Ferrari, Johann Baptist (Giovanni) Angelo Graf von (1806–1876), Zoologe und Gutsbesitzer

Ferrari Johann Baptist (Giovanni) Angelo Graf von, Zoologe und Gutsbesitzer. Geb. Genua, Frankreich (Genova, I), 17. 12. 1806; gest. Wien, 18. 5. 1876; röm.-kath. Sohn des königlich sardinischen Rats in Turin Markus Anton(ius) Graf von Ferrari und der Elisabeth Gräfin von Ferrari, geb. Freiin von Sardagna (geb. ca. 1786; gest. Wien, 28. 12. 1828), Schwiegervater des Hauptmanns und Entomologen Anton Leonhard Hoffmann (geb. Graz, Steiermark, 6. 8. 1826); ab 1834 verheiratet mit Juliana Antonia Gräfin von Ferrari, geb. Burger (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 19. 5. 1814; gest. Wien, 6. 1. 1839). – Über F.s Schulbildung ist nichts bekannt. Er lebte als Privatier in Wien sowie als Gutsherr auf Schloss Leopoldsdorf im Marchfeld und betrieb nebenher entomologische Studien; besonderes Augenmerk widmete er dabei den Käfern. 1860 übernahm F., veranlasst durch →Ludwig Redtenbacher, eine Assistentenstelle am zoologischen Hof-Cabinet in Wien und war dort für die Ordnung der kaiserlichen Coleopteren-Sammlung zuständig. 1873 wurde er zum Kustos befördert. Ab 1845 publizierte F. teils unter eigenem Namen, teils unter der Bezeichnung eines „süddeutschen Entomologen“ Arbeiten zur Koleopterologie, wie beispielsweise „Zur Beurtheilung der in Ameisennestern vorkommenden Insecten, insbesondere der Käfer“ (in: Entomologische Zeitung 6, 1845), „Einige Bemerkungen eines süddeutschen Entomologen zum Catalogus coleopterorum Europae“ (in: Wiener Entomologische Monatschrift 3, 1859) und „Zwei neue Dorcadion-Arten vom Caucasus“ (ebd. 8, 1864). 1867 legte er eine Monographie über „Die Forst- und Baumzuchtschädlichen Borkenkäfer (Tomicides Lac.) aus der Familie der Holzverderber (Scolytides Lac.)“ vor. Neben Käfern sammelte F. intensiv Autographen von Naturforschern und Ärzten. Seine diesbezügliche Sammlung im Umfang von rund 4.360 Briefen und Postkarten von über 1.450 Korrespondenten gelangte käuflich über den Entomologen Gustav Kraatz nach Berlin und befindet sich heute im Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg. Seine Käfersammlung im Umfang von rund 8.000 Arten gelangte an den Entomologen Otto Reichsritter Frass von Friedenfeldt und wurde nach dessen Tod vereinzelt. F. war u. a. ab 1843 Mitglied des Stettiner Entomologischen Vereins und ab 1851 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien.

Weitere W.: Kritik der drei Arten: Geotrupes stercorarius Linn., G. putridarius Esch. (in litt.) und G. mutator Steph., in: Entomologische Zeitung 13, 1852; Kleiner Beitrag zur Käferfauna Venedigs und des Lido, in: Wiener Entomologische Monatschrift 8, 1864; Einige Worte über die Coleopteren-Gattung Calobius Wollaston und die dazu gehörigen Arten, ebd.; Drei neue Käfer aus der österreichischen Monarchie, in: Verhandlungen der kaiserlich-königlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 16, 1866; Ueber das Vorkommen von Scorpionen im Erzherzogthume Oesterreich, ebd. 22, 1872.
L.: WZ, 22., NFP, 24. 5. 1876; Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 24, 1873, S. 626; Entomologische Monatsblätter 1, 1876, S. 16; Entomologische Nachrichten 2, 1876, S. 130; Transactions of the Entomological Society of London, 1876, Proceedings, S. XLIV; F. Katter, Entomologischer Kalender für Deutschland, Oesterreich und die Schweiz 2, 1877, S. 71; Botanik und Zoologie in Österreich … 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; F. Marwinski, in: Beiträge zur Entomologie 31, 1981, S. 27ff.; E. Schubert, in: Forschen, Reisen, Entdecken. Lebenswelten in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft, 2011, S. 24f.; Pfarre Gumpendorf, Pfarre St. Josef ob der Laimgrube, beide Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)