Forster, Adolf Emanuel (1868–1939), Geograph und Meteorologe

Forster Adolf Emanuel, Geograph und Meteorologe. Geb. Königsberg, Böhmen (Kynšperk nad Ohří, CZ), 22. 5. 1868; gest. Wien, 12. 6. 1939; röm.-kath. Sohn eines Apothekers; ab 1910 mit Jenny Boris (gest. 1919), ab 1920 mit Barbara Fiedler verheiratet. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Eger (1879–87) studierte F. ab 1887 u. a. Geographie und Meteorologie an der Universität Wien; 1893 Dr. phil. Seine Dissertation „Die Temperatur fließender Gewässer Mitteleuropas“, die prägend für seine späteren hydrographischen Forschungen war, wurde 1894 im 5. Band von →Albrecht Pencks „Geographischen Abhandlungen“ publiziert. 1892–95 provisorischer Assistent am geographischen Institut der Universität Wien, studierte F. 1895–97 Geodäsie am Polytechnikum in München. 1897 kehrte er als Assistent an das geographische Institut nach Wien zurück, wo er bis 1903 verblieb. 1903–04 wirkte er als Assistent an der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus (ab 1904 Geodynamik), ab 1905 als Konsulent für Meteorologie und Geologie am Hydrographischen Zentralbureau. Zu seinen Aufgaben gehörten u. a. die Untersuchung der Niederschläge im Einzugsgebiet der österreichischen Flussgebiete und damit verbunden die Erstellung von Niederschlagskarten sowie die Mitarbeit am Wasserkraftkataster, bei Wasserkraftwerks- und Wasserleitungsprojekten. F.s wissenschaftliches Interesse galt der Quartärforschung. Zunächst arbeitete er über die glaziale Entstehung des Bodensees. Gemeinsam mit Penck fertigte er 1896 erste exakte, tachymetrisch aufgenommene Gletscherkarten im Maßstab 1:10.000 von der Sonnblickgruppe an („Skizze der Zunge des Klein Fleiß-Keeses“, „… Goldberg-Gletschers“ und „… Wurten-Keeses“). Wertvolle Vorarbeiten leistete er zu dem die Quartärforschung im deutschsprachigen Raum begründenden Werk „Die Alpen im Eiszeitalter“ von Penck und →Eduard Brückner (3 Bde., 1901–09). 1938 veröffentlichte F. seine umfangreiche Langzeitstudie aus den Jahren 1876 bis 1900 unter dem Titel „Die Niederschläge am Nordabfall der Karpaten“ (in: Abhandlungen der Geographischen Gesellschaft in Wien 13). Neben hydrographischen und verkehrsgeographischen Arbeiten verfasste er Beiträge zur Heimatkunde des Egerlands. Erwähnenswert sind zudem seine Mitarbeit an der 4. völlig neu bearbeiteten Auflage des 1. Bands „Europa“ (1926) der von Karl Andree und anderen herausgegebenen „Geographie des Welthandels“ sowie die gemeinsam mit Joseph Longo publizierte „Entstehungsgeschichte der Landschaftsformen um Königsberg a. d. Eger“ (in: Festschrift zur 700-Jahrfeier der Egerstadt Königsberg …, 1932). F. war ab 1903 Mitglied (später Ausschussmitglied) der Geographischen Gesellschaft in Wien und erhielt 1926 das Große silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich; 1921 Ministerialrat.

Weitere W.: s. Leiter.
L.: A. Penck, in: Z. DÖAV 28, 1897, S. 59f., 73, 410; H. Leiter, in: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Wien 84, 1941, S. 230ff. (mit Bild und W.); K. Brunner, in: Salzburger Geographische Arbeiten 3, 2000, S. 9; AdR, UA (mit Bild), beide Wien.
(W. Kainrath)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 337
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