Doelter, Cornelio; eigentl. Doelter y Cisterich (1850–1930), Mineraloge

Doelter Cornelio, eigentl. Doelter y Cisterich, Mineraloge. Geb. Arroyo, (span.) Gen.kapitanat Puerto Rico (PRI), 16. 9. 1850; gest. Kolbnitz (Kärnten), 8. 8. 1930 (begraben: Graz, Steiermark). Sohn des Kaufmanns Carl August Doelter (1818–1886), der nach Puerto Rico auswanderte, wo er zunächst die Zuckerrohr- und Kaffeeplantagen seiner Frau verwaltete und sich später dem Handel widmete, und von Francisca Doelter, geb. de Cisterich y de la Torre (1816–1894); 1876–1915 verheiratet mit der Malerin und Graphikerin Eleonore Doelter, geb. Fötterle (1855–1937), ab 1919 in 2. Ehe mit Maria Doelter, geb. Schilgerius (geb. 1889). – Nach dem Besuch der Lyzeen in Karlsruhe (1860–65) und Paris (1865–68) erwarb D. 1869 das Diplom eines Bachelier an der Faculté des Sciences in Paris und wollte sich an der École Centrale des Arts et Manufactures weiterbilden. Kurz vor Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs verließ er jedoch im Sommer 1870 Paris, studierte im selben Jahr Chemie, Physik und Mineralogie in Freiburg im Breisgau sowie 1871 in Heidelberg, wo er 1872 ohne Dissertation zum Dr. phil. promoviert wurde. 1873 trat er als Volontär an der Geologischen Reichsanstalt in Wien ein, 1875 habilitierte er sich an der Universität Wien für Geologie mit besonderer Berücksichtigung des Vulkanismus. 1876 wurde er zum ao. Professor für Mineralogie und Petrographie an der Universität Graz ernannt, 1883 zum Ordinarius; 1886/87 Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Graz, 1906/07 Rektor. 1907 wurde er an die Universität Wien berufen, wo er bis zu seinem Ruhestand 1921 die Lehrkanzel für Mineralogie innehatte. D. absolvierte zahlreiche Forschungsreisen in Europa sowie in das westafrikanische Oberguinea, auf die Kapverden, die Kanarischen Inseln, in die französische Sahara, nach Ägypten, Kleinasien, in den Ural und nach Sibirien, wobei er auch eine Reihe von Staatsmännern, Gelehrten, Dichtern und Künstlern kennenlernte. D.s wissenschaftliches Werk, das zahlreiche Publikationen umfasst, ist besonders durch Arbeiten auf dem Gebiet der physikalisch-chemischen Mineralogie, namentlich der Synthese von Silikaten, ausgewiesen. Erwähnenswert ist seine 1906 erschienene Publikation „Petrogenesis“, die lange Zeit zu den grundlegenden Werken dieser Art zählte und die Basis für weiterführende Forschungen in den USA und in Deutschland bildete. Bahnbrechend waren ebenso seine Bücher „Das Radium und die Farben“ (1910) und „Die Farben der Mineralien“ (1915). Er fungierte zudem gemeinsam mit Hans Leitmeier als Herausgeber des „Handbuchs der Mineralchemie“ (4 Bde., 1912–31) und als Redakteur der „Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark“. Nach ihm ist das Mineral Doelterit benannt. 1892 Präsident des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark, 1899 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, wurde D. 1902 zum korrespondierenden und 1928 zum wirklichen Mitglied der (kaiserlichen) Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt. Ab 1909 fungierte er als Vorstandsmitglied und 1910–11 als Präsident der Wiener Mineralogischen Gesellschaft; 1910 Hofrat.

Weitere W.: s. Fischer.
L.: NWT, 12., NFP, Wiener Neueste Nachrichten, 13. 8. 1930; Almanach Wien 81, 1931, S. 314ff. (mit Bild); Jb. der Wr. Ges.; Poggendorff 3–5; W. Hammer, in: Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, 1930, S. 213f.; F. Angel, in: Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark 69, 1932, S. 84f.; W. Fischer, in: Joanneum, Mineralogisches Mitteilungsblatt 1/2, 1971, S. 1ff. (mit Bild und W.); H. W. Flügel, Geologie und Paläontologie an der Universität Graz 1761–1976, 1977, s. Reg.; B. Hubmann, in: Mitteilungen der Abteilung Geologie Paläontologie und Bergbau am Joanneum 55, 1997, S. 161f. (mit Bild); E. Schübl, Mineralogie, Petrographie, Geologie und Paläontologie, 2010, s. Reg. (mit Bild); F. Pertlik, in: Mensch – Wissenschaft – Magie, Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte 30, 2013, S. 133ff. (mit Bild); UA, Wien; UA, Graz, Steiermark.
(D. Angetter – B. Hubmann)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 191
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