Forst, Willy (Willi); bis 1948 Frohs Wilhelm Anton (1903–1980), Schauspieler, Sänger, Regisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Herausgeber

Forst Willy (Willi), bis 1948 Frohs Wilhelm Anton, Schauspieler, Sänger, Regisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Herausgeber. Geb. Wien, 7. 4. 1903; gest. ebd., 11. 8. 1980 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Friedhof Neustift). Sohn des aus Böhmen stammenden Porzellanmalers Wilhelm Frohs und der niederösterreichischen Müllerstochter Marie Perschl; ab 1938 verheiratet mit Melanie Forst, geb. Nakladal (1907–1973). – Gegen den Wunsch der Eltern verließ F. mit 16 Jahren die Realschule in Wien, um eine Karriere am Theater anzustreben. 1919 wurde er bereits, trotz fehlender Schauspielausbildung, nach Teschen engagiert. Danach folgten weitere Engagements an diversen deutschsprachigen Theatern der Tschechoslowakei (u. a. Znaim und Brünn), wo er Erfahrungen als Schauspieler, Sänger und Spielleiter sammeln konnte. F. hatte sich schon einen Namen gemacht, als er 1925 die Chance bekam, nach Berlin zu gehen. Dort gelang ihm innerhalb weniger Jahre der Sprung von den Operetten- bzw. Revuebühnen zum seriösen Sprechtheater. Höhepunkt dieser Zeit war ein mehrjähriger Vertrag an →Max Reinhardts Deutschem Theater. Parallel dazu begann F. sich auch als Filmdarsteller zu betätigen. In welchem Film F. als Erstes mitgewirkt hatte, ist aber bis heute umstritten. Als frühester Auftritt belegen lässt sich jener in „Der verwechselte Filmstar“ von 1922. Von da an spielte F. immer wieder kleinere, jedoch durchaus handlungstragende Rollen im Stummfilm. Des Öfteren verkörperte er zwielichtige Typen, wie auch in „Café Elektric“ (1927) an der Seite von Marlene Dietrich. F. selbst war, laut eigener Aussage, kein Fan der stummen Bilder und konnte sich erst mit Aufkommen des Tonfilms vollends künstlerisch entfalten. Den Durchbruch schaffte er mit „Atlantic“ (1929) und dem Wienerlied „’s wird schöne Maderln geb’n (Es wird ein Wein sein)“, das er im Film singt. Als Schauspieler wurde er daraufhin zum Publikumsliebling, den man zunehmend mit seinem On-Screen-Image eines charmanten und eleganten Bonvivants und Liebhabers assoziierte. Ab 1933 zog es F. darüber hinaus zur Filmregie. Sein erfolgreiches Debüt feierte er mit dem Schubert-Film „Leise flehen meine Lieder“ (1933). Trotz weiterer Erfolge, wie „Maskerade“ (1934), folgte er dem Ruf nach Hollywood jedoch nicht. Stattdessen gründete er zusammen mit Hans Somborn Produktionsfirmen in Wien (1935) und Berlin (1937), mit denen er u. a. „Burgtheater“ (1936) und sein Herzensprojekt „Bel Ami“ (1939) realisierte. In den folgenden Jahren bekleidete F. außerdem Positionen im jeweiligen Aufsichtsrat der Tobis- und der Wien-Film. Später sagte F. über diese Zeit, dass er die politische Auffassung nicht geteilt habe und mit seinen nostalgisch-unbeschwerten Unterhaltungsfilmen wie „Operette“ (1940), „Wiener Blut“ (1942) oder „Wiener Mädeln“ (1945/49) leisen Protest üben wollte. Von Filmhistorikern wird F.s Rolle im Nationalsozialismus heute so interpretiert, dass er die Nähe des Regimes tatsächlich nicht aktiv gesucht, sich aber dennoch mit diesem arrangiert hatte. In den Nachkriegsjahren arbeitete F. die Zeit bis 1945 u. a. in seinen Leitartikeln für die Illustrierte „Film“ auf, die er 1946–49 in Wien herausgab. Hier inszenierte er auch die Offenbach-Operette „Orpheus in der Unterwelt“ an der Staatsoper (1946/47). Filmische Erfolge blieben hingegen weitestgehend aus. Große mediale Aufmerksamkeit erhielt F. nur noch einmal für den Skandalfilm „Die Sünderin“ (1951) mit Hildegard Knef. Nach seinem letzten Film, „Wien, du Stadt meiner Träume“ (1957), zog sich F. schließlich aus dem Filmgeschäft ins Privatleben zurück. Er begründete dies damit, dass sein Stil nicht mehr gefragt sei. Trotzdem erhielt er in den 1960er-Jahren zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, wie den Deutschen Filmpreis (1968). Nach dem Tod seiner Frau verbrachte F. seinen Lebensabend sowohl in der Schweiz als auch in Österreich. 1979 begann er mit der Niederschrift seiner Lebenserinnerungen, die er jedoch krankheitsbedingt nicht mehr zu Ende bringen konnte.

Weitere Filme: s. Arnold; Weniger; Loacker; Bono. – Publ.: s. Loacker; Bono.
L.: F. Arnold, in: CineGraph 5, 1985 (mit Filmographie); K. Weniger, Das große Personenlexikon des Films 3, 2001 (mit Filmographie); W. F., ed. A. Loacker, 2003 (mit Bildern, W. und Filmographie); R. Lenius, Wiener Spuren berühmter Schauspielerinnen und Schauspieler, 2004; F. Bono, W. F., 2010 (mit Bildern, W. und Filmographie); WStLA, Wien.
(A. Denk)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)