Ernst, Else (Elisabeth); geb. Apelt, verheiratete von Schorn (1874–1946), Schriftstellerin und Illustratorin

Ernst Else (Elisabeth), geb. Apelt, verheiratete von Schorn, Schriftstellerin und Illustratorin. Geb. Weimar, Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (D), 26. 8. 1874; gest. Graz (Steiermark), 7. 6. 1946; evang. Tochter des Gymnasialdirektors und Plato-Übersetzers Otto Apelt und von Cornelia Apelt, geb. Rassow; Mutter von Carlo (Karl) Lucetti (geb. Genua, I, 2. 1. 1912; gest. bei Heilbronn, D, April 1945), 1902 Heirat mit dem Amtsrichter Ludwig von Schorn (gest. 1903), 1916 mit dem Schriftsteller Paul Ernst (geb. Elbingerode, Preußen / D, 7. 3. 1866; gest. St. Georgen an der Stiefing, Steiermark, 13. 5. 1933). – E. erhielt die Ausbildung einer höheren Tochter, wobei ihr Zeichentalent besonders gefördert wurde. Nach dem Tod ihres ersten Mannes ging sie eine skandalträchtige Liaison mit dem damals verheirateten Paul Ernst ein. Während dieser Zeit veröffentlichte sie unter dem Namen Else von Schorn Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen, darunter William M. Thackerays „Die Geschichte des Henry Esmond“ (1913) und Victor Hugos „Notre Dame von Paris“ (auch „Der Glöckner von Notre Dame“, 1913). Mit Paul Ernst lebte E. in Paris, Zürich und Genua; der gemeinsame Sohn wurde von Pflegeeltern in Italien erzogen, die Vormundschaft übernahm der befreundete Philosoph und Literaturwissenschaftler Georg Lukács. 1914 kehrte das Paar nach Deutschland zurück, wo sie nach Paul Ernsts Scheidung heirateten; ab 1917 lebten sie in Sonnenhofen in Oberbayern. Nach dem Erwerb von Schloss und Gut in St. Georgen an der Stiefing übersiedelten sie 1925 in die Steiermark. 1919 veröffentlichte E. unter dem Titel „Erdichtete Gespräche“ eine Übersetzung von Walter S. Landors „Imaginary Conversations of Literary Men and Statesmen“, die vermutlich das Vorbild für das Werk ihres Mannes „Erdachte Gespräche“ (1921) abgab. In der Folge publizierte sie die Märchen „Bilder und Geschichten aus dem Leben der Kerfe“ (1923) und „Der weiße Pudel“ (1924), beide von der Autorin aufwendig illustriert. Daneben betrieb sie Studien für Werke ihres Gatten, illustrierte einige davon bzw. gestaltete Buchumschläge für ihn (u. a. „Spitzbubengeschichten“, 1920). Nach seinem Tod übernahm E. die Leitung des Gutes und betätigte sich wieder literarisch: 1933–45 erschienen u. a. „Das Spukhaus in Litauen“ (1933), „Die verschollene Erbin“ (1943) sowie „Die Krone und die Kette“ (1942, mit eigenen Illustrationen). Daneben setzte sie sich als Erbin und Nachlassverwalterin ihres Mannes intensiv für sein Andenken ein, nachdem dieser aufgrund der Bestrebungen des NS-“Literaturpapstes“ Will Vesper, eines langjährigen Freundes, posthum zu einem der Vorzeigeautoren des Dritten Reichs avanciert war. Ende 1933 wurde in München die Paul-Ernst-Gesellschaft gegründet, deren Vorsitz Vesper übernahm. Auf Wunsch E.s erfolgte 1943 die Verlegung des Vereinssitzes nach Graz, wo Gauleiter Sigfried Uiberreither die Schirmherrschaft übernahm. Nach E.s Tod kam 1949 eine gekürzte Neuauflage der seinerzeitigen Landor-Übersetzung auf den Markt. Die von ihr übersetzten Romane Hugos und Thackerays sind bis heute in zahlreichen Auflagen erschienen.

Weitere W.: Begebenheiten im Rosenmond, 1934; Die Neumondnacht, 1936; Zirkus Blinz, 1942; Die verschollene Erbin, 1943; Der Mann von drüben, 1944; Die seltsame Gräfin, 1944; etc.
L.: Kürschners deutscher Literaturkalender, 1939; P. A. Keller, in: ders., Zum Sehen geboren, 1972, S. 35–51; Kürschners deutscher Literaturkalender, Nekrolog 1936–70, 1973; P. Ernst, red. D. Uffhausen, Ulm – Stuttgart – Frankfurt a. Main 1993, S. 32f. (Kat.); U. Baur – K. Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österreich 1938–1945, 1: Steiermark, 2008; Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universität Graz, Steiermark.
(K. Gradwohl-Schlacher)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)