Dryák, Alois (1872–1932), Architekt

Dryák Alois, Architekt. Geb. Wolschan-Brandeisl, Böhmen (Brandýsek-Olšany, CZ), 24. 2. 1872; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 6. 6. 1932. Verheiratet mit Emma Dryák, geb. Stelzer. – Nach Besuch des Gymnasiums studierte D. 1889–95 an der Kunstgewerbeschule in Prag bei →Friedrich Ohmann und ab 1895 Hochbau an der Prager tschechischen Technischen Hochschule. Ab 1898 lehrte er Zeichnen an der Prager Fachschule für Goldschmiedekunst, 1903–13 kunstgewerbliche Bearbeitung der Metalle an der Kunstgewerbeschule und ab 1906 Perspektive an der Akademie der bildenden Künste. Bereits nach dem Studium beteiligte sich D. mit dem Bildhauer →Stanislav Sucharda d. Ä. an bedeutenden Prager Wettbewerben, bei denen sie 1897 für den Springbrunnen vor dem Künstlerhaus Rudolfinum (nicht realisiert) und 1899 für das Palacký-Denkmal (enthüllt 1912) den 1. Preis erhielten. 1898 entwarf er die neue Ausstattung des Zentral-Pavillons für die große Ausstellung der Architektur und des Ingenieurswesens in Prag. Als Ohmann nach Wien übersiedelte, wurde D. gemeinsam mit →Bedřich Bendelmayer (ebenfalls einer von Ohmanns Schülern) mit der Fertigstellung des Prager Jugendstil-Hotels Central beauftragt (1898–1902), wobei D. namentlich für Entwürfe des Interieurs verantwortlich war. Den Bau verwirklichte der Bauunternehmer Quido Bělský, für den D. später das Hotel Garni (das spätere Hotel Meran) auf dem Wenzelsplatz im floralen Jugendstil entwarf (1903–05). 1905 übernahm er auch Ohmanns Auftrag für die architektonische Gestaltung des Denkmals für den Hl. Wenzel auf dem Wenzelsplatz, das zum Symbol der tschechischen Staatlichkeit wurde. Vor dem 1. Weltkrieg projektierte D. v. a. Wohnhäuser und Schulgebäude (Staatsrealschulen in Kladno, 1903–05, und in Böhmisch Trübau, 1910–12), bei denen er stilistisch zur dekorativen geometrischen Moderne gelangte. Sein Wettbewerbsprojekt für das tschechische Nationaltheater in Brünn mit der interessanten Gestaltung des Bauvolumens und der gerundeten Stirnfassade erzielte 1910 den 2. Preis. In den 1920er-Jahren entstanden Projekte für große öffentliche Gebäude Prags im stark plastischen Stil, der sich anfangs dem Art Deco (Gewerkschaftshaus an der Ulice Na Perstýně, 1919–22; Radiopalast, 1922–25; Haus des Orbis-Verlags, 1925–26), später dem Klassizismus annäherte (Sitz der Tschechoslowakischen Tabakregie, Prag, 1926–28; tschechische Minderheitenschule in Šumperk, 1926–28). Zum Höhepunkt von D.s Wirken zählt die urbanistische Lösung der Anlage für die Masaryk-Universität in Brno-Veveří von 1925, von der allerdings nur das Gebäude der Juristischen Fakultät (1927–33) verwirklicht wurde. Er beteiligte sich erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben, v. a. für städtebauliche Studien der Prager Stadtteile Letná, Dejvice, Malá Strana und Strahov sowie 1929 für einen Bebauungsplan von Bratislava. Als aktives Mitglied des tschechischen Turnvereins Sokol projektierte D. mehrere Stadien für große Sportfeste, so etwa den provisorischen Holzbau des Strahov-Stadions (1912 und 1920) und schließlich 1932 dessen Erneuerung mittels Betontribünen (das Stadion galt damals als das größte der Welt). Ab den 1930er-Jahren wandte er sich dem Funktionalismus zu (einer seiner letzten Aufträge war die Sokol-Turnhalle in Praha-Vršovice, 1932–33). Obwohl D. manchmal von Anhängern des Funktionalismus ignoriert wurde, darf er doch als Wegbereiter der neuen Formen bezeichnet werden. Er zählt zu den erfolgreichsten Architekten seiner Zeit. 1914 wurde er in den Verwaltungsrat der Firma Heinrich Röhrs (Jindřich Röhrs) gewählt. Sein Nachlass befindet sich im Národní technické muzeum in Prag.

Weitere W.: s. Styl; Encyklopedie architektů. – Publ.: Architekt A. D., 1930.
L.: Národní listy, 24. 2. 1932; BSČZ; Otto; Otto, Erg.Bd.; Toman; Vollmer; F. X. Harlas, Sochařství, stavitelství, 1911, S. 189ff.; Z. Wirth, in: Umění 5, 1932, S. 498f.; Styl 12 (17), 1932/33, S. 22f., 48ff. (mit W.); J. E. Koula, Nová česká architektura a její vývoj ve XX. století, 1940, s. Reg.; Tschechische Kunst 1878–1914: auf dem Weg in die Moderne, Darmstadt 1984, S. 16f., 52 (Kat., mit Bild); Nová encyklopedie českého výtvarného umění 1, ed. A. Horová, 1995; R. Švácha, Od moderny k funkcionalismu, 1995, s. Reg.; Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, ed. P. Vlček, 2004 (mit W.); Digitalizované pobytové přihlášky pražského policejního ředitelství (konskripce) 1850–1914 (online).
(V. Laštovičková)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)