, S. 2; ders., Post-Almanach 1889, 1889, S. 2; Die Post in Karlsbad, 1906, S. 178ff.; Österreichische Post-Biographie 13: J. W. Freih. v. D. (Sonderabdruck aus: Zeitschrift für Post und Telegraphie, 1918, Nr. 1); E. Popp – K. Lukner, 100 Jahre Generaldirektion für die Post- und Telegraphenverwaltung, 1966, S. 24ff. (mit Bild); AdR, Wien; Pfarre Hinterbrühl, Niederösterreich; Pfarre Karlovy Vary, CZ.
(M. Herzog)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 182
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