Domanig-Roll Roman Cornelius, eigentl. Domanig, Texter, Komponist und Beamter. Geb. Wien, 9. 6. 1882; gest. ebd., 16. 3. 1938; röm.-kath. Vermutlich aus einer alten Theaterfamilie stammend, angeblicher Enkel des Theaterdirektors in Baden bei Wien (1850–60) Anton August Roll (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 1795 oder 1796; gest. Wien, 6. 2. 1861), unehelicher Sohn der Bronzearbeiterin Christina Domanig, angeblicher Neffe des Theaterregisseurs Anton Roll (geb. Wien, 8. 12. 1835; gest. Frankfurt am Main, Preußen/D, 13. 3. 1906) und der Solotänzerin der Wiener Hofoper (ca. 1855–65) Eveline Roll, Vater des Komponisten, Pianisten und Beamten Roman Domanig (geb. Wien, 1907); ab 1906 mit Hermine Domanig, geb. Bauhof, verheiratet. – D. besuchte nach der Volks- und Bürgerschule eine Fortbildungsanstalt im graphischen Gewerbe und erlernte das Handwerk der Lithographie. Im Brotberuf war er zunächst Amtsdiener und zuletzt Oberbeamter im Wiener Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt. Über seine musikalische Ausbildung ist nichts bekannt. Er war ein hochbegabter Zitherspieler, begann mit 20 Jahren zu komponieren und schrieb Lieder zu Texten von Franz Allmeder („Secht’s Leutʼln, so war’s anno dreißig in Wien“, „Wann mich der Herrgott fragert“), Walter Herbe („Der Wiener Troubadour“) und Karl Koller („Lannermusik“). Zu seinen berühmtesten Kompositionen gehören „Am Bankerl beim Nussbaum“ (Text: Josef Kainer) oder auch „Beim Thurybrückl wartʼ ich auf dich“ (Text: Ridi Walfried). Er verfasste aber auch selbst Texte zu vielen Wienerliedern, u. a. für die "Komponisten →Rudolf Kronegger („Im Himmel spielt der Ziehrer“), Karl Föderl („So war’s amol in Wean“) und Ludwig Gruber („Die Badner Blumenuhr“). Im 1. Weltkrieg diente er an der italienischen Front und war bei der Kriegsvermessung im Einsatz. 1921 gründete er gemeinsam mit Gruber die Gesellschaft zur Hebung und Förderung der Wiener Volkskunst und wurde zunächst deren 1. Schriftführer, später auch Vizepräsident. D. war mit Gruber und Franz Gerlach Mitherausgeber des dritten Bands (1925) der „Wiener Lieder und Tänze“, die von der Stadt Wien bei →Eduard Kremser in Auftrag gegeben worden waren (die sogenannten „Kremser Alben“, 1. Bd. 1911, 2. Bd. 1913).