Fassbender (Faßbender), Eugen (1854–1923), Architekt

Fassbender (Faßbender) Eugen, Architekt. Geb. Penzing, Niederösterreich (Wien), 28. 5. 1854; gest. Wien, 3. 4. 1923; röm.-kath. Sohn des Rittmeisters Georg Fassbender, der im Militär-Fuhrwesen-Corps tätig war, und von Rosalia Fassbender, geb. von Fröhlichsthal; ab 1889 mit Amalia Ebner verheiratet; eine Tochter. – F. absolvierte 1874–80 ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Wien bei →Heinrich Frh. von Ferstel und →Karl König, 1880–81 sowie 1882–83 besuchte er die Meisterklasse von →Friedrich Frh. von Schmidt an der Akademie der bildenden Künste (1883 Füger-Preis in Gold). 1885 erhielt er seinen ersten größeren Auftrag, den Bau des Kurhauses in Baden, den er gemeinsam mit →Max Katscher ausführte. In den Folgejahren spezialisierte er sich auf die Errichtung zahlreicher Telephon- und Telegraphenämter, wobei die repräsentative Gestaltung mit Formen des Spätklassizismus sowie der Neorenaissance auf die Bedeutung dieser neuen technischen Errungenschaft hinwies (Telephonzentrale I, 1897–99, Wien 6). Weiters soll er eine Vielzahl an öffentlichen Gebäuden, Kirchen, Hotels, Wohnhäusern etc. errichtet sowie kunstgewerbliche Gegenstände entworfen haben, allerdings ist von diesen Arbeiten heute kaum etwas nachweisbar. F. erwarb sich jedoch vor allem als Fachautor sowie als Stadtplaner einen guten Ruf: Er erarbeitete Pläne für mehrere Städte im Bereich der Donaumonarchie; der bedeutendste Entwurf war der „Generalregulierungsplan von Wien“ (1892), für den er den 2. Preis erhielt. Er plante ein ringförmiges Straßennetz, das durch zahlreiche Radialstraßen, die bis in den 1. Bezirk führten, verbunden war. Sein Konzept sah auch einen begrünten „Volksring“ vor, der der Bevölkerung als Naherholungsgebiet dienen sollte (die Idee wurde 1905 von →Heinrich Goldemund zum Teil als Wald- und Wiesengürtel umgesetzt). In seinen Publikationen setzte sich F. vor allem mit Städtebaufragen auseinander, die durch die zunehmende Einwohnerzahl sowie das steigende Verkehrsaufkommen virulent wurden. F. war Mitglied zahlreicher Fachverbände, so ab 1891 des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, ab 1893 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1908 der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs und ab 1913 der Wiener Bauhütte; 1904 Baurat.

Weitere W. (s. auch Architektenlexikon): Vereinigte Telephon- und Telegraphenfabrik, 1906 (Wien 20); Städteplanungen (Ausführungen nicht geklärt): Generalregulierungspläne für Lovrana, 1894, Brünn, 1902 (1. Preis), Magdalenen-Vorstadt mit Lagebestimmung der neuen Draubrücke, Marburg, 1908, Wiener Neustadt, 1912, Bad Vöslau, 1913. – Publ.: Erläuterung zum Entwurfe eines General-Regulierungsplanes über das gesammte Gemeindegebiet von Wien, 1893; Ein Volksring für Wien, 1898; Erholungsstätten (Grünanlagen) für Kleinwohnungen, in: ZÖIAV 62, 1910; Grundzüge der modernen Städtebaukunde, 1912; Anregung betreffend den Wiederaufbau kriegszerstörter Städte und Orte, in: ZÖIAV 70, 1918; etc.
L.: AKL; Czeike; Die Wr. Ringstraße 4; Eisenberg 1; Kosel 1; Thieme–Becker; Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien 18, 1963, S. 129; Handwörterbuch der Raumforschung und Raumordnung 1, 1970; M. Wehdorn – U. Georgeacopol-Winischhofer, Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich 1, 1984, s. Reg.; F. Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert 3/1, 1990, s. Reg.; W. Aichelburg, 150 Jahre Künstlerhaus Wien 1861–2011, www.wladimir-aichelburg.at/ (Zugriff 26. 1. 2014); Architektenlexikon Wien 1770–1945, www.architektenlexikon.at (m. B., W. u. L., Zugriff 23. 12. 2013); ABK, Wien.
(I. Scheidl)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)

Medien
Ehem. Fernmeldegebäude, 1902-05, Wien 1, Börseplatz 1
Telephonzentrale I, 1897-99, Wien 6, Lehárgasse 7