Eisenmenger, August (1830–1907), Maler

Eisenmenger August, Maler. Geb. Breitenfeld, Niederösterreich (Wien), 11. 2. 1830; gest. Wien, 7. 12. 1907 (Ehrengrab: Wiener Zentralfriedhof); evang. AB. Sohn des Zuckerbäckers und Viktualienhändlers Johann Christoph Eisenmenger (geb. Fürfeld, Bistum Worms / Bad Rappenau, D, 14. 1. 1800; gest. Wien, 14. 8. 1878; evang. AB) und von Josefa Eisenmenger, geb. Binder (geb. Wien, 7. 5. 1798; gest. ebd., 15. 4. 1870; röm.-kath.), Vater von →Viktor Eisenmenger, Onkel des Malers Karl Eisenmenger (geb. Wien, 16. 5. 1868; gest. ebd., 20. 11. 1932), der in Wien eine Malschule unterhielt und Veduten sowie Landschaften aus dem Achental malte; Großonkel des Malers und Zeichners Rudolf Hermann Eisenmenger (geb. Piskitelep, Siebenbürgen / Simeria, RO, 7. 8. 1902; gest. Wien, 3. 11. 1994), der beim Wiederaufbau der Wiener Staatsoper nach dem 2. Weltkrieg zur künstlerischen Ausgestaltung herangezogen wurde; ab 1862 mit Emma Wilhelmine Singer Edle von Wyssogueski (geb. Wien, 14. 10. 1841; gest. ebd., 23. 2. 1907) verheiratet, Schwager von →Eduard Bitterlich. – Nach erstem Unterricht durch →Leopold Schulz studierte E. 1845–51 (mit Unterbrechung) an der Wiener Akademie der bildenden Künste (ABK). 1856 trat er in das Atelier von →Karl Rahl ein, der ihn in Stil und Auffassung entscheidend prägte. Bereits 1857 arbeitete er als dessen Gehilfe bei den Fresken in der griechischen Kirche am Fleischmarkt (Wien 1, 1945 zerstört) mit. 1863 wurde er außerdem Zeichenlehrer an der evangelischen Realschule in Wien. Nach dem frühen Tod Rahls (1865) zählte E. zu den bevorzugten Malern des Architekten →Theophil Frh. von Hansen, dessen klassizistischen Stilvorstellungen er im Wesentlichen entsprach (Musikverein, Parlament), und war in der Folge an der Ausstattung zahlreicher Bauten der Wiener Ringstraße beteiligt (historischer Bilderfries im Abgeordnetenhaus des Parlaments, Bilderfriese in der Hoflogenstiege des Burgtheaters sowie im Römischen Saal des Kunsthistorischen Museums). Auch umfangreiche Freskenzyklen von Wiener Palais, die sich sowohl in der Ikonographie als auch im Stil an den Rahlʼschen Ausstattungszyklen orientieren, gehen auf E. zurück (u. a. Palais Gutmann, Palais Tietz, Hermesvilla). 1870 wirkliches Mitglied der ABK, fungierte E. 1872–1901 als Professor der allgemeinen Malerschule sowie Leiter einer Spezialschule für Historienmalerei, wobei er besonderen Wert auf die Hilfswissenschaften Proportionslehre, Geometrie und Perspektive legte; 1888–90 Rektor, 1890–92 Prorektor. E.s primärer Tätigkeitsbereich war die monumentale Ausstattungsmalerei in den von Rahl vorgegebenen Bahnen. Daneben war er als Porträtmaler aktiv und widmete sich auch religiösen Themen (u. a. Altarbilder in der Wiener Schottenkirche). Ebenso sind von ihm Entwürfe für angewandte Kunst überliefert (etwa für Glasprodukte der Firma Ludwig Lobmeyr in Wien). E. war ab 1861 Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und wurde 1887 Ritter des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W. (s. auch Tichy): Deckenbilder, 1869 (Goldener Saal, Musikverein, Wien); Herrscherporträts, 1870 (Schloss Hernstein); Deckenbild, 1870 (Speisesaal, Grand-Hotel, Wien), Decken- und Wandbilder, 1871 (Museum für angewandte Kunst), Leo Gf. Thun-Hohenstein, 1882 (Österreichische Galerie Belvedere, alle Wien); etc.
L.: AKL; Czeike; Die Wr. Ringstraße 10; Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; C. v. Vincenti, Wiener Kunst-Renaissance, 1876, S. 269–273; W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien, 1967, s. Reg.; H. Schöny, Wiener Künstler-Ahnen 2, 1975, S. 162; Kunst des 19. Jahrhunderts 1, bearb. E. Hülmbauer, 1992; Der Traum vom Glück. Die Kunst des Historismus in Europa, ed. H. Fillitz, Wien 1996, S. 610f. (Kat.); H. Tichy, A. E. 1830–1907. Ein Wiener Maler der Ringstraßenzeit, 2 Bde., geisteswiss. DA Wien, 1997 (m. B., W. u. L.); Geschichte der bildenden Kunst in Österreich 5, ed. G. Frodl, 2002, S. 300, 399f.; W. Aichelburg, Das Wiener Künstlerhaus 1861–2001, 1, 2003, s. Reg.; C. Reiter, Schöne Welt, wo bist du? Zeichnungen, Aquarelle, Ölskizzen des deutschen und österreichischen Spätklassizismus, 2009, S. 13, 197–201; ABK, Pfarramt Alservorstadt, beide Wien.
(C. Reiter)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 237
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