Donath, Julius (1870–1950), Internist

Donath Julius, Internist. Geb. Wien, 11. 11. 1870; gest. ebd., 1. 9. 1950; mos. Sohn des Geschäftsmanns Leopold Donath (1836–1883) und der Ida Donath, geb. Roth (1848–1921); verheiratet mit Anna Donath, geb. Kindler (1883–1962). – Nach der Matura am Franz-Joseph-Gymnasium (1889) studierte D. an der medizinischen Fakultät der Universität Wien; 1895 Dr. med. Seine Ausbildung erhielt er u. a. an der I. medizinischen Universitätsklinik bei →Hermann Nothnagel. Zunächst Assistent an der internen Abteilung der Wiener Poliklinik bei →Julius Mannaberg, wirkte D. 1898–1907 als Assistent an der Klinik Nothnagel. 1905 habilitierte er sich an der medizinischen Fakultät der Universität Wien für Innere Medizin mit einer Arbeit über paroxysmale Kältehämoglobinurie, eine Erkrankung aus der Gruppe der autoimmunhämolytischen Anämien, die v. a. im Kindesalter auftritt („Beiträge zur Lehre von der paroxysmalen Kältehaemoglobinurie“, in: Zeitschrift für klinische Medizin 52, 1904). 1910 wurde D. zum Primararzt der II. medizinischen Klinik am neu errichteten Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft in Wien-Döbling bestellt, wo er bis 1936 tätig war; 1927 ao. Professor. Außerdem war er, ebenfalls ab 1910, bis Februar 1938 Konsiliararzt der Krankenkasse für kaufmännische Angestellte. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde D. aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Venia legendi entzogen. Als sogenannter Krankenbehandler ausschließlich zur Behandlung jüdischer Patienten zugelassen, übernahm er im Oktober 1938 die Leitung der internen Abteilung am Spital der Israelitischen Kultusgemeinde (Rothschild-Spital). Er überlebte die Zeit der NS-Herrschaft in Wien, geschützt durch seine Ehe mit einer nichtjüdischen Frau. Die Serodiagnostik verdankt D., in Zusammenarbeit mit dem späteren Nobelpreisträger →Karl Landsteiner, die Entwicklung des Bluttests zum Nachweis der nach ihren Erforschern benannten Donath-Landsteiner-Antikörper zur Diagnose der paroxysmalen Kältehämoglobinurie (Donath-Landsteiner-Test). Weitere Forschungen widmete er den Erkrankungen der Nierenhüllen, der Chondrodystrophie (Kleinwuchs), der Proteinkörpertherapie sowie der Malariatherapie. D. war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte sowie der Gesellschaft für Innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien. 1930 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

Weitere W. (s. auch Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten des Dr. J. D. …, 1905): Weitere Beobachtungen über paroxysmale Hämoglobinurie, in: Centralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten 45, 1907 (gem. mit Landsteiner); Über Kältehämoglobinurie, in: Ergebnisse der Hygiene, Bakteriologie, Immunitätsforschung und experimentellen Therapie. Fortsetzung des Jahresberichts über die Ergebnisse der Immunitätsforschung 7, 1925 (gem. mit Landsteiner); Über Erkrankungen der Nierenhüllen (Perinephritis und Paranephritis), in: WMW 75, 1925; Über Albuminurie und ihre Bedeutung für Prognose und Therapie, in: WKW 38, 1925; Untersuchungen über den chondrodystrophischen Zwergwuchs, in: Wiener Archiv für innere Medizin 10, 1925.
L.: Fischer; Ärzteblatt für die Deutsche Ostmark 1, 1938, Nr. 13, S. 229; WKW 62, 1950, S. 818; J. Bauer-Merinsky, Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938, phil. Diss. Wien, 1981, S. 36; Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 (mit Bild, nur online, Zugriff 25. 2. 2017); DÖW, UA, WStLA, alle Wien.
(Ch. Kanzler)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)