Figuly, Ignaz Karl (1807-1875), Politiker und Jurist

Figuly Ignaz Karl, Jurist und Politiker. * Wien, 2. 9. 1807; † Linz, 15. 7. 1875. Bezog unter dem besonderen Protektorat K. Franz II. (I.) das Staatskonvikt zu St. Stephan, stud. an der Univ. Wien 1823–26 zunächst Weltgeschichte und österr. Staatsgeschichte, 1826–29 Jus. Nach Vollendung des Hochschulstud. Auskultant beim Landesgericht in Linz, erhielt 1833 die Befugnis zur Ausübung des Zivil- und Kriminal-Richteramtes, 1839 Konzipient in der Advokaturskanzlei des Dr. Karl Wiser, 1843 in den „Industrie- und Gewerbeverein für Inner österreich“ aufgenommen. 1845 gründete F., angeregt durch die Gründung des Wr. Männergesangver., in Linz einen ähnlichen Ver., der nach 1848 als „Sängerbund Frohsinn-Linz“ weiterbestand. F. war 1848 Adjutant des Kommandierenden der Nationalgarde. 1851 Dr.jur. und Sekretär der o.ö. Handels- und Gewerbekammer; eröffnete 1861 eine eigene Kanzlei und wurde von der Handels- und Gewerbekammer in den Landtag, von diesem zum Landesausschuß gewählt. 1867 übertrug ihm der Landtag ein Mandat für den Reichstag, wo er auch Mitgl. der Delegationen wurde. Nachdem er bereits sein Mandat im Land- und Reichstag krankheitshalber niedergelegt hatte, wurde er 1874 noch Ausschußmitgl. und Präs.- Stellvertreter der o.ö. Advokatenkammer. Seine Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammer erregten in ganz Europa Aufsehen, und die Kenntnisse der wirtschaftlichen Gegebenheiten und Notwendigkeiten machten ihn zum deutschliberalen Politiker, dessen Rechts- und Freiheitsliebe allgemein anerkannt wurden.

L.: Jurist. Bll. 1875, S. 382; Nachlaß F., o.ö. Landesarchiv in Linz, Muscal-Archivbestand; Czedik; H. Friedjung, Österreich 1848–60, 1922; H. Commenda, Die Geschichte des o.ö. Sängerbundes, 1934; W. Ehrenreich, I. F. Ein Kämpfer für Recht und Freiheit, 1942 (Literaturverzeichnis); P.S.B.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 313
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