Diesing (Dising) Karl Moritz (Karl Moriz, Carl Moritz, Carolo Mauritio, Karol Maurycy), Mediziner und Parasitologe. Geb. Krakau, Galizien (Kraków, PL), 26. 6. 1800; gest. Wien, 10. 1. 1867; röm.-kath. Sohn von Michael Adam Diesing, Assessor der Domänen- und Salinen-Administration in Lemberg, und Franziska Diesing, geb. von König. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Lemberg studierte D. ab 1819 Medizin an der Universität Wien. Naturwissenschaftlich bildete er sich bei →Johann Baptist Andreas Freiherr von Scherer, →Joseph Franz Freiherr von Jacquin, →Johann Gottfried Bremser und →Friedrich Mohs weiter; 1826 Dr. med. Ab 1822 arbeitete D. freiwillig in der helminthologischen Abteilung des zoologischen Cabinets unter der Leitung von Bremser. 1826 zum Assistenten an der Lehrkanzel der Botanik unter Jacquin ernannt, erhielt D. 1828 eine Stipendistenstelle in der mineralogischen Abteilung am Hof-Naturaliencabinet zur besonderen Verwendung (wohl aufgrund seiner einschlägigen Erfahrung) in der zoologischen Abteilung bei der Sammlung der Helminthen (Eingeweidewürmer). 1835 wurde er zum 1. Aufseher der mineralogischen Abteilung, 1836 zum 2. und 1843 zum 1. Kustosadjunkten der zoologischen Abteilung ernannt. Seine einzige Auslandsreise führte ihn 1846 nach Berlin und Hamburg. 1852 trat er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. D. besaß umfassende Kenntnisse auf den Gebieten der Mineralogie, Botanik (v. a. Algen und Farne, wobei seine begonnene „Monographia filicum“ unpubliziert blieb) sowie Zoologie. Sein besonderes Interesse galt den Helminthen. 1850–51 publizierte er das zweibändige „Systema helminthum“, das ein breites Spektrum auch nicht parasitärer „niederer“ wirbelloser Tiere beinhaltete. Dieses Standardwerk und die Bearbeitung der reichen Helminthen-Ausbeute →Johann Natterers von dessen 17-jähriger Forschungsreise in Brasilien trug D. eine herausragende internationale Reputation als Systematiker und Taxonom ein. D. beschrieb zahlreiche neue Arten, die Belege (Typen) sind im Naturhistorischen Museum Wien aufbewahrt. Der ab 1847 fortschreitende Verlust seines Augenlichts hielt ihn nicht vom wissenschaftlichen Publizieren ab. Bemerkenswerte mikroskopische Abbildungen wurden noch vor D.s Erblindung unter seiner Anleitung vom Zeichner Joseph Zehner angefertigt. Unterstützt vom Leiter des zoologischen Cabinets →Vincenz Kollar und v. a. mit Hilfe seines Freunds und Kollegen →August Pelzel von Pelzeln diktierte er aus dem Gedächtnis zahlreiche biosystematische Arbeiten zu Wirbellosen. D. stand in intensivem Austausch mit in- und ausländischen Forschern wie →Karl Wedl, Raphael Molin, →Franz Müller, Johannes Müller, Christian Gottfried Ehrenberg, Hugo von Mohl, Matthias Jacob Schleiden, Emil Adolf Rossmässler, Charles Martins, Karl Ernst von Beer, Carl Adolph Agardh und Jacob Georg Agardh. Er war ab 1835 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, ab 1840 Ehrenmitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, ab 1847 korrespondierendes, ab 1848 wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, ferner Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle, der Academy of Natural Sciences of Philadelphia, der Gesellschaft für Natur und Heilkunde zu Dresden, der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften zu Freiburg im Breisgau sowie des Göttingischen Vereins für Natur- und Heilkunde.