Frohner, Johann; Ps. Captain Violet (1829–1894), Hotel- und Großgrundbesitzer

Frohner Johann, Ps. Captain Violet, Hotel- und Großgrundbesitzer. Geb. Großinzersdorf (Niederösterreich), 24. 6. 1829; gest. Wien, 7. 6. 1894 (begraben: Budapest); röm.-kath. Über F.s Ausbildung ist nichts bekannt. 1848 war er in einem Preßburger Hotelbetrieb als Kellner tätig, wurde später Oberkellner im Hotel Zum schwarzen Adler in Budapest und führte in der Folge die Restauration am Budapester Staatsbahnhof sowie das Hotel Zur Stadt Paris. 1864 übernahm er das spätere Hotel Frohner, das er zu einem der renommiertesten Hotels in Budapest ausgestaltete. Es wurde von seinem Sohn weitergeführt. F., der im Carolinenhof in Budapest einen Rennstall besaß, beteiligte sich selbst unter dem Pseudonym Captain Violet an Rennen und züchtete Pferde für den Rennsport. 1875 pachtete er von Horace von Landau um 90.000 Kronen jährlich das Hotel Imperial in Wien. Das 1863–65 von →Heinrich Adam nach den Plänen des Architekten Arnold (von) Zenetti für Philipp Hg. von Württemberg erbaute Palais Württemberg am Kärntnerring 16 war 1872–73 anlässlich der Weltausstellung umgebaut und als repräsentatives Hotel eröffnet worden. Das Imperial war das einzige in der Monarchie, das sich „k. k. Hofhotel“ nennen durfte. Unter F. entwickelte es sich zu einem Hotel von internationalem Standard: Es verfügte über ein Stellfuhrwerkgeschäft, einen Hotelomnibus und ein Lohnfuhrwerkgewerbe. 1875 hielt sich u. a. Richard Wagner im Imperial auf. 1879 stattete →Kaiser Franz Joseph I. Fürst Bismarck dort einen Besuch ab. Nach dem Tod seines ältesten Sohnes verkaufte F. 1877 das Hotel Frohner. Als der Käufer bankrott machte, erhielt F. lediglich die halbe Summe des Kaufschillings und geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb und wegen seiner zahlreichen Spekulationen wurde sein Antrag auf den Titel eines k. k. Hoflieferanten für seinen Wein- und Spirituosenhandel, den F. 1878 gestellt hatte, abgelehnt. Sein Vermögen sowie den Pachtvertrag des Imperial hinterließ er seinem unmündigen, sechsjährigen Sohn Roman Franz Frohner aus seiner zweiten Ehe. Dieser erbte außerdem ein Vermögen von einer Million Gulden, den Rennstall in Budapest, ein Gut in der Steiermark, zwei Villen in Wien-Dornbach und das wertvolle Inventar des Hotels Imperial sowie die „Concession“. Die Geschäftsführung des Hotels übertrug das Vormundschaftsgericht in Budapest Gustav von Rühling, dem Direktor des Imperial.

N.: NFP, 7. 6. 1894 (A.); Oesterreichisch-ungarische Gasthaus-Zeitung 20, 1894, Nr. 12, S. 1f. (m. B.).
L.: W. F. Ziehensack, Hotel Imperial, 1979, s. Reg.; I. Haslinger, Kunde: Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. und k. Hoflieferanten, 1996, S. 66–68; P. Rosegger – G. Heckenast. Briefwechsel 1869–1878, ed. K. Wagner u. a., 2003, S. 644; A. Augustin, Hotel Imperial Wien, (o. J.), S. 67–80.
(I. Nawrocka)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)