Emler, Bonaventura (1831–1862), Maler, Zeichner und Radierer

Emler Bonaventura, Maler, Zeichner und Radierer. Geb. Wien, 19. 10. 1831; gest. ebd., 20. 4. 1862; röm.-kath. Sohn eines Vergolders. – E. trat bereits 1845 in die Akademie der bildenden Künste (ABK) ein und besuchte 1846 die Landschaftsschule, bis 1847 und, nach politisch bedingter Unterbrechung durch die Revolution von 1848, 1849–52 die Maler-Vorbereitungsschule unter →Leopold Kupelwieser, →Karl Rahl und →Karl von Blaas (1849 wurde er mit dem Füger-Preis ausgezeichnet). 1852–57 vervollständigte er seine Ausbildung in der Meisterschule von →Josef von Führich, der E.s großes Talent erkannte und förderte (so empfahl ihn dieser 1855 etwa an →Eduard Jakob von Steinle). Bereits 1852 schuf E. für Moritz Graf Fries acht Gemälde für einen gotischen Altar in der Schlosskapelle Bad Vöslau sowie eine Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit. Neben seinen Altarbildern, die sich großteils in Niederösterreich, Ungarn und Schlesien befinden (u. a. Hochaltarbild Maria Himmelfahrt für die Marienkirche in Beuthen/Bytom, 1857), beschäftigte sich E. auch immer wieder mit historischen Stoffen (Friedrich Barbarossas Demütigung vor Heinrich dem Löwen; Die alte Roma in ihrer Vollendung, 1861 auf der Ausstellung des Wiener Kunstvereins gezeigt). Ein Staatsstipendium ermöglichte E. 1858–60 einen Aufenthalt in Rom. Hier besuchte er die reichen Kunstsammlungen und fertigte Landschaftszeichnungen aus der Umgebung Roms (das dabei entstandene Skizzenbuch befindet sich im Kupferstichkabinett der ABK Wien). In Rom wurde er vor allem von Johann Friedrich Overbeck gefördert und gestaltete 1860 in der Villa Malta die Dekorationen für das Overbeck-Fest zur Feier des 50–jährigen Aufenthalts in Rom. Bereits in Wien hatte sich E. mit Illustrationen zu Dantes „Divina Commedia“ sowie zu den Bardengesängen Ossians des schottischen Dichters James Macpherson beschäftigt (Studien dazu verwahrt u. a. die Albertina, Wien). In Rom setzte er diese Arbeiten fort und begann mit den drei großen Kartons für sein Hauptwerk, den Zyklus zur Göttlichen Komödie mit mehreren Einzelszenen, die drei Teile des Epos darstellend: Inferno, Purgatorio, Paradiso (Kupferstich-Kabinett, Dresden). Die Ausführung dieses Werks in Ölmalerei scheiterte jedoch an seinem frühen Tod. In der Tradition der poetisierenden Sakralkunst Führichs stehen seine aus acht Szenen bestehende Zeichnungsserie zum Leben des Hl. Severin (auch als Holzschnittserie ausgeführt) sowie die zwei Miniaturen für das Missale Papst Pius IX., eines der religiösen Gemeinschaftswerke der Wiener Spätromantik. E., der den wenigen erhaltenen Arbeiten nach zu urteilen sicherlich zu den begabtesten Schülern Führichs zählte, war ab 1861 Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus).

Weitere W.: s. Reiter, 2006.
L.: AKL; Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; Thieme–Becker; W. Hartmann, Die Wiederentdeckung Dantes in der deutschen Kunst. J. H. Füssli – A. J. Carstens – J. A. Koch, phil. Diss. Bonn, 1969, S. 175f.; Österreichische Künstler und Rom. Vom Barock zur Secession, Wien 1972, S. 117f. (Kat.); I. Hannesschläger, Probleme des Historismus in Stil und Ikonographie am Beispiel einer Prachthandschrift des mittleren 19. Jahrhunderts: Der Codex Vaticanus latinus 13080 von 1868, ein Geschenk Kaiser Franz Josefs I. an Papst Pius IX., phil. DA Salzburg, 1990, bes. S. 22f.; C. Poppi, Sventurati amanti. Paolo e Francesca da Rimini, Rimini 1994, S. 109 (Kat.); C. Reiter, Suche nach dem Unendlichen, Stendal 2001, S. 166, 173 (Kat.); dies., Wie im wachen Traume. Zeichnungen, Aquarelle, Ölskizzen der deutschen und österreichischen Romantik, 2006 (m. W.); J. A. Koch in Rom / J. A. Koch a Roma, Wien – Rom 2011, S. 152f. (Kat.); ABK, Wien.
(C. Reiter)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)