Dombrowski zu Paproz und Kruserevice, Raoul von (1833–1896), Forstwirt und Schriftsteller

Dombrowski (zu Paprosz und Kruszwice) Raoul von, Forstwirt und Schriftsteller. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 3. 6. 1833; gest. Wien, 3. 9. 1896. Entstammte einem alten polnischen Adelsgeschlecht. – D. absolvierte das akademische Gymnasium und trat anschließend als Kadett in das ungarische Infanterieregiment Nr. 37 ein. Mit diesem nahm er 1848 am Feldzug in Italien teil. Bereits nach einjähriger Dienstzeit wurde er zum Leutnant, später zum Oberleutnant befördert. Nach dem Tod seines Vaters studierte er an der Akademie Hohenheim drei Semester Landwirtschaft und unternahm anschließend eine längere Studienreise durch Europa. 1859 kehrte er auf seine Güter Ullitz und Jesna bei Pilsen zurück und errichtete dort eine Brennerei, eine Malzfabrik, eine Dampfmühle, eine Ziegelei und eine Schlosserei, um die eigenen landwirtschaftlichen Produkte durch industrielle Verarbeitung zu veredeln und damit den höchstmöglichen Ertrag zu erzielen. In dieser Zeit entstanden seine ersten Publikationen, die in landwirtschaftlichen Kreisen Aufmerksamkeit erregten. Das Ackerbau-Ministerium ernannte ihn in der Folge zum Landeskulturrat für Böhmen. 1872 verkaufte D. seinen Besitz und erwarb dafür die landtäflichen Güter Kamen und Esche bei Tabor, die er jedoch 1873 durch Betrug seines Anwalts verlor. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, wandte sich D. der Publizistik zu. 1877 übersiedelte er nach Wien und trat ein Jahr später als Hof-Forstmeister in den kaiserlichen Jagddienst, den er jedoch bald wieder verließ, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Seine zahlreichen selbstständigen Werke zeugen von schriftstellerischer Begabung, Geist und Humor. Auch sein Talent als Zeichner und Maler ist unbestritten. Landwirtschaftliche und später v. a. die Jagd betreffende Themen stehen im Vordergrund, und seine achtbändige „Allgemeine Encyklopädie der gesammten Forst- und Jagdwissenschaften“ (1886–94) gilt bis heute als Standardwerk.

Weitere W.: Die Urproduction und Industrie der Land- und Forstwirthschaft, 1869; Das Reh, 1876; Aus dem Tagebuche eines Wildtödters, 1878 (Neuaufl. 2012); Der Fuchs, 1883; Lehr- und Handbuch für Berufsjäger, 1884; Geweihe und Gehörne, 1884; Wald-Brevier, 1885; Der Wildpark, seine Einrichtung und Administration, 1885; Ungereimte Waldpoesie, 1888; Rudolf, Kronprinz von Oesterreich-Ungarn als Forscher und Weidmann, 1889; Das Jagdrevier, dessen Verwaltung und Pflege, 1890; Illustrirter Jagd-Kalender. Ein Vademecum für Jäger und Jagdfreunde, 1895–97; Lehr- und Handbuch des Weidwerks für Berufsjäger und Jagdfreunde, 3. Aufl., 1896; Culturschutz und Wildhege, 1897.
L.: Otto; J. Weinelt, in: Österreichische Forst- und Jagd-Zeitung 14, 1896, S. 291; Oesterreichisches Landwirthschaftliches Wochenblatt 22, 1896, S. 294; Wiener Landwirthschaftliche Zeitung 46, 1896, S. 616; WStLA, Wien.
(P. Wiltsche)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)