Fischer, Andreas (1755–1819), Architekt

Fischer Andreas, Architekt. Geb. Waldsassen, Bayern (D), 17. 2. 1755 (oder 1754); gest. Wien, 2. 10. 1819; röm.-kath. Sohn des bürgerlichen Braumeisters Wolfgang Fischer und der Margarethe Fischer; in 1. Ehe ab 1785 mit Katharina Fischer, geb. Artinger, ab 1798 in 2. Ehe mit Franziska Fischer verheiratet. – Über die Ausbildung F.s und die ersten Jahre seiner Tätigkeit ist nichts Näheres bekannt; angeblich soll er nach einer Maurerlehre einige Zeit in Ungarn beschäftigt gewesen und in weiterer Folge nach Wien gekommen sein; 1785 wurde er als Baudirektor des Klosters Waldsassen bezeichnet. Der einzige nachweislich von F. entworfene Bau ist die Pfarrkirche Atzgersdorf in Wien-Liesing, die er 1781–83 im Auftrag des Wiener Fürsterzbischofs Christoph Anton Graf Migazzi errichtete. Auf Betreiben von →Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg kam es 1786 zu einer Neuordnung der Architekturklasse an der Wiener Akademie der bildenden Künste und zur Bestellung zweier Professoren. Trotz fehlender akademischer Schulung war F.s Bewerbung erfolgreich, und er wurde zum Professor der Praktik an der Architekturschule und zum akademischen Kunstrat ernannt. 1797 erfolgte seine Ernennung zum Oberarchitekten der niederösterreichischen Zivilbaudirektion. In dieser Funktion legte er im März 1815 einen ersten Entwurf für das neue Wiener polytechnische Institut vor, der aber keine Berücksichtigung fand. Darüber hinaus soll er an folgenden Baumaßnahmen beteiligt gewesen sein: Umbau der Pfarrkirche von Groß-Enzersdorf, des Schlosses Sachsengang, der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Trost im Elend in Pottenstein, Renovierung der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Lanzendorf und des dortigen Franziskanerklosters, Umbau des Pfarrhofs sowie der Pfarrkirche von Leobendorf und des Pfarrhofs in Bruck an der Leitha. 1798 wurde F. eingeladen, für Schloss Festetics in Keszthely Pläne anzufertigen, die aber nicht realisiert wurden. 1802 zeichnete er für die Innenausstattung des Palais Auersperg verantwortlich. F. bewarb sich 1817 erfolglos um die Nachfolge Hohenbergs als Direktor der Architekturklasse an der Akademie der bildenden Künste.

L.: WZ, 6. 10. 1819; AKL; Czeike; Thieme–Becker; 150 Jahre Technische Hochschule in Wien 1815–1965, 2, ed. H. Sequenz, 1965, S. 33f., 110; W. Wagner, Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien, 1967, s. Reg.; R. Wagner-Rieger, Wiens Architektur im 19. Jahrhundert, 1970, S. 15, 18; M. Schwarz, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 27, 1973, H. 1/2, S. 29ff.; R. Wagner-Rieger, in: Geschichte der Stadt Wien, NR 7/3, 1973, s. Reg.; Architektenlexikon Wien 1770–1945 (nur online, Zugriff 29. 3. 2017); ABK, Pfarre Alservorstadt, beide Wien.
(A. Mader-Kratky)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)