Ferdinand, I. K. von Österr., Kg. von Ungarn (1793-1875)

Ferdinand I. Kaiser von Österreich, König von Ungarn. * Wien, 19. 4. 1793; † Prag, 29. 6. 1875. Sohn K. Franz II. (I.) und der Tochter Ferdinands IV. von Sizilien, Maria Theresia. Von Geburt an von schwacher Gesundheit, zeigte sich bei seiner Erziehung durch den Baron Carnea-Steffaneo bald, daß seine Fähigkeiten für eine spätere Regierung nicht ausreichen würden. Trotzdem, um das Legimitätsprinzip nicht zu gefährden, bestand sein Vater auf F.s Thronfolgerschaft. Von 1829 an nahm er an den Sitzungen des Staatsrates teil und wurde am 28. 10. 1830 zum Kg. von Ungarn gekrönt. Als solcher führte er ebenso wie in Böhmen den Namen Ferdinand V. Nach seinem Regierungsantritt am 2. März 1835 erließ er sogleich eine Amnestie und traf am 18. März in Teplitz mit dem Zaren und dem Kg. von Preußen zusammen. Am 7. 9. 1836 erfolgte seine Krönung in Prag, seit 6. 9. 1838 trug er die eiserne Krone des lombardo-venezianischen Königreiches. Da er als Herrscher nicht handlungsfähig war, übte eine Staatskonferenz (Erzh. Ludwig, Metternich, Kolowrat) eine verschleierte Vormundschaft aus. Die einheitliche Führung des Staates, wie sie unter Franz I. bestanden hatte, ging verloren. F. war seit 12. 2. 1831 mit Maria Anna, einer Tochter Viktor Emanuels von Sardinien, vermählt. Diese bemühte sich, ihren Mann nach Ausbruch der Revolution zum Rücktritt zu bewegen, doch scheiterte dies zunächst am Widerstande Metternichs. Der Kaiser suchte Blutvergießen tunlichst zu vermeiden, verließ jedoch nach den Ereignissen vom Mai und Oktober 1848 die Hauptstadt. Am 2. 12. 1848 verzichtete er in Olmütz zugunsten seines Neffen Franz Joseph auf den Thron. Er zog sich nach Prag zurück, beschäftigte sich zeitweise mit heraldischen und technologischen Studien, pflegte Musik und verbrachte den Sommer auf seinen Gütern in Böhmen. Zeitlebens an epileptischen Anfällen leidend, zeichneten ihn große Güte und Wohltätigkeit aus, die freilich mit Urteilslosigkeit gepaart waren. Am 9. 8. 1832 verübte der pensionierte Hptm. Franz Reindl in Baden bei Wien ein Attentat auf F., bei dem dieser zwar unverletzt blieb, jedoch schwer erkrankte. Als Chef seines Hauses erließ er 1839 ein Familienstatut, um Streitigkeiten wegen einer späteren Thronfolge hintanzuhalten.

L.: K. A. Schimmer, F. I., Kaiser von Österreich, 1849; V. de Ségur-Cabanac, Journal du comte Auguste François Marcel de Ségur-Cabanac, préfet de la chambre de sa majesté l’empereur F., 1910; ders., K. F. I. als Regent und Mensch, 1912; ders., K. F. I. (V.) der Gütige in Prag, 1913; E. Blümml-G. Gugitz, Der Mordanschlag auf Kg. F, V. von Ungarn in Baden. Altwienerisches, Bilder und Gestalten 2, 1921, S. 326–340; H. v. Srbik, Metternich, der Staatsmann und der Mensch, 3 Bde., 1925–54; Uhlirz, s. Reg.; Wurzbach; ADB.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 299f.
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