Dingelstedt Franz Freiherr von, Schriftsteller, Theaterdirektor und Dramaturg. Geb. Halsdorf, Großherzogtum Hessen (D), 30. 6. 1814; gest. Wien, 15. 5. 1881 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Wiener Zentralfriedhof); evang. AB. Sohn des Unteroffiziers und späteren Klostervogts Johann Dingelstedt (1783–1857) und der Johanna Dingelstedt, geb. Metzger (1795–1836); ab 1844 mit der Sängerin →Jenny Lutzer verheiratet; fünf Kinder. – D. studierte 1831–34 Theologie und Philologie in Marburg und war zunächst Gymnasiallehrer in Ricklingen (Hannover), Kassel und Fulda. Als Verfasser politischer Lyrik des Jungen Deutschland und Herausgeber der Zeitschrift „Der Salon“ wurde er wegen seiner freisinnigen Äußerungen mehrmals ermahnt und verlor schließlich seinen in Jena erworbenen Doktortitel und sein Gehalt. Ab 1840 war er Mitarbeiter der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“, hatte als Auslandskorrespondent längere Aufenthalte in Paris, London und Wien und gab in der Folge seine republikanischen Ideale auf. 1843–51 wirkte D. über Vermittlung von Ottilie von Goethe als Vorleser und Bibliothekar des Königs von Württemberg und wurde 1846 Dramaturg am Stuttgarter Hoftheater. Ab 1851 Intendant des Hof- und Nationaltheaters in München, organisierte er die Mustergastspiele anlässlich der Münchner Industrieausstellung 1854. Er zählte zu den hervorragendsten Mitgliedern der poetischen Tafelrunde König Maximilians II. und erzielte auch als Bühnenleiter glänzende Erfolge durch die Klassiker-„Gesamtgastspiele“ (1854), die aufgrund der Cholera-Epidemie allerdings defizitär ausfielen. Auf Drängen der Ultramontanisten wurde er 1856 entlassen. →Franz von Liszt vermittelte ihm 1857 den Intendantenposten an der Hofbühne in Weimar (1859 Schiller-Zyklus, 1864 Shakespeare-Zyklus), wo er früh sehr erfolgreich Menschenmassen auf der Bühne inszenierte. Ab Juli 1867 war er provisorischer, von April 1869 bis Dezember 1870 definitiver artistischer Direktor der Wiener Hofoper; in seine Ära fiel 1869 die Eröffnung des neuen Opernhauses am Ring. Von Dezember 1870 bis Mai 1881 Direktor des Hofburgtheaters, verhalf er dem Haus zu einer Glanzzeit (Shakespearewoche 1875). →Heinrich Laubes „Wortregie“ löste er mit einer die visuellen Komponenten betonenden „Bildregie“ ab, wofür er mit dem Beinamen „Makart des Theaters“ geehrt wurde. D. war maßgeblich an der Planung des Hofburgtheaterneubaus an der Ringstraße beteiligt. Als Schriftsteller verfasste er neben Dramen, Romanen und Novellen auch autobiographische Darstellungen und übersetzte Shakespeare-Dramen. Volkstümliche Berühmtheit erlangte sein von Gustav Pressel vertontes „Weserlied“ (1835). Anlässlich der Ernennung zum Burgtheaterdirektor erhielt D. 1870 den Hofratstitel und wurde nobilitiert, anlässlich der Zentenarfeier des Burgtheaters 1876 erfolgte seine Erhebung in den österreichischen Freiherrenstand. Er war Mitbegründer der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft und 1859–65 Präsident der Schiller-Stiftung. Eine D.-Sammlung befindet sich im Museum Die Eulenburg in Rinteln, Deutschland.