Dück Johannes, Ps. G. v. Demis, Mediziner, Lehrer und Fachschriftsteller. Geb. München, Bayern (D), 22. 8. 1875; gest. Innsbruck (Tirol), 1. 1. 1964; röm.-kath. Sohn des Briefträgers und Postbeamten Moritz Dück und seiner Ehefrau Rosina Dück, geb. Rieck; ab 1902 in 1. Ehe verheiratet mit Anna Dück, geb. Lankes, in 2. Ehe mit Frieda Dück. – Nach dem Besuch des Ludwigsgymnasiums studierte D. ab 1896/97 Philosophie und ab 1897 Theologie an der Universität München; 1900 Lehramtsprüfung für deutsche Sprache, Geschichte und Geographie an technischen Mittelschulen. 1900 begann er in München ein Medizinstudium, das er später in Innsbruck fortsetzte; 1921 Dr. med. in Innsbruck. Ab 1901 unterrichtete D. an der Handels-Akademie in Innsbruck, wo er auch die erdkundliche Lehrsammlung verwaltete. 1902 legte er die Lehramtsprüfung für Stenographie ab und fungierte ab 1903 neben seiner Unterrichtstätigkeit an der Handels-Akademie als Lektor für Stenographie an der philosophischen Fakultät der Universität. Hierzu verfasste er auch einschlägige Lehrbücher („Stenographisches Lesebuch für Bürger-, Mittel- und Fachschulen Österreichs“, 1924). Im 1. Weltkrieg rückte D. zum 1. Tiroler Kaiserjägerregiment ein und versah nach einer schweren Halsoperation Dienst im Reservespital Innsbruck, wo er v. a. Hirnverletzte psychologisch betreute. Nach Kriegsende kehrte er an die Bundes-Handels-Akademie zurück und betrieb später daneben eine Arztpraxis. 1935 wurde er als Oberstudienrat der Bundes-Handels-Akademie pensioniert. 1938 verlor er seine Kassenzulassung. 1939 trat er der NSDAP bei. Im 2. Weltkrieg versah er trotz seines Alters noch ärztliche Dienste in diversen Lazaretten. D.s Interesse galt der Wirtschaftspsychologie, verschiedenen Grenzgebieten zwischen Medizin und Psychologie, darunter der Graphologie oder Fragen zur Berufseignung, sowie der Sexualwissenschaft. Im Auftrag der Regierung bzw. später des österreichischen Wirtschaftsförderungsinstituts unternahm er Studienreisen nach Afrika, so 1908 nach Algier und 1938 gemeinsam mit seiner Frau u. a. nach Sansibar, um besonders die österreichischen Exportbeziehungen zu untersuchen und statistisch auszuwerten. Internationale Bedeutung erlangte er v. a. als Autor und Rezensent in den Fachorganen „Sexual-Probleme“ und „Zeitschrift für Sexualwissenschaft“. Für beide Journale verfasste er 1913–30 zahlreiche Artikel u. a. zu Anonymität und Sexualität und über das österreichische Eherecht; als Rezensent beurteilte er Arbeiten zur Konstitutionstherapie, zur katholischen Sexualethik oder zur Frauenbewegung, wobei D. selbst als konservativer Vertreter der Sexualaufklärung galt. In den 1920er-Jahren veröffentlichte er einschlägige Publikationen zur Sexualpädagogik. Durch seine These von der Existenz eines Arterhaltungstriebs regte er Diskussionen bis weit in die 1950er-Jahre hinein an. Erwähnenswert ist seine Mitarbeit an dem von Hans Giese 1954 herausgegebenen und 1961 wieder aufgelegten Handbuch „Mensch, Geschlecht, Gesellschaft“, wobei die Daten hierfür noch weitgehend aus den 1920er-Jahren stammten. Obwohl D. von den 1920er- bis in die 1950er-Jahre auf dem Gebiet der Sexualforschung tätig war, orientierte er sich in seinen Forschungen nicht an Rassenhygiene oder Eugenik. Öffentliche Vorträge hielt er zu sozialhygienischen Themen und zu Geschlechtskrankheiten. D. war Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Sexualforschung sowie nach 1945 in der von Giese gegründeten (west-)deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Er erhielt das Ritterkreuz I. Klasse des Österreichischen Verdienstordens.