Frigessi di Rattalma nobile (Frigyessi Edler von), Arnoldo (Arnold); bis 1929 Frigyessy di Ràcz-Almàs nobile (1881–1950), Versicherungsunternehmer

Frigessi di Rattalma nobile (Frigyessi Edler von) Arnoldo (Arnold), bis 1929 Frigyessy di Ràcz-Almàs nobile, Versicherungsunternehmer. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 7. 1. 1881; gest. ebd., 8. 4. 1950; mos. Aus der renommierten Budapester Familie Frigyessy von Racz-Almási stammend, Sohn des ab 1878 im Triestiner Versicherungskonzern Riunione Adriatica di Sicurità (RAS) tätigen und 1896 geadelten Hofrats Adolph von Frigyessi (geb. Ráczalmás/Rácalmás, H, 1843; gest. Wien, 7. 2. 1917; 1920 nach Triest überführt) und seiner Frau Giulia Pavia (geb. ca. 1844; gest. Venedig/Venezia, I, 13. 9. 1933); ab 1920 verheiratet mit Nidia Sara Castelbolognese (geb. Triest, 20. oder 21. 10. 1892); fünf Kinder. – Nach der Matura am Triestiner Staatsgymnasium studierte F. 1899–1903 an der Universität Wien Rechtswissenschaften; 1904 Dr. iur. Bereits 1902 trat er nach einem Praktikum bei der Internationalen Unfallversicherungs-AG in Wien in die RAS ein und vervollständigte 1904–07 seine Berufsausbildung in den Niederlassungen des Konzerns in Wien, Prag, Leipzig, Berlin und Frankfurt am Main. In der Folge durchlief er eine rasante Karriere innerhalb der RAS, indem er 1907 zum Direktions- und 1909 zum Generalsekretär avancierte. In diesem Amt förderte er die Expansion der Firma in Mittel- und Südosteuropa und eröffnete neue Niederlassungen in der Monarchie und in Griechenland. Nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich 1915 wurde die RAS-Generaldirektion unter der Führung seines Vaters nach Wien verlegt, während F. den Triestiner Sitz der Firma leitete. Nach dem Tod des Vaters folgte F. diesem im Amt des Generaldirektors. Nach Kriegsende und der Besetzung Triests durch Italien versuchte er die Interessen der RAS unter den neuen politischen Rahmenbedingungen zu vertreten. In dieser schwierigen und unsicheren Zeit setzte er sich für die Reorganisation der Firma und ihre Anpassung an die italienische Gesetzgebung ein. Obwohl vor dem Krieg österreichloyal, passte er sich erfolgreich an die neue Situation an, trat 1919 in den Partito Nazionalista Italiano ein und stellte Kontakte zu einflussreichen italienischen Finanz- und Wirtschaftskreisen her. Diese Wende festigte er durch Bündnisse mit mehreren italienischen Großunternehmen (z. B. Credito Italiano, Bastogi, Finmare) und seine aktive Mitwirkung an der Ausarbeitung der neuen italienischen Gesetzgebung im Versicherungswesen 1923. Wichtige Kontakte ergaben sich nicht zuletzt durch seine Ehefrau, die aus einer bekannten irredentistisch gesinnten Familie stammte. In den 1930er-Jahren intensivierte F. seine Kontrolle über die RAS und führte eine zusätzliche interne Reorganisation der Firma durch. Als Folge der 1938 in Kraft getretenen italienischen Rassengesetze musste F. auf das Amt des RAS-Präsidenten verzichten, das nun sein Freund Fulvio Suvich übernahm. Dank persönlicher Kontakte konnte F. seinen beherrschenden Einfluss auf die RAS jedoch beibehalten. Nach dem Waffenstillstand vom September 1943 und der deutschen Besetzung Triests musste F. fliehen und unter falschem Namen in Rom untertauchen. Im Mai 1945 wurde er in Florenz von der alliierten Militärregierung festgenommen und bis Ende Juli in Terni inhaftiert. Zusammen mit anderen Führungspersönlichkeiten der RAS wurde er der Kollaboration mit dem faschistischen Regime sowie den deutschen Besatzern verdächtigt. Nach einem Entfaschistisierungsprozess und seiner Entlastung trat F. im Oktober 1946 wieder in die RAS ein und verlegte im Jänner 1947 den Hauptsitz des Konzerns, als dessen Präsident er bis zu seinem Tod tätig blieb, nach Mailand. 1917 wurde ihm das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.

L.: WZ, 11. 5. 1917; Gazzetta Ufficiale del Regno dʼItalia, 5. 8. 1929; A. Millo, L’élite del potere a Trieste. Una biografia collettiva. 1891–1938, 1989, s. Reg.; Dizionario Biografico degli Italiani 50, 1998; A. Millo, Trieste, le assicurazioni, lʼEuropa: A. F. di R. e la Ras, 2004, s. Reg. (mit Bild); UA, IKG, beide Wien; Archivio storico della Banca Commerciale Italiana, Milano, Comunità ebraica di Trieste, beide I.
(F. Toncich)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)