Drexler, Josef; bis 1859 Drechsler (1850–1922), Architekt und Baumeister

Drexler Josef, bis 1859 Drechsler, Architekt und Baumeister. Geb. Wien, 8. 2. 1850; gest. ebd., 6. 1. 1922; röm.-kath. Vorehelicher, später legitimierter Sohn des Bautischlermeisters und Stiegengeländerherstellers Johann Drechsler (gest. 1894) und von Anna Gressl, Bruder von →Anton Drexler; ab 1882 in 1. Ehe mit Josepha Kriegler (1862–1883), ab 1896 in 2. Ehe mit Irma Theresia Biehler (1862–1934) verheiratet. – D. absolvierte 1869–71 ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in der Spezialschule Hansen und anschließend ein Praxisjahr bei den Architekten Heinrich Claus und →Josef Gross. 1873 gründete er ein eigenes Architekturbüro, das allerdings zunächst nicht sehr erfolgreich war, sodass er 1878–85 als Architekt im Wiener Stadtbauamt arbeitete. 1883 trat sein jüngerer Bruder Anton in die Firma ein. Nachdem D. auf Grund privater Probleme einige Zeit in einer Nervenheilanstalt verbringen musste (1883 Tod der 1. Ehefrau infolge einer Frühgeburt), wurde Anton Drexler 1884 Teilhaber der Firma seines Bruders, die fortan als Brüder (Gebrüder) Drexler firmierte, eine äußerst erfolgreiche Tätigkeit entfaltete und monarchieweit unterschiedlichste Bauaufgaben realisierte. Der Schwerpunkt der Tätigkeit lag in der Errichtung einer Vielzahl von Wohn- und Geschäftshäusern, die durch reichen barocken Dekor und zum Teil aufwendige Fassadenmalerei sowie Vergoldungen ein repräsentatives Aussehen erhielten (z. B. Columbus-Hof, 1892, Wien 10). Um 1910 flossen auch Motive des Jugend- bzw. Heimatstils in die Außengestaltungen ein. Das monumentalste Gebäude schufen die Brüder D. mit dem Wohn- und Geschäftshaus Palais des Beaux Arts (1908–09, Wien 3), das ursprünglich als Modezentrum Chic Parisienne geplant war. Die mit Erkern rhythmisierte Fassade findet ihren Höhepunkt in dem Eckturm, der gelenkartig in den Baukörper eingeschoben wurde. Die Fassaden sind vielfältig gegliedert, reicher, figürlicher Schmuck sowie florale, vom belgischen Jugendstil beeinflusste Ornamentik zeigen die Hinwendung zu modernen Strömungen. Die Brüder errichteten auch Schulen (z. B. Polytechnische Schule, 1893–94, Laa an der Thaya), Amtshäuser (z. B. Rathaus Floridsdorf, 1901–03, Wien 21) sowie eine Kaserne in Stockerau (1886–89), wobei den öffentlichen Gebäuden durch schlichte Neorenaissanceformen eine gediegene Repräsentanz verliehen wurde. Eine Reihe von Bauten für Pferderennbahnen erhielt durch Heimatstilformen ländlichen Charakter (Galopprennbahn Freudenau, 1885–87). Für die Kaiser-Jubiläums-Ausstellung in Wien 1898 errichteten die Brüder etliche Ausstellungsgebäude mit reichem barockem Dekor sowie bewegten Figurenplastiken (Pavillon der Stadt Wien). Auf Grund von Unstimmigkeiten lösten die Brüder 1912 ihr gemeinsames Atelier auf, was ein abruptes Ende ihrer bislang sehr erfolgreichen Karriere bedeutete. D. war ab 1874 Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins.

Weitere W. (s. auch Architektenlexikon): Palais Primavesi, 1898 (Šumperk); Kaiser Franz Josef-Jubiläumsschule, 1898–99 (Wien 21); Wiener Trabrennverein Krieau, 1910 (Wien 2); etc. – Publ. (gem. m. Anton D.): Pferdegestüt mit Wasserturm in Kagran, in: Der Bautechniker 18, 1898.
L.: AKL; Kosel 1; Thieme–Becker; M. Paul, Technischer Führer durch Wien, 1910, s. Reg.; A. Lehne, Jugendstil in Wien, 1989, s. Reg.; R. M. Kuttig, Die Architektur von Anton & J. D. in Wien 1–2, historisch-kulturwissenschaftliche DA Wien, 2008; Architektenlexikon Wien 1770–1945, www.architektenlexikon.at (m. W. u. L., Zugriff 21. 1. 2014); ABK, Wien.
(I. Scheidl)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)

Medien
Das 1901 errichtete Mietshaus, wo sich auch das Atelier der Brüder D. befand, Wien 3, Kolonitzgasse 4
Der 1892 gem. mit seinem Bruder Josef D. errichtete Columbus-Hof, Wien 10
Das 1908-09 errichtete Palais des Beaux Arts in Wien 3, Löwengasse 47-47A