Förster, Emanuel Aloys (Emanuel Joseph Antonius Ignatius) (1748–1823), Komponist, Musiker und Lehrer

Förster Emanuel Aloys (Emanuel Joseph Antonius Ignatius), Komponist, Musiker und Lehrer. Geb. Niedersteine, Preußen (Ścinawka Dolna, PL), 26. 1. 1748; gest. Wien, 12. 11. 1823; röm.-kath. Sohn des Gutsverwalters Anton Ludwig Förster und der Anna Maria Förster, geb. Teuber, Vater u. a. von Emanuel Förster (geb. 1797), der Pianistin und Komponistin Eleonora (Eleonore) Förster, verehel. Gräfin Contin (geb. 1798), des Cellisten, Komponisten und Pianisten Joseph Förster (geb. 1800) sowie der Pianistin und Komponistin Michaela (Michelina) Förster (geb. 1802), später Gattin des Geigers →Pietro Rovelli; ab 1795 verheiratet mit der Kammerjungfer und Hauptmannstochter Eleonora von Reczka (Rezka) (geb. 1775 oder 1776; gest. Wien, 10. 5. 1852). – F. besuchte das Gymnasium des Benediktinerklosters in Braunau in Nordböhmen, wo er durch Abt Friedrich Grundmann besonders gefördert wurde und Unterricht in Figuralmusik bekam, nachdem er bereits als Autodidakt zu komponieren begonnen hatte. Nach seinem Schulabschluss 1764 arbeitete er als Adjunkt in der Wirtschaftskanzlei des Grafen Vetter von der Lilie, in der auch sein Vater als Verwalter tätig war. Ab 1766 leistete er seinen zweijährigen Dienst in einem preußischen Infanterieregiment als Oboist in der Militärmusik ab. Danach erhielt er Orgel- und Theorie-Unterricht von Johann Georg Pausewang in Mittelwalde bei Glatz. Die Jahre 1776–79 verbrachte er möglicherweise in Prag, wo er Schüler des Organisten Josef Seger (Seeger) gewesen sein soll. Danach kam er nach Wien, machte sich schnell einen Namen als ausgezeichneter Musikpädagoge und komponierte auch eigene Werke: Bereits im Jänner 1783 bot er Klaviersonaten zur Subskription an und schuf im Weiteren vorwiegend Instrumental- und Kammermusikwerke. 1790 erschienen seine Variationen über ein Thema von Wolfgang Amadeus Mozart, mit dem er vermutlich ab 1782 befreundet war und von dem er eine Geige geschenkt bekommen haben soll. Nach dem Tod Mozarts bewarb sich F. als dessen Nachfolger bei der Hofkapelle, jedoch erfolglos. Er blieb zeitlebens ohne feste Anstellung. 1797 erlangte er die Mitgliedschaft bei der Tonkünstler-Societät für Witwen und Waisen und damit zumindest eine Absicherung für seine Familie. Ab ca. 1792 verkehrte er im Haus von Karl Fürst Lichnowsky und schrieb sechs Streichquartette (1794 als op. 7 verlegt) für dessen Kammermusikabende, bei denen er →Ludwig van Beethoven kennenlernte. Um die Jahrhundertwende veranstaltete F. musikalische Zusammenkünfte in seiner Wohnung, wobei Beethovens Streichquartette op. 18 und F.s op. 16 im engen künstlerischen Austausch entstanden. F. wohnte zu dieser Zeit in einem Haus am Petersplatz, in das 1802 auch Beethoven einzog und dort F.s Sohn Emanuel Klavierunterricht gab. Ab 1805 fanden im Palais von Andrei Kirillowitsch Graf Rasumofsky private Kammermusikveranstaltungen statt, an denen F. und Beethoven stets teilnahmen. Als hervorragender Pianist wie auch Geiger und Bratscher musizierte F. dabei oft mit den Mitgliedern des Schuppanzigh-Quartetts. In dieser Zeit schuf er einen Zyklus von 18 Streichquartetten, die jedoch wie die meisten seiner Werke in Vergessenheit gerieten. Als Rasumofsky Beethoven um Kompositionsunterricht bat, verwies ihn dieser an F., ebenso wie die britischen Komponisten Charles Neate 1815 und Cipriani Potter 1817. Zu F.s Schülern gehörten u. a. →Franz Xaver Pecháček, →Georg Hellmesberger d. Ä., Francesco Contin Conte di Castelseprio, sein späterer Schwiegersohn, →Joseph Mayseder und Louis Niedermeyer. Beethoven drängte F. überdies dazu, sein musiktheoretisches Werk zu veröffentlichen: F.s „Anleitung zum General-Bass“ erschien 1805, noch zu seinen Lebzeiten wurde sie neu aufgelegt und ins Tschechische übersetzt. Er war einer der 48 Komponisten, die für den 1808 erschienenen Sammelband „In questa tomba oscura …“ Werke zu einem Text von Giuseppe Carpani verfassten. Sie sind einem weiteren Musikmäzen, Franz Joseph Fürst Lobkowitz, gewidmet. Danach nahm F.s kompositorisches Schaffen rapide ab – er veranstaltete 1817 Konzerte gemeinsam mit seiner Tochter Eleonora am Klavier und wirkte vorwiegend als Kompositions- und Musiktheorielehrer. 1820 gab er „Emanuel Alois Förster’s Practische Beyspiele als Fortsetzung zu seiner Anleitung des Generalbasses“ heraus und hielt bis zu seinem Lebensende jährlich Kurse ab. Im Jahr nach seinem Tod erschien der zweite Teil der Sammlung von Variationen von 50 Komponisten über einen Walzer von →Anton Diabelli unter dem Titel „Vaterländischer Künstlerverein“, in dem er ebenfalls vertreten ist.

Weitere W.: s. MGG II; Gerber; Schlesisches Musiklexikon. – Teilnachlass: Österreichische Nationalbibliothek, Wien.
L.: Czeike; Eitner; MGG I (mit Bild), II (mit W.); NDB; oeml; Wurzbach; E. L. Gerber, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler 2, 1812 (mit W.); Allgemeine Wiener Musik-Zeitung 2, 1842, S. 493; Denkschrift aus Anlass des hundertjährigen Bestehens der Tonkünstler-Societät …, bearb. C. F. Pohl, 1871, S. 17, 97, 108; K. Weigl, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 6, 1905, S. 274ff.; N. Saltscheff, E. A. F., phil. Diss. München, 1911; G. Kinsky, Geschichte der Musik in Bildern, 1929, S. 277 (mit Bild); K. Pfannhauser, in: Acta Mozartiana 3, 1956, H. 3, S. 6ff.; Das große Lexikon der Musik 3, 1980; Schlesisches Musiklexikon, ed. L. Hoffmann-Erbrecht, 2001 (mit W.); G. Indorf, Beethovens Streichquartette, 2007, S. 40ff.; E. A. F., Anleitung zum General-Bass (1805) …, ed. D. Hensel, 2012; Pfarre St. Johann Nepomuk, Pfarre St. Peter, beide Wien.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)