Ehmann, Helene (1910–1986), Journalistin und Schriftstellerin

Ehmann Helene, Journalistin und Schriftstellerin. Geb. Graz (Steiermark), 29. 5. 1910; gest. Wien, 11. 10. 1986; röm.-kath. (in der NS-Zeit „gottgläubig“). Tochter des Wiener Theater- und Filmschauspielers Karl Ehmann (1882–1967) und mütterlicherseits Enkelin des Grazer Journalisten Friedrich Rottenbacher („Tagespost“). – E. wuchs in Wien auf, absolvierte hier die Handelsschule und führte danach den väterlichen Haushalt. Daneben betätigte sie sich schriftstellerisch, erstmals publizierte sie in der von Axel Eggener herausgegebenen Lyrik-Anthologie „Junge Menschen“ (1932). Zur Zeit des Ständestaats engagierte sie sich in der illegalen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 erhielt sie eine Stelle als Redakteurin der Frauenbeilage der amtlichen „Wiener Zeitung“, daneben erschienen Beiträge in anderen Printmedien (u. a. in „Bergland“, „Neues Wiener Tagblatt“). In Berlin, wo ihr Vater seit 1938 am Deutschen Theater engagiert war, absolvierte E. 1939 an der Reichspresseschule eine journalistische Ausbildung. In Wien betätigte sie sich – vermutlich als Pressereferentin – in der NS-Frauenschaft sowie im NS-Luftschutzbund. Wo E. nach Einstellung der „Wiener Zeitung“ Ende Februar 1940 beschäftigt war, ist nicht bekannt. Protegiert von Erwin Herbert Rainalter, Chefredakteur des „Neuen Wiener Tagblatts“ und in der NS-Zeit ein populärer Autor, veröffentlichte E. den Roman „Das Christinle“ (1940), dem die Werke „Dorf in der Stadt“ (1942) und „Arlecchinos Erben“ (1944) folgten. Nach 1945 profilierte sie sich als Kinder- und Jugendbuchautorin (u. a. „Adrian, der kühne Schneck und seine lange Reise“, 1947) und verfasste Beiträge für Schulbücher wie „Der kleine ABC-Schütze“ (1954) und für die Zeitschrift „Wunderwelt“. 1937–38 war sie Mitglied des Österreichischen Arbeiter-Schriftsteller-Verbandes.

Weitere W.: Der Prinz von Paradeisien und andere Märchen, 1947; Die beiden Ziegenhirten, 1947; Die Reise mit dem Wind, 1949; Die neue Arche, 1953. – Bearbeitung: H. Ch. Andersen, Ausgewählte Märchen, 2 Bde., 1947–49 (Bd. 1, 5. Aufl. 1949); J. Spyri, Gritli, 1949 (3. Aufl. 1954). – Zusammenstellung: Geschichten für alle Tage, 1951.
L.: Kürschners deutscher Literatur-Kalender, 1943; Kleines österreichisches Literaturlexikon, ed. H. Giebisch u. a., 1948; U. Baur – K. Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österreich 1938–1945, 1: Steiermark, 2008; MA 35, Wien; Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universität Graz, Steiermark.
(K. Gradwohl-Schlacher)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)