Fröhlich, Josephine (Josepha Carolina, Pepi) (1803–1878), Sängerin und Komponistin

Fröhlich Josephine (Josepha Carolina, Pepi), Sängerin und Komponistin. Geb. Wieden, Niederösterreich (Wien), 12. 12. 1803 (Taufdatum); gest. Wien, 7. 5. 1878. Tochter von →Matthias Fröhlich (Frölich) (s. u. Anna Fröhlich) und seiner Frau Barbara, geb. Mayr (geb. Wien, 28. 2. 1767; gest. ebd., 4. 8. 1841), Schwester von →Anna Fröhlich, →Barbara Fröhlich und →Katharina Fröhlich. – F. erhielt ein Jahr lang Gesangsunterricht am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien bei ihrer Schwester Anna. Ihr erstes öffentliches Auftreten in einem Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde fand 1820 mit Peter von Winters Kantate „Timoteo oder die Macht der Töne“ statt. Im März 1821 sprang sie bei einer Aufführung von Joseph Weigls „Die Leiden unseres Herrn Jesus Christus“ im Redoutensaal mit so großem Erfolg ein, dass sie an das Kärntnertortheater engagiert wurde, wo sie im Juni jenes Jahres als Constanze in Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ debütierte – aufgrund ihres schüchternen Auftretens jedoch ohne großen Erfolg. Weitere Auftritte hatte sie im Hofburgtheater u. a. in Gioachino Rossinis „Die Italienerin in Algier“. Aufgrund ihrer Anstellung trat sie aus dem Konservatorium aus, wurde jedoch gleich nach Beendigung ihres Engagements 1822 wieder eingeladen, im Musikverein zu singen. Der mit den Schwestern F. befreundete →Franz Schubert soll ihr laut Anna Fröhlich „Mirjams Siegesgesang“ gewidmet und für ihre Stimme auch das „Ständchen“ geschrieben haben. Als →Giuseppe Siboni F. in Wien hörte, überredete er sie, ihm als Gesangsschülerin nach Dänemark zu folgen, und stellte sie im November 1823 in Kopenhagen in einem Konzert bei Hof vor. F. sang dort viele weitere Male, ebenso am Königlichen Theater in Kopenhagen. 1825 trat sie im Zuge einer Reise mit Siboni auch in Stockholm auf. Nach Wien zurückgekehrt, gab sie 1826 u. a. ein Konzert mit ihrem Schwager Ferdinand Bogner. Mit ihrer Schwester Katharina fuhr sie im selben Jahr nach Prag und konzertierte dort mit großem Erfolg. 1829 reiste F. mit ihrem Vater nach Venedig, wo sie als Page Isoliero in Rossinis Oper „Der Graf Ory“ sehr großen Anklang bei Publikum und Presse fand. 1831 folgte ein Engagement an die Mailänder Scala, wo F. in „Il Romito di Provenza“ von Pietro Generali den Osmino sang. Enttäuscht von dieser Partie wie auch dem gesamten Opernbetrieb, in dem sie sich stimmlich wie menschlich nie ganz behaupten konnte, kehrte sie nach Wien zurück und wohnte bei ihren Schwestern Anna und Katharina. Sie sang beim Konzert zur Eröffnung des neu erbauten Saals der Gesellschaft der Musikfreunde unter den Tuchlauben und bei mehreren Abendunterhaltungen. Ihr letzter öffentlicher Auftritt ist für den März 1833 belegt. F. wirkte fortan privat als Gesangspädagogin: Zu ihren bedeutendsten Schülerinnen gehörten Elisabeth Dreyschock, geb. Nosé, →Leopoldine Herrenburg-Tuczek und Karoline Mayer. Darüber hinaus komponierte sie Lieder und Walzer. Letztere sollen im Casino Zögernitz in Döbling vom Lanner-Orchester 1844 aufgeführt worden sein. Mit ihrem Lied „Erinnerung“ (Text: Grillparzer) beteiligte sich F. auch am Album „Huldigung der Tonsetzer Wiens …“, das 1854 dem Kaiserpaar als Hochzeitsgeschenk gewidmet wurde. Ab 1830 trug sie den Titel einer Königlich Dänischen Kammersängerin, den sie auf Sibonis Anraten zunächst abgelehnt hatte, da er zu wenig hoch dotiert war. Ferner war sie Ehrenmitglied der Società Apollinea in Venedig. Auf Zeichnungen der Schwestern F. ist sie an einer Erschlaffung des linken Augenlids zu erkennen, die sie vom berühmten Operateur Johann Friedrich Dieffenbach 1841 korrigieren ließ. F. wurde von Wilhelmine Hetzel, einer Freundin, als Universalerbin eingesetzt mit der Bitte, nach F.s Tod den Rest des Vermögens dem evangelischen Waisenversorgungsverein zukommen zu lassen. Kurze Zeit später starb F. Katharina und Anna ließen daraufhin die Hetzel-Fröhlich Stiftung errichten.

W.: s. Marx-Haas.
L.: Allgemeine Theaterzeitung …, 25. 2. 1826, 5. 3. 1831; Grove, 2001 (Familienartikel); Kutsch-Riemens, 4. Aufl., 2003 (s. unter Anna F.); MGG I (mit Bild), II; E. Marx – G. Haas, 210 österreichische Komponistinnen …, 2001, S. 153ff. (mit Bild und W.); J. Blaha, Die Schwestern F., phil. Diss. Wien, 2002 (mit Bild); Pfarre St. Karl Borromäus, Wien.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 373
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