Exner, Franz Serafin (1802-1853), Philosoph und Schulreformer

Franz Serafin, Philosoph und Schulorganisator. * Wien, 28. 8. 1802; † Padua, 21. 6. 1853. Sohn des Zollbeamten Josef E., dessen Familie aus Preuß.-Schlesien stammte. Vater von Adolf, Franz, Karl und Siegmund E. Stud. 1818–26 die drei allgemeinen philos. Jahrgänge in Wien, sodann Jus und Philos. in Wien und Pavia, 1827 Dr.phil. in Wien. 1827–31 Supplent am Philos. Stud. der Univ. Wien für Philos., seit 1828 auch für Erziehungskunde; 1831–48 o. Prof. der Philos. an der Univ. Prag. 1845–47 Mitarbeiter an der durch die Studien-Hofkomm. vorbereiteten Reform der Gymnasien und philos. Stud. in Wien, ab April 1848 wiss. Beirat im Min. f. öffentl. Unterricht, ab September 1848 Min. Rat, 1848 Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien. Nach seinem „Entwurf“ der Grundzüge des öffentlichen Unterrichtswesens in Österreich wurden die Gymnasial- und Universitätsstud. neu organisiert: die 2 Jahre „allg. philos. Stud.“ an der Univ. wurden aufgelassen und als oberste Klassen dem 6klassigen Gymn. angefügt, die philos. Fakultät dadurch für ihre wiss. Aufgabe freigemacht, die gesamten Universitätsstud. neu geordnet. Zusammen mit H. Bonitz arbeitete er den „Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich“ aus. Auf Grund dieser Vorarbeiten erhielten 1849–51 unter dem Min. Gf. Leo Thun-Hohenstein die Univ. nach den Grundsätzen der Lehr- und Lernfreiheit und der Verbindung von Forschung und Lehre ihre Neuorganisation, wobei ein wohlabgewogenes Verhältnis von wiss. Selbstbestimmungsrecht und staatlichem Aufsichtsrecht geschaffen wurde. Durch seinen Wr. Lehrer K. Rembold (1817–26) frühzeitig für die Philos. interessiert, wandte sich E. nach Vollendung seiner Jusstudien ganz dieser zu, zunächst in den Bahnen der Philos. von L. H. Jacobi in der durch J. Salat ihr gegebenen Form, fand aber dann seinen Standpunkt in der Philos. Herbarts. Dies kommt auch in dem von ihm geschaffenen Lehrplan des Gymn. zum Ausdruck, der seinen Schwerpunkt nicht in einer Gruppe von Lehrfächern allein, sondern „in der wechselseitigen Beziehung aller Unterrichtsgegenstände aufeinander“ hat.

W.: Über Wesen und Zweck der Philosophie, in: Glasers Z. „Ost und West“, 1837; Rez. von: Jägers Empirischer Psychologie, in: Wr. Jahrbb. d. Lit., Bd. 93, 1841; Die Psychologie der Hegelschen Schule, beurteilt von Dr. F. E., 1841, 1842; Über Nominalismus und Realismus, Abhandlungen d. Kgl. Böhm. Ges. d. Wiss., 1843; Über Leibnizens Universalwissenschaft, ebenda, 1844; Über die Lehre von der Einheit des Denkens und Seins, ebenda, 1848; Entwurf der Grundzüge des öffentlichen Unterrichtswesens in Österreich, in: Wr.Ztg., 1848, 18.–21. 7. 1848.
L.: Almanach Wien, 1855; S. Frankfurter, Gf. Leo Thun-Hohenstein, Franz Exner und Hermann Bonitz. Wien, 1893; Feierl. Inauguration, 1949/50; Uhlirz, s. Reg.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 275f.
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