Federhofer, Karl (1885–1960), Techniker

Federhofer Karl, Techniker. Geb. Knittelfeld (Steiermark), 5. 7. 1885; gest. Graz (Steiermark), 6. 11. 1960. Sohn eines Lokomotivführers, Vater des Musikwissenschaftlers Hellmut Federhofer. – Nach Besuch der Oberrealschule in Linz und Graz studierte F. ab 1903 Bauingenieurwesen an der TH Graz, wo er 1908 die 2. Staatsprüfung ablegte und 1909 promovierte. Nach kurzer Tätigkeit im Baudienst der österreichischen Staatsbahnen trat F. in den Staatsbaudienst der steiermärkischen Statthalterei ein, wo er während des 1. Weltkriegs der Abteilung für Brückenbau vorstand, eine Reihe wichtiger Brücken plante und deren Ausführung leitete. 1913 habilitierte er sich als Privatdozent für Baumechanik an der Montanistischen Hochschule in Leoben. 1920 wurde er o. Prof. der Mechanik an der deutschen TH Brünn, 1923 o. Prof. für Allgemeine Mechanik, Hydro- und Aeromechanik an der TH Graz (1925/26 sowie 1926/27 Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen, 1928/29 Rektor, 1956 emeritiert). Berufungen an die TH München (1931), Wien (1939) und Breslau (Wrocław) (1941) lehnte er ab. F. vertrat Österreich auf mehreren internationalen Kongressen für Mechanik sowie ab 1934 im internationalen Komitee für technische Mechanik und war ab 1946 Mitherausgeber des Österreichischen Ingenieur-Archivs. 1938/39 gehörte er der Ortsführung des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbunds (NSDDB) an der TH Graz an und war 1939/40 Ehrenmitglied der akademischen Fliegergruppe der TH. In seinen zahlreichen Publikationen befasste F. sich anfangs mit Problemen der Baustatik, später mit Fragen aus dem Gesamtgebiet der Mechanik. Besonderes Gewicht legte er auf den weiteren Ausbau der von seinem Lehrer Ferdinand Wittenbauer begründeten graphischen Dynamik. Er wurde 1935 korrespondierendes und 1939 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien und erhielt neben Ehrendoktoraten der THs Wien (1952) und Darmstadt (1955) das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1959).

W. (s. auch Almanach Wien; Österreichisches Ingenieur-Archiv): Graphische Kinematik und Kinetostatik des starren räumlichen Systems, 1928; Graphische Kinematik und Kinetostatik, 1932; Dynamik des Bogenträgers und Kreisringes, 1950; Aufgaben aus der Hydromechanik, 1954; etc.
N.: K. Sattler, in: Der Bauingenieur 35, 1960, S. 479f. (m. B.); A. Kromm, in: Österreichische Ingenieur-Zeitschrift 4, 1961, S. 228 (m. B.); E. Melan, in: Almanach Wien Wien 111, 1962, S. 398–402 (m. B. u. tw. W.).
L.: DBE; Emődi; K. Girkmann, in: Österreichisches Ingenieur-Archiv 9, 1955, S. 73–78 (m. B. u. W.); P.-G. Franke – A. Kleinschroth, Kurzbiographien Hydraulik und Wasserbau, 1991 (m. B.); H.-P. Weingand, Die TH Graz im Dritten Reich, 1995, s. Reg.
(E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)