Friedlaender (Friedländer), Johann (1882–1945), Offizier

Friedlaender (Friedländer) Johann, Offizier. Geb. Bern (CH), 5. 11. 1882; gest. zwischen Auschwitz und Pleß, Dt. Reich (Oświęcim und Pszczyna, PL), 20. 1. 1945; röm.-kath. Sohn des Gymnasiallehrers Hugo Friedlaender (1845–1900), der aus einer schlesisch-jüdischen Familie stammte, aber zum Katholizismus übertrat und 1866–68 sogar Novize bei den Franziskaner-Minoriten in Würzburg war, und von Wilhelmine Friedlaender (1849–1922); ab 1913 mit der Malerin Margarethe Friedlaender, geb. Abel (geb. Budapest, H, 11. 8. 1872; gest. Ghetto Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren / CZ, 21. 5. 1944), verheiratet. – F. verbrachte seine Kindheit in Tirol und Wien. Nach dem Besuch der Unterstufe des Wiener Akademischen Gymnasiums trat er 1897 in die Infanterie-Kadettenschule Wien-Hütteldorf ein, vier Jahre später wurde er zum Feldjägerbataillon Nr. 21 nach Tulln transferiert; 1902 Leutnant. 1906–09 absolvierte er die Generalstabsausbildung an der Kriegsschule in Wien, wurde 1909 zum Oberleutnant befördert und zum Generalstab der 20. Infanteriebrigade nach Königgrätz versetzt. 1912 fand er beim Kommando des 16. Armeekorps in Ragusa in verschiedenen Stabsfunktionen Verwendung, u. a. bei den Mobilisierungsmaßnahmen für das mögliche Eingreifen Österreich-Ungarns in den Balkankrieg. 1913 Hauptmann, wurde F. in den Generalstab in Wien übernommen. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs nahm er mit dem 16. Armeekorps am Serbienfeldzug teil und blieb anschließend in Ragusa. Nach dem Kriegseintritt Italiens 1915 wurde F.s Einheit zur Küstenverteidigung in den Raum Fiume verlegt. 1916 wurde er der 5. Gebirgsbrigade in Görz zugeteilt, mit der er an einigen Isonzoschlachten teilnahm. 1916 verwundet, kam er nach seiner Genesung im Februar 1917 zum Stab des Flottenkommandanten und diente sechs Monate in der Adria. Danach wurde er zum 4. Armeekorps versetzt, bei dem er sich in der 12. Isonzoschlacht auszeichnete; 1917 Major. Anfang 1918 wurde in der kriegswirtschaftlichen Abteilung des Kriegsministeriums eine Sozialpolitische Gruppe eingerichtet, die F. bis zum Kriegsende leitete. Als Oberstleutnant (1921) zog ihn der damalige Staatssekretär für Heerwesen Julius Deutsch als Mitarbeiter zum Aufbau der Volkswehr heran. 1924 Oberst, diente F. beim Infanterieregiment Nr. 2 in Wien, das er 1925 als Regimentskommandant übernahm. 1927 wurde er ins Bundesministerium für Landesverteidigung berufen, wo er die Ausbildungsabteilung führte. 1931 Generalmajor, übernahm er 1936 noch kurzfristig die Funktion des Heeresinspektors. 1937 wurde er als Feldmarschallleutnant in den Ruhestand versetzt. Im September 1943 wurde das Ehepaar nach Theresienstadt verbracht. Im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert, wurde F. bei der Evakuierung des Lagers anlässlich des Herannahens der Roten Armee erschossen. F. erhielt u. a. 1918 den Orden der Eisernen Krone III. Klasse sowie 1930 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

L.: Die Presse, 17. 1. 1995; M. Senekowitsch, Feldmarschalleutnant J. F. 1882–1945, 1995 (mit Bild); ders., in: David 7, Nr. 24, 1995, S. 20, 22f. (mit Bild); R. Popper, ebd. 8, Nr. 29, 1996, S. 20; AdR, KA (mit Bild), WStLA, alle Wien.
(E. Reichenthal)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)