Fröhlich, Barbara (Betti, Betty); verheiratete Bogner (1797–1879), Sängerin, Malerin und Kunsterzieherin

Fröhlich Barbara (Betti, Betty), verheiratete Bogner, Sängerin, Malerin und Kunsterzieherin. Geb. Wieden, Niederösterreich (Wien), 30. 8. 1797 (Taufdatum); gest. Wien, 30. 6. 1879. Tochter von →Matthias Fröhlich (Frölich) (s. u. Anna Fröhlich) und seiner Frau Barbara, geb. Mayr (geb. Wien, 28. 2. 1767; gest. ebd., 4. 8. 1841), Schwester von →Anna Fröhlich, →Katharina Fröhlich und →Josephine Fröhlich, Mutter von Wilhelm Fröhlich (geb. Wien, 26. 8. 1826; gest. ebd., 25. 5. 1848), Student der Rechtswissenschaften, der →Franz Grillparzer 1847 auf Reisen begleitete; ab 1825 mit dem Hofkanzlisten Ferdinand Bogner (geb. Wien, 13. 12. 1786; gest. ebd., 1846) verheiratet, der als Flötenvirtuose Mitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und 1821–45 erster Professor für Flöte am Konservatorium war. – F. war die zweitälteste der hochtalentierten Schwestern und die am vielfältigsten Begabte. Wie Anna Fröhlich scheint sie bereits 1814 im Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft der Musikfreunde auf. Mit ihrer schönen Altstimme und ihrer knabenhaften Erscheinung trat sie 1816 in der Hosenrolle des Oliviero in der Oper „Johann von Paris“ („Jean de Paris“ von François-Adrien Boieldieu) im Theater an der Wien auf. Auch ihre Mitwirkung an Aufführungen von Werken Joseph Haydns und Georg Friedrich Händels 1819 und 1820 fand in der Presse lobende Erwähnung. F. spielte Klavier, Violine und konnte, nach Aussagen ihrer Schwestern, ganze Konzerte pfeifen. Sie fertigte nicht nur ihre Kleidung selbst, sondern sogar ihre Schuhe. Darüber hinaus war sie auch bildnerisch äußerst begabt, insbesondere für Blumenmalerei, und wurde eine Schülerin und Mitarbeiterin →Moritz Michael Daffingers. Neben Miniaturen in Aquarell und Gouache fertigte F. Tafelbilder in Öl an, wie z. B. „Amor in eine Hütte tretend“ (dieses Bild befindet sich im sogenannten Grillparzer-Zimmer im Wien Museum wie auch eine Spielkassettenmalerei, zwei Elfenbein-Miniaturbildnisse, darunter „Karl Holzer, Quartettgeiger und Beethovens Adlatus“). Ein Ölbildnis Grillparzers von 1821, nach Daffingers Miniatur im Grillparzer-Zimmer, ist in Stockholmer Privatbesitz. F. war mit ihren Werken bei Ausstellungen der Wiener Akademie in den Jahren 1822, 1826 und 1830 vertreten. 1828 erhielt sie eine Anstellung als Zeichenlehrerin am Offiziers-Töchter-Erziehungs-Institut zu Hernals (Wien 17). Nach dem Tod ihres Mannes 1846 und ihres Sohns 1848 verbitterte sich ihr Charakter und sie wurde zur Einzelgängerin, die auch nie mit ihren Schwestern zusammenlebte. Nach einem Zerwürfnis mit der neuen Obervorsteherin des Offiziers-Töchter-Erziehungs-Instituts 1850 kündigte sie ihre Stellung.

L.: Die Presse, 1. 7. (Parte), NFP, 1. (Parte), 2. 7. 1879; AKL; MGG I (s. u. Maria Anna F.); Thieme-Becker; A. v. Littrow-Bischoff, in: Grillparzers Gespräche … 1, ed. A. Sauer, 1904, S. 305ff.; H. Fuchs, Die österreichische Bildnisminiatur 1, 1981; J. Blaha, Die Schwestern F., phil. Diss. Wien, 2002 (mit Bild); Pfarre St. Karl Borromäus, Wien.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 372
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