Endlicher Stephan Ladislaus, Botaniker und Philologe. * Preßburg, 24. 6. 1804; † Wien, 28. 3. 1849. Stud. in Pest und Wien Phil., dann Theol., verließ jedoch die geistliche Laufbahn nach Empfang der niederen Weihen. Seit 1828 an der Wiener Hofbibliothek, begann er die Herausgabe des Kataloges ihrer Handschriften. Er wandte sich dann der Botanik zu, wurde 1836 Kustos am Hofnaturalienkabinett, 1840 Prof. der Botanik an der Univ. Wien und Dir. des bot. Gartens, als welcher er sich um dessen Neugestaltung und um die Errichtung eines Museumsgebäudes (jetzt Bot. Inst.) verdient machte. 1848 schloß er sich der freiheitlichen Bewegung an und wurde in das Parlament von Frankfurt und in den Reichstag von Kremsier gewählt. Vermittlungsversuche machten ihn bei den Studenten, eine Denunziation als Hochverräter bei der Regierung mißliebig, so daß er flüchten mußte. Da infolge reicher Geschenke von Büchern und Sammlungen an die von ihm geleiteten Institute seine Finanzlage schlecht war, kam, als er bald nach seiner Rückkehr plötzlich starb, das später widerlegte Gerücht von seinem Selbstmord auf. E., 1847 Regierungsrat, Inhaber der Friedensklasse des preuß. Ordens Pour le mérite, hatte entscheidenden Anteil an der Gründung der Akad. d. Wiss. in Wien. Er gehörte ihr als w. Mitgl. seit der Gründung 1847 an, trat jedoch bereits anfangs 1848 nach einem Konflikt mit Hammer-Purgstall wieder aus. E.s äußerst vielseitiges Wirken umfaßt neben seinen hervorragenden Leistungen als Botaniker Beiträge zur altdt. und klass. Philol., zur chines. Grammatik und Geographie, zur ung. Rechtsgeschichte und zur Numismatik. Nachhaltigen Erfolg hatte sein durch treffende Charakteristik der Gattungen und Familien ausgezeichnetes natürliches Pflanzensystem, das in der systemat. Botanik in Österreich modernen Anschauungen Bahn brach.