Fuchs Robert, Komponist, Organist und Pädagoge. Geb. Frauenthal (Frauental an der Lassnitz, Steiermark), 15. 2. 1847; gest. Wien, 19. 2. 1927 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Wiener Zentralfriedhof). Sohn von Patriz Fuchs (s. u.) und Maria Fuchs, geb. Rothleitner (1800–1874), Bruder von →Johann Nepomuk Fuchs und Maria Antonia Fuchs (geb. 1. 3. 1828; gest. Graz, Steiermark, 1906), der „Sulmtaler Nachtigall“, Vater des Malers Robert Fuchs (1873–1952) und des Professors der Philologie Hans Ludwig Fuchs (1880–1919), Onkel von →Hans Maria Fuchs und dem aus der Ehe von F.s Schwester Ludovica, geb. Fuchs (geb. 1840; gest. 31. 7. 1901), mit dem Landarzt Dr. Johann Kloepfer stammenden →Hans Kloepfer; ab 1869 mit Amalie Kopp (gest. 1898), einer Fabrikantentochter aus Hirtenberg, verheiratet. – Der aus einer kinderreichen Lehrerfamilie stammende F. bekam mit sieben Jahren von seinem Schwager Martin Bischof in St. Peter im Sulmtal seinen ersten Instrumental- und Musiktheorieunterricht. Er besuchte die Hauptschule in Marburg an der Drau und absolvierte in Graz die Haupt- und Realschule sowie das Lehrerpräparandeninstitut zur Lehrbefähigung an der Hauptschule, dessen Abschlussprüfung er 1865 bestand. Er hatte erste Erfolge als Komponist mit zwei Liedern, die von →Amalia Materna 1864 uraufgeführt wurden. Ab seinem 15. Lebensjahr sorgte F. für sich selbst: als Organist an der Grazer Oper und als Musiker bei Tanzabenden. 1865 beschloss er auf Anraten seines Freundes →Wilhelm Gericke, am Konservatorium in Wien zu studieren. Zu seinen Lehrern gehörten →Anton Bruckner und →Felix Otto Dessoff. F.’ große Begabung wurde erkannt und gefördert: Seine Klaviersonate in G-Dur wurde vom Konservatorium mit der Silbermedaille prämiert und 1868 wurden in einem öffentlichen Konzert des Zöglingsorchesters zwei Sätze seiner h-Moll-Symphonie uraufgeführt. Im Juli desselben Jahres schloss F. sein Studium ab. Seine Anstellung als Organist in der Piaristenkirche in Wien reichte jedoch nicht für seinen Lebensunterhalt: Drei Jahre hintereinander wurde ihm das Jahresstipendium des Konservatoriums zugesprochen. Als Komponist erlangte er bald große Anerkennung: Seine g-Moll-Symphonie wurde 1872 von Dessoff mit den Wiener Philharmonikern uraufgeführt, wie auch 1874 seine Streicherserenade op. 9, mit der er überwältigenden Erfolg hatte. Für das Werk erhielt er die Ehrengabe der Wiener Philharmoniker und es wurde vom berühmten Leipziger Verlagshaus Fr. Kistner angenommen. Im selben Jahr wurde F. von der Gesellschaft der Musikfreunde zum Dirigenten des Orchestervereins berufen. In →Johannes Brahms fand er 1877 seinen größten Förderer, der die Arbeiten des noch unbekannten jungen Komponisten dem Verlagshaus Simrock in Berlin empfahl und auf dessen Betreiben er 1884, 1892 und 1896 den Preis der Schwestern-Fröhlich-Stiftung bekam. Die beiden Beethoven-Kompositionspreise 1881 (für sein Klavierkonzert b-Moll op. 27) und 1885 (für seine Symphonie in C-Dur op. 37) dürfte F. ebenfalls Brahms zu verdanken haben. Ein weiterer Mentor war →Hans Richter, der zwischen 1876 und 1897 fast alle seine Orchesterwerke mit den Wiener Philharmonikern uraufführte. Bald wurden seine Kompositionen auch von →Arthur Nikisch, →Franz Schalk und Felix Weingartner dirigiert. Wenig Erfolg hatte er mit seinen Opern „Die Königsbraut“ (1889) und „Die Teufelsglocke“ (1893), doch seine fünf Orchesterserenaden erlangten so große Beliebtheit, dass er zeitlebens als „der Serenaden-Fuchs“ bezeichnet wurde. Darüber hinaus schrieb F. zahlreiche Instrumental-, Vokal- und Kammermusikwerke. 1894–1905 hatte er die ehrenvolle Anstellung als Organist an der Wiener Hofkapelle inne. Als Pädagoge erlangte F. weitaus größere Bedeutung denn als Komponist: Bereits 1874 war er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde als Supplent bei →Franz Krenn für Harmonielehre tätig, 1875 wurde er o. Lehrer für Harmonielehre als Nebenfach für männliche Zöglinge und 1888 Professor für Kontrapunkt und Harmonielehre als Hauptfach. Ab 1893 unterrichtete er auch Komposition I und im Jahr darauf Komposition für alle Jahrgänge. Ab 1898 lehrte F. ausschließlich Kontrapunkt und Komposition. Zu seinen Schülern gehörten fast alle Komponisten, die zu dieser Zeit in Wien studierten, wie unter vielen anderen Hugo Wolf, →Gustav Mahler, →Franz Schmidt, →Franz Schreker, Egon Kornauth, Erkki Melartin, →Leo Fall, Robert Stolz, →Edmund Eysler, →Richard Heuberger und Richard Stöhr. Jean Sibelius und der neunjährige Erich Wolfgang Korngold nahmen bei ihm Privatstunden. Nach der Verstaatlichung des Konservatoriums 1909 wurde F. 1912 vorzeitig in den Ruhestand versetzt, was zu heftiger Empörung in Wiens Musikwelt führte. F. erfuhr große Ehrungen zu seinen runden Geburtstagen. 1932 wurde ihm zu Ehren die Robert-Fuchs-Gesellschaft gegründet, die bis zu ihrer zwangsweisen Auflösung 1939 bestand. Sein Vater Patriz Fuchs (geb. Vorau, Steiermark, 10. 3. 1789; gest. Eibiswald, Steiermark, 2. 2. 1867), Sohn des Uhrmachermeisters Sebastian Fuchs (Fux), übersiedelte früh mit seiner Familie nach Frauenthal. Dort war er als Lehrer an der Werksschule der Frauenthaler Messingfabrik und als Leiter des Kirchenchors tätig. Er komponierte zahlreiche geistliche Werke, aber auch Ländler und andere Tanzweisen. Patriz F. begründete die Laßnitzer Harmoniegesellschaft und war bei →Franz Schuberts Besuch auf Schloss Wildbach bei Deutschlandsberg 1827 Klavierbegleiter der Sängerin Maria Massegg bei den Schubert-Liedern „Aufenthalt“ und „Der Wanderer“. Als Organist gewann er einen ersten Preis in Groß St. Florian. Im Ruhestand übersiedelte er 1847 nach St. Peter und übernahm von seinem Schwiegersohn Kieslinger den Kaufmannsladen, den er bis 1864 führte. Dann zog er nach Eibiswald. Viele seiner Kompositionen gingen verloren.