Eisenschitz, Willy (Wilhelm); Ps. Villiers (1889–1974), Maler

Eisenschitz Willy (Wilhelm), Ps. Villiers, Maler. Geb. Wien, 27. 10. 1889; gest. Paris (F), 8. 7. 1974; mos. Sohn des Anwalts Emil Eisenschitz und von Felicia Eisenschitz, geb. Spitzer, Vater der Malerin Evelyn Marc, geb. Eisenschitz (geb. Angers, F, 1915; gest. Paris, 1992), und des Photographen David Eisenschitz (1916–1944); ab 1914 verheiratet mit der Malerin Claire Bertrand-Eisenschitz (geb. Sèvres, F, 1890; gest. Cachan, F, 1969). – E. wuchs in elitärem Ambiente, in einer liberalen, wohlhabenden Familie auf. Mit elf Jahren begann seine Leidenschaft fürs Zeichnen, worunter seine schulischen Leistungen bald litten. Mit 15 Jahren wechselte er auf eine Handelsschule, ein Jahr darauf akzeptierten jedoch seine Eltern den Wunsch nach einer künstlerischen Ausbildung. 1910 wurde er an der Akademie der bildenden Künste aufgenommen. Da ihn die strenge Historienmalerei aber langweilte, überredete er seine Eltern, ihm ein Studienjahr in Paris zu ermöglichen, und setzte seine Ausbildung an der Académie de la Grande Chaumière fort. Nach dem Kriegsausbruch versuchte E. nach Österreich zurückzukehren, wurde aber in Frankreich festgenommen und in einem Auffanglager bei Angers an der Loire interniert; seine Frau folgte ihm freiwillig. Zu Kriegsende wurden das Ehepaar sowie ihre beiden Kinder aus dem Lager entlassen. Da E. an Tuberkulose litt, zog die Familie nach Luzern und kehrte erst 1920 wieder nach Paris zurück. Der Aufenthalt in Menton an der südfranzösischen Küste (1921) stellte einen Wendepunkt in E.’ künstlerischem Schaffen dar. Das irisierende Licht der Küste und die intensiven Farben der Region beeindruckten ihn so sehr, dass sein Wunsch, in den Süden zu ziehen, immer größer wurde. In den nächsten Jahren verschlechterte sich sein Gesundheitszustand drastisch, sodass er 1925 in das Erholungsheim Mollans-sur-Ouvèze, nahe Dieulefit, zog. Zwei Jahre später richteten sich E. und seine Frau ein Atelier in La-Valette-du-Var, im ehemaligen Kloster Les Minimes, ein. In Paris schloss er Bekanntschaft mit anderen österreichischen Künstlern, wie den Malern Josef Floch und Viktor Tischler. 1931 wurde E. durch Arthritis in der Schulter am Malen gehindert und schulte, um weiterhin seiner künstlerischen Tätigkeit nachgehen zu können, seine linke Hand: Sechs Monate hindurch malte er ausschließlich mit Aquarellfarben, da sie einen leichten Farbauftrag ermöglichten. 1933 stellte er in der Wiener Secession aus, 1937 nahm er an der Pariser Weltausstellung teil und wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 1935 wurde ihm die französische Staatsbürgerschaft verliehen, jedoch pflegte er weiterhin Kontakt in seine Heimat. Zu Beginn des 2. Weltkriegs kamen sowohl die Ausstellungstätigkeit als auch das gesellschaftliche Leben der Familie mehr und mehr zum Stillstand. E. war trotz seiner französischen Staatsbürgerschaft aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht vor Repressalien geschützt. 1942 zog die Familie nach Dieulefit, wohin sich bereits seit 1940 viele jüdische Künstler und Intellektuelle zurückgezogen hatten. Dort schuf er unter seinem Pseudonym v. a. Auftragsporträts und Landschaftsbilder. Nach Kriegsende kehrte die Familie auf das Anwesen Les Minimes zurück. Die erste wichtige und große Ausstellung nach dem Krieg fand 1949 in der Galerie Allard in Paris statt. Erstmals stellten E., seine Frau und seine Tochter Evelyn Marc gemeinsam aus. Im Anschluss daran nahm E. seine eigene Ausstellungstätigkeit und die Teilnahme an Wettbewerben wieder auf. Ab 1952 verbrachte er gemeinsam mit seiner Frau und einigen Freunden den Sommer auf Ibiza, wodurch die Malerei an Helligkeit und Farbintensität gewann. 1957 organisierte das Museum von Toulon eine große Einzelretrospektive des Künstlers, die ein großer Erfolg wurde. Ein Reisestipendium ermöglichte ihm 1959 einen mehrwöchigen Aufenthalt im Sudan. In diesem Zusammenhang entstanden zahlreiche Aquarelle, Pastelle und Ölgemälde. Nach dem Tod seiner Frau übersiedelte E. von Südfrankreich wieder nach Paris, zum Malen jedoch kehrte er oft in die Gegend des Midi zurück und arbeitete v. a. in der Nähe von Marseille. Die erste große Ausstellung nach dem Tod des Künstlers fand 1999 in der Neuen Galerie der Stadt Linz statt, darauf folgten weitere in Wiener Galerien sowie eine Ausstellung der Galerie Schütz in Peking 2011. E. wurde 1921 Mitglied der Société Nationale des Beaux-Arts, 1930 korrespondierendes Mitglied des Hagenbunds und war 1928 erstmals im Salon d’Automne in Paris vertreten.

Weitere W.: s. AKL; Perreau.
L.: Die Presse, 9. 10. 2011; AKL (mit W.); Fuchs, Geburtsjgg.; Vollmer; Wer ist Wer?, 1937; Th. Metlewicz – E. Tromayer, W. E. Leben und Werk, 1988; J. Perreau, W. E., 1999 (mit W.); P. Baum, W. E., Linz 1999 (Kat.); B. Denvir, W. E., 2004; W. E., ed. R. Widder, 2011; W. E. goes China. Vienna 1889 – Paris 1974, ed. I. Schütz, Peking 2011 (Kat.); W. E., ed. R. Widder, 2012; E. – französische Landschaften, ed. R. Widder, 2014; ABK, Wien.
(S. Bübl)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)