Dormitzer, Max (Markus) (1818–1853), Naturwissenschaftler und Illustrator

Dormitzer Max (Markus), Naturwissenschaftler und Illustrator. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 2. 12. 1818; gest. ebd., 23. 8. 1853; mos. Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Aron Emanuel Dormitzer (gest. Prag, 27. 12. 1844) und der Rebekka (Rosalia) Dormitzer, geb. Dormitzer (geb. Prag, 26. 8. 1792; gest. ebd., 25. 7. 1860). – Nach Absolvierung des Gymnasiums ließ sich D. 1839–40 in Blumenmalerei bei Sebastian Wegmayr an der Akademie der bildenden Künste in Wien ausbilden. Anschließend besuchte er in Hamburg, wohin ihn familiäre Beziehungen führten, die Gewerbeschule, um sich in Illustrations- und Drucktechniken fortzubilden, besonderes Augenmerk legte er dort auf lithographische Verfahren. Nach Prag zurückgekehrt, arbeitete er intensiv mit →August Corda zusammen. Für dessen „Beiträge zur Flora der Vorwelt“ (1845) erstellte D. einen Großteil der Abbildungen. Auch später lieferte er Illustrationen für zahlreiche Werke namhafter Naturwissenschaftler, so beispielsweise für die paläontologischen Werke von →August Emanuel von Reuss, wie „Beiträge zur Charakteristik der Kreideschichten in den Ostalpen, besonders im Gosauthale und am Wolfgangsee“ (in: Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 7, 1854). 1848 trat D. als Volontär in das Böhmische Museum ein und bearbeitete dort die botanischen und paläontologischen Sammlungen. 1849 zum Inspizienten und im Februar 1850 zum Assistenten befördert, ernannte man D. im Dezember 1850 als Nachfolger des in der Karibik verunglückten Corda zum Kustos der zoologischen und paläontologischen Sammlungen. Seit frühester Jugend naturwissenschaftlich interessiert, widmete sich D. zunächst botanischen Studien. Seine erste Publikation bildete die „Kurze Uebersicht der Flora von Hamburg“ (in: Beiträge zur gesammten Natur- und Heilwissenschaft 4, 1838). Später war er verstärkt im naturwissenschaftlich-medizinischen Verein Lotos engagiert und redigierte die gleichnamige Vereinszeitschrift ab 1853. Dort publizierte er auch die Mehrzahl seiner Arbeiten zu verschiedenen naturgeschichtlichen Themen, wie „Die Halipliden. Ein Beitrag zur vergleichenden Anatomie der Coleopteren“ (in: Lotos 1, 1851), „Die Wirbelsäule der Fische“ (ebd. 2, 1852) und „Beiträge zur Kunde vorweltlicher Pflanzenreste“ (ebd. 3, 1853). 1852 unternahm er zusammen mit →Eduard Oscar Schmidt eine zweiwöchige Sammelreise nach Dalmatien, worüber ein Bericht erschien (ebd. 2, 1852). 1853 beschrieb D. eine neue Gattung von Süßwassergarnelen unter dem Namen Troglocaris und zu Ehren von →Ferdinand Jožef Schmidt eine vermeintlich neue Art als Troglocaris schmidtii (ebd. 3, 1853). Zwischen 1848 und dem Sommer 1849 hatte D. bei →Eduard Sueß paläozoische Versteinerungen im Böhmischen Museum demonstriert und einen gemeinsamen geologischen Ausflug nach Kuchelbad im heutigen Prag organisiert. Damit weckte er entscheidende erdwissenschaftliche Interessen bei Sueß. 1851 übernahm D. die reichhaltige Sammlung exotischer Insekten von →Johann Wilhelm Helfer zur Bearbeitung und hatte bereits Beschreibungen und Abbildungen von rund 800 Käferarten fertiggestellt, verstarb jedoch noch vor deren Veröffentlichung. Nach ihm wurden u. a. 1847 die Trilobiten Odontopleura dormitzeri und Paradoxides dormitzeri, 1849 eine fossile Schnecke Achatina dormitzeri, 1852 ein Trilobit Bronteus dormitzeri, 1854 eine fossile Koralle Brachyphyllia dormitzeri, 1854 eine Wurzeltrüffel Rhizopogon dormitzeri, 1879 die Armfüßer Atrypa dormitzeri und Eichwaldia dormitzeri, 1922 ein Prachtkäfer Phlocteis dormitzeri sowie 1925 ein weiterer Prachtkäfer Hylaeogena dormitzeri benannt.

Weitere W.: Einige Worte über die Minutien der tropischen Fauna, in: Lotos 1, 1851; Notiz über das gegenwärtig hier ausgestellte Skelet des Zeuglodon macrospondylus aus Nordamerica, ebd.; Die Formverhältnisse der Echinodermen, ebd. 3, 1853; L. Agassiz’s Ideen über Classification der Insecten, ebd.
L.: Der Tagesbote aus Böhmen, 25., Pražské noviny, 26., Die Presse, 27. 8. 1853; Oesterreichisches Botanisches Wochenblatt 2, 1852, S. 190, ebd. 3, 1853, S. 294; Lotos 3, 1853, S. 177; Der Humorist 17, 1853, S. 787; J. B. Zobel, Augusti Car. Jos. Corda Iconum fungorum hucusque cognitorum tomus 6, 1854, S. 70; W. Nebeský, Geschichte des Museums des Königreiches Böhmen, 1868, S. 158; V. Maiwald, Geschichte der Botanik in Böhmen, 1904, s. Reg.; E. Sueß, Erinnerungen, 1916, S. 71; O. Štěpánek, in: Časopis Národního Muzea, oddíl přírodovědný 140, 1972, S. 1ff.; ABK, Gesellschaft Adler, beide Wien; Mitteilung Georg Gaugusch, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)