Eger Paul, Theaterdirektor, Dramaturg, Regisseur und Dramatiker. Geb. Wien, 23. 1. 1881; gest. Luzern (CH), 9. 4. 1947; mos., 1895 aus der IKG ausgetreten, ab 1903 evang. AB. Sohn eines österreichischen Geschäftsmanns mit schweizerischer Staatsbürgerschaft. – E. studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Berlin und Wien (1905 Dr. phil.) und arbeitete danach als Volontär an Hamburger Bühnen. Auf Empfehlung →Arthur Schnitzlers engagierte ihn →Angelo Neumann 1908 als Dramaturgen und Regisseur an das Prager Deutsche Landestheater. 1912–18 war E. Direktor des Hoftheaters in Darmstadt und 1918–26 künstlerischer Direktor des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, wo es ihm gelang, aus der Inflation resultierende soziale Probleme zu bewältigen und das Theater zu stabilisieren. Ab 1926 wirkte er als Dramaturg beim Festival Berliner Festwoche. Er war Mitglied des Präsidiums des Deutschen Bühnenvereins. Nach rassistischen Attacken verließ E. 1930 Berlin, wurde Fachberater des Prager Theatervereins und 1932 Direktor des Prager Deutschen Theaters. Unter politisch und wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen engagierte er ausgezeichnete Künstler wie →Emil Pirchan und George Széll, darunter viele Emigranten aus Deutschland, etwa Julius Gellner, der Oberspielleiter wurde, oder den Regisseur Herbert Graf. Im Juni 1938 fand hier die Uraufführung von Ernst Kreneks Zwölfton-Oper „Karl V.“ statt. E. leitete die Bühne bis Ende September 1938, dann löste sich das Ensemble in Zusammenhang mit dem Abschluss des Münchner Abkommens auf. Dank seiner Schweizer Staatsbürgerschaft konnte sich E. als Regisseur des Stadttheaters in Basel (1939/40–42) und als Direktor des Stadttheaters Luzern (1942–47) weiterhin beruflich betätigen. Als Dramatiker hatte er insbesondere mit der Komödie „Mandragola“ (nach Macchiavelli, Uraufführung 1906) einen internationalen Erfolg, 1936 erlebte sein zusammen mit L. E. Huxley (eigentlich Ludwig Hirschfeld) verfasstes „Mládenecký úklid“ (Großreinemachen) in der tschechischen Übersetzung viele Reprisen. E. war ein bedeutender Förderer tschechischer Autoren (František Langer, →Karel Čapek, Olga Scheinpflugová, Fráňa Šrámek, →Leoš Janáček, Jaroslav Křička, →Otakar Ostrčil).