Einspieler, Andrej (1813–1888), Publizist, Politiker und Geistlicher

Einspieler Andrej, Publizist, Politiker und Geistlicher. Geb. Suetschach (Suetschach / Sveče, Kärnten), 13. 11. 1813; gest. Klagenfurt (Kärnten), 16. 1. 1888; röm.-kath. Sohn des Bauern Primož Einspieler (geb. 27. 1. 1773) und von Terezija Einspieler, geb. Ottinjak, Cousin des Klagenfurter Dompropsts und Reichsratsabgeordneten →Lambert Einspieler, Onkel des Geistlichen und Publizisten Gregor Einspieler (geb. Suetschach, 10. 3. 1853; gest. Sveti Jurij v Slovenskih goricah, Königreich SHS / SLO, 28. 4. 1928), Ururgroßonkel des Diplomaten Valentin (Zdravko) Inzko (geb. Suetschach, 22. 5. 1949). – Nach erstem Unterricht beim Pfarrer von Suetschach absolvierte E. in Klagenfurt Gymnasium und Lyzeum (1823–35) sowie das Studium der Theologie (Priesterweihe 1837). Nach Tätigkeit in verschiedenen Kärntner Pfarren wurde er 1846 2. Kaplan an der Klagenfurter Stadtpfarrkirche. 1852–82 arbeitete er als Katechet und Slowenischlehrer an der Realschule in Klagenfurt. 1848 gehörte er zu den Gründern des Slovensko društvo v Celovcu, des ersten slowenischen Vereins in Kärnten. 1851–52 war er neben →Anton Martin Slomšek und →Anton Janežič Organisator und Mitbegründer des Društvo sv. Mohorja (Hermagorasverein), in dem er bis zu seinem Tod als Funktionär aktiv war. Er beteiligte sich weiters, selbst im Hintergrund bleibend, an der Gründung der Narodna slovanska čitavnica (Nationaler slawischer Leseverein, 1863), des liberalen slowenischen politischen Vereins Trdnjava in Klagenfurt (1869) sowie, am Rande, an der Taborbewegung, die 1870 Kärnten erreichte. Als Mitbegründer (1869) und Funktionär des Katholisch-konstitutionellen Volksvereins für Kärnten trat E. in den 1870er-Jahren für die deutsch-slowenische politische Zusammenarbeit der Kärntner Katholiken ein. 1862–63, 1878 und 1880–88 war er Abgeordneter des Kärntner Landtags. Der Schwerpunkt seiner politischen und publizistischen Arbeit lag auf der sprachlichen Gleichstellung der Kärntner Slowenen im öffentlichen Leben. Als Publizist trat E. ebenfalls ab 1848 hervor. 1852 gründete er die Fachzeitschrift „Šolski prijatelj“, die sich nach ihrer Umbenennung in „Slovenski prijatelj“ (1856–83) im Sinne eines liberalen Katholizismus politisierte und national zu agitieren begann. Mit dem 1861 ins Leben gerufenen Periodikum „Stimmen aus Innerösterreich“ warb E. für die Zusammenlegung der ehemals innerösterreichischen Kronländer und für eine dezentrale, den nationalen Bedürfnissen der Südslawen Österreichs Rechnung tragende Verwaltung. In einem Presseprozess wurde er 1863 wegen „Aufwiegelung des Volkes“ zu einer mehrwöchigen Haftstrafe verurteilt, was die Einstellung der Zeitschrift und den Verlust seines Landtagsmandats sowie die (vorübergehende) Unmöglichkeit, sich öffentlich zu exponieren, zur Folge hatte. E. initiierte aus dem Hintergrund die deutschsprachige Zeitung „Draupost“ (1863–66) und das über Kärnten hinaus bedeutende politische Blatt „Slovenec“ (1865–67), das zum Forum für die sich formierende liberale Bewegung (Jungslowenen) in Krain wurde, aufgrund des unerwarteten Rückzugs der Druckerei Kleinmayr aber eingestellt werden musste. Noch 1865 hatte E.s innerösterreichisches Konzept Eingang in das von ihm mitformulierte Marburger Programm (Mariborski program), jedoch keinen Anklang bei den national gesinnten Slowenen in Kärnten gefunden. Ende der 1860er-Jahre vollzog er einen deutlichen Schwenk in die konservative Richtung. Sein 1869 gegründetes „Kärntnerblatt“ (1876–83 „Kärntner Volksstimme“) stand dem Katholisch-konstitutionellen Volksverein nahe und blieb praktisch ohne Einfluss auf die slowenische Nationalbewegung in Kärnten. Seine zuletzt gegründete Zeitung „Mir“ (1882–1920) hingegen wurde zum zentralen politischen Organ der Kärntner Slowenen.

W.: Kärnten’s Selbstständigkeit, 1861; Was für Schulen braucht Kärnten?, in: XII. Jahresbericht der k. k. Ober-Realschule zu Klagenfurt ... (1864); Političen katekizem za Slovence, 1865, 2. Aufl. 1873; Jedro katoliškega nauka ali ves keršanski nauk v 70 keršanskih naukih, 1873.
L.: Osebnosti (m. B.); SBL (m. L.); V. Inzko, in: Vera in dom 2, 1950, Nr. 3, S. 10f., Nr. 4, S. 13f., Nr. 8, S. 15; T. Zorn, in: Zgodovinski časopis 23, 1969, S. 31ff.; A. Malle, Die slowenische Presse in Kärnten 1848–1900, 1979, S. 33ff., 181ff.; F. Zwitter, in: Zwischen Austromarxismus und Katholizismus. FS für N. Leser, ed. A. Pelinka u. a., 1993, S. 245ff.; J. Pleterski, Slowenisch oder deutsch? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914), 1996, s. Reg.; Einspielerjev simpozij v Rimu, ed. E. Škulj, 1997.
(E. Köstler)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 234f.
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