Egger-Lienz Albin, Maler. * Striebach b. Lienz, 29. 1. 1868; † S. Justina b. Bozen, 4. 11. 1926. Lernte zunächst bei seinem Vater, dem Maler und Photographen Georg E., der u. a. die Deckenmalerei der Kapelle Maria Hilf in Rosenberg (Kärnten) schuf. Stud. 1884–93 an der Akad. der bild. Künste in München bei Raupp, Hackl und Lindenschmit d. J., arbeitete anschließend bis 1899 selbständig in München und war seit 1894 auf den größeren Ausstellungen in Berlin, Wien und München vertreten. 1899–1910 lebte er in Wien, in den Sommermonaten zumeist in Tirol (Ötztal). 1911/12 in Solbad Hall in Tirol, 1912/13 Prof. an der Kunstschule in Weimar, die er aus eigenem Antrieb verließ. Seit Herbst 1913; lebte er in S. Justina bei Bozen; im Krieg Standschütze und Kriegsmaler. 1922 Ehrenmitgl. der Akad. der bild. Künste in München; 1925 Dr. h. c. der Univ. Innsbruck. In seiner Münchner Zeit schließt E. an die Historienmalerei der Tradition Defreggers an, die er mit neuem Leben erfüllt; in einem impressionistisch bestimmten Naturalismus vorgetragen, zeugen seine ersten großen Historienbilder von einem neuen, rückhaltslosen Wirklichkeitssinn, der mit starkem Ausdruck und einem tragischen Zug gepaart erscheint. Seit seiner Wiener Zeit legt er das Hauptgewicht auf die Erfassung des Geistes der Geschehnisse und löst dies künstlerisch durch Vereinfachung und große Form; die Zeichnung gewinnt über die nunmehr stark eingeschränkte Farbskala die Oberhand. Thema ist der bäuerliche Mensch und sein Dasein, die Bindung an ein unausweichliches Schicksal, welche besonders bei seinen Weltkriegsbildern zum Ausdruck kommt. Die letzte Phase von E.s Schaffen setzt nach dem Weltkrieg ein. Sie brachte eine Rückkehr zum Malerischen, die mit einer Reduktion der Bewegung im Bilde parallel geht. Stille und Harmonie stehen im Dienst einer ans Visionäre streifenden Art der Darstellung. E. hat die Probleme, vor welche sich die Kunst am Beginn des 20. Jhs. gestellt sah, in eigenartiger Weise am Thema des Bauernbildes gelöst und damit der Tiroler Malerei eine bedeutsame Stellung erobert; die Auswirkung seiner Kunst, besonders bei heimischen Künstlern, ist groß.