Franke, Marian Alois (Marjan Alojzy) (1877–1944), Pathologe

Franke Marian Alois (Marjan Alojzy), Pathologe. Geb. Lemberg, Galizien (Lʼviv, UA), 21. 3. 1877; gest. ebd., 12. 9. 1944; röm.-kath. Sohn von →Jan Nepomuk Franke und Aniela Franke, geb. Swaryczewska; ab 1906 verheiratet mit Zofia Pierożyńska. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Lemberg studierte F. 1895–97 Medizin an der dortigen Universität sowie ab 1897 an der Universität Wien; 1900 Dr. med. in Wien. 1900–08 wirkte er als Assistent an der Abteilung für innere Medizin im Allgemeinen Krankenhaus in Lemberg und war daneben im chemischen Labor des Spitals tätig. 1902–03 vertiefte F. seine Kenntnisse an der Universität in Berlin und 1903 in Paris. 1908 habilitierte er sich für spezielle Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten in Lemberg. Während des 1. Weltkriegs diente er als Militärarzt in der Armee. 1916 ao. Professor, wurde er im selben Jahr Leiter des Lehrstuhls für Pathologie und allgemeine Medizin an der Universität Lemberg. 1918 nahm er an Kampfhandlungen in Lemberg teil und wurde 1921 in der polnischen Armee zum Oberstleutnant des medizinischen Diensts befördert. 1921 war er als o. Professor für kurze Zeit Leiter des Lehrstuhls für Pharmakologie, 1921–39 fungierte er als Vorstand des Instituts für allgemeine und experimentelle Pathologie, daneben als Leiter der Notaufnahme an der Abteilung für innere Medizin; 1928/29 und 1936/37 Dekan der medizinischen Fakultät. 1942–44 stand er der Abteilung für allgemeine Pathologie der staatlichen medizinischen und naturwissenschaftlichen Fachkurse in Lemberg vor und war Mitglied eines illegalen Rats der medizinischen Fakultät, einer Untergrundbewegung. F. zählte zu den besten Klinikern in Lemberg. Er gilt als Begründer der Telemedizin (1935) sowie der klinischen Telekardiologie in Polen und startete weltweit das erste klinische Tele-EKG-System. Darüber hinaus gründete er das balneologisch-klimatische Laboratorium an der Universität und zählte 1937 zu den Mitbegründern des Hygienemuseums in Lemberg. Neben der Kardiologie galt sein Interesse der Nephrologie (u. a. Harnverhalt, Nierenentzündungen, Pathogenese von Nierenläsionen bei Patienten mit Rückfallfieber) und der Pathophysiologie von Blut und Blutzirkulation. F. entwickelte ein Verfahren zur Bestimmung der proteolytischen Enzyme in Leukozyten, wodurch die Diagnose von Infektionskrankheiten erheblich verbessert werden konnte. Insbesondere beschäftigte er sich mit den Veränderungen der Leukozyten bei Leukämiepatienten. Erwähnenswert ist sein Lehrbuch „Djagnostyka chorób narządu krążenia“, 1921. 1909 fungierte er als Redaktionsmitglied des „Lwowski tygodnik lekarski“, in dem er auch selbst zahlreiche Beiträge veröffentlichte, ebenso wie in den Fachorganen „Nowiny Lekarskie“ und „Polska Gazeta Lekarska“. F. war ordentliches Mitglied, 1921–22 Vizepräsident sowie 1922–23 Präsident des Towarzystwo Naukowe we Lwowie (Wissenschaftliche Gesellschaft in Lemberg), ab 1922 korrespondierendes Mitglied der Akademia Nauk Lekarskich (Akademie der medizinischen Wissenschaften) in Warschau sowie ab 1930 korrespondierendes und ab 1937 o. Mitglied der Polska Akademia Umiejętności in Krakau. Darüber hinaus fungierte er als Verwaltungsratsmitglied des Polskie Towarzystwo Higieniczne (Polnische Gesellschaft für Hygiene).

Weitere W. (s. auch Śródka): Skrypta patologji ogólnej i doświadczalnej według wykładów M. F. we Lwowie 2, 1923.
L.: Gazeta Lwowska, 15. 7. 1936, 13., 14. 2. 1937; PSB; W. Hahn, Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 2, 1912, S. 243, 349, 360ff., 366f., 428, 452f.; S. Nicieja, Cmentarz łyczakowski we Lwowie w latach 1786–1986, 1989, S. 334; W. Wojtkiewicz-Rok, Dzieje wydziaіu lekarskiego Uniwersytetu Lwowskiego w latach 1894–1918, 1992, S. 52f., 96; A. Śródka, Uczeni Polscy XIX–XX stulecia, 1994 (mit W.); Leksykon historii Polski, ed. M. Czajka u. a., 1995; J. B. Gliński, Słownik biograficzny lekarzy i farmaceutów – ofiar drugiej wojny światowej 2, 1999; UA, Wien; Deržavnyj archiv L’vivsʼkoji oblasti, L’viv, UA.
(M. Nadraga)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)