Fickert, Auguste (1855-1910), Frauenrechtlerin und Sozialreformerin

Fickert Auguste, Sozialreformerin. * Wien, 25. 5. 1855; † Wien, 9. 6. 1910. Von Beruf städt. Lehrerin, trat sie 1889 gegen den Entzug des den steuerpflichtigen Frauen Niederösterr.s bis dahin zustehenden Landtags- und Gemeindewahlrechtes auf und entfaltete von da an die erste Propaganda für das Frauenstimmrecht im Rahmen eines allgemeinen Wahlrechtes. 1893 gründete sie den „Allgemeinen österr. Frauenverein“, der den linken Flügel der österr. Frauenbewegung darstellte, mit dem Ziele, dem allgemeinen sozialen Fortschritt die Mitarbeit staatsbürgerlich denkender Frauen zuzuführen, von welcher man sich damals vielfach eine sittliche Regeneration der Gesellschaft erhoffte. Der Verein, das eigentliche Lebenswerk A. F.s, hat mit seiner lebendigen Stellungnahme zu den aktuellen sozialen Fragen (Dienstbotenfrage, Mutterschutz, Prostitution etc.) wesentlich zur staatsbürgerlichen Erweckung der Frauen und oft zur Anregung der öffentl. Diskussion beigetragen. 1895 errichtete A. F. die erste Rechtsschutzstelle für unbemittelte Frauen in Österreich. Sie arbeitete organisatorisch an Enquêten über Frauenarbeit mit und unternahm 1899 die schwierige Organisation der Frauen im Staatsdienst. Zusammen mit Rosa Mayreder (s. d.) und Marie Lang (s. d.) gründete sie 1899 die demokratischfortschrittliche Monatsschrift „Dokumente der Frauen“. Ihr letztes Werk war die Errichtung eines Einküchenhauses, zunächst für berufstätige Frauen, auf genossenschaftlicher Basis („Heimhof“, Wien XIX., eröffnet 1911).

W.: Vorträge und Aufsätze in: Dokumente der Frauen, 1899–1903; fortges. als: Neues Frauenleben, hrsg. von A. F., 1903ff.; Nachlaß A. F.s in der Wr. Stadtbibliothek.
L.: N.Fr.Pr. vom 11. 6. 1910 und 22. 5. 1935; A. F. Zur Enthüllung ihres Denkmals am 22. Juni 1929, 1929; Mitt. M. Fichna, Wien.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 310
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