Fugger Eberhard Friedrich, ursprünglich Kohn Eberhard, Naturforscher und Lehrer. Geb. Schloss Bürglstein (Salzburg), 3. 1. 1842; gest. Salzburg (Salzburg), 21. 8. 1919 (1927–2007 Ehrengrab); röm.-kath. Außerehelicher Sohn des Johann Nepomuk Friedrich Graf Fugger von Kirchberg und Weißenhorn (1787–1846) und der Walburga Kohn (1815–1885), Haushälterin der Familie Fugger, Stiefsohn von Karl Schuster (1804–1873), Kreiskassier der deutschen Christkasse, der 1846 Walburga Kohn heiratete, Vater des Lehrers an der Oberrealschule in Marburg Eberhard Ludwig Fugger (1875–1908); ab 1865 verheiratet mit Adelheid (Adele) Magdalena Fugger, geb. Matzenauer (1844–1927), Tochter des Wiener Pianisten und Chorregenten Karl Matzenauer. – Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums (ab 1855 Staatsgymnasium) in Salzburg 1852–60 studierte F. 1860–64 Mathematik, Chemie, Physik und Naturgeschichte an der Universität Wien; 1864 Lehramtsprüfung für Physik in Ober- und Chemie in Unterrealschulen, 1869 Zusatzprüfung zur Erlangung der Lehrbefugnis für Naturgeschichte. Von Februar bis Juli 1864 unterrichtete F. als Supplent an der Oberrealschule in Wien-Landstraße, danach bis 1870 als wirklicher Lehrer Physik, Chemie, Mathematik, Naturgeschichte und zuletzt auch Deutsch, Geschichte, Geographie und Gesang an der Landesunterrealschule in Stockerau. 1870–99 lehrte er an der Realschule in Salzburg Mathematik, Physik, Naturgeschichte, Chemie und analytische Chemie. Daneben wirkte F. als vielseitig interessierter Forscher in zahlreichen naturwissenschaftlichen Disziplinen (u. a. Botanik, Zoologie, Chemie, Geographie, Geowissenschaften, Hydrologie und Meteorologie). Der fachliche Schwerpunkt seiner Arbeit lag in der Geologie und Paläontologie mit geographischem Fokus auf dem Kronland Salzburg. An der Aufnahme des historischen Kartenwerks „Geologische Spezialkarte der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder der Österreichisch-Ungarischen Monarchie“ im Maßstab 1:75.000 war F. mit den Blättern Salzburg (1903), Hallein-Berchtesgaden (1907), Kirchdorf (1913) und Gmunden-Schafberg (1922) samt Erläuterungen maßgeblich beteiligt. Mit der Vermessung von Seeböden schuf er bathymetrische Karten von 123 stehenden Gewässern Salzburgs. Weiters ist ihm eine lückenlos dokumentierte Reihe tabellarischer Daten über Temperatur und Wasserstand der Salzach sowie der Lufttemperatur von Salzburg 1891–1917 zu verdanken. Überdies fertigte er als meteorologischer Beobachter in der Wetterstation Salzburg 1879–1917 jährliche Übersichten der Witterung im Land Salzburg an. Mit seiner Trilogie „Eishöhlen und Windröhren“ (in: Programm der k. k. vollständigen Ober-Realschule in Salzburg 24–26, 1891–93), der ersten wissenschaftlich fundierten speläologischen Studie in Österreich, verhalf er der von Pierre Prévost 1792 diskutierten Wintereistheorie zum Durchbruch. F. veröffentlichte die Ergebnisse seiner naturwissenschaftlichen Arbeiten und gesellschaftsrelevanten Tätigkeiten (Jahresberichte, Nekrologe, Rezensionen) in etwa 350 Publikationen, davon 22 zusammen mit seinem Kollegen →Karl Kastner. Darüber hinaus fungierte er als Gutachter bei gerichtlichen, baugeologischen und hydrogeologischen Fragestellungen. Das Salzburger Kulturleben profitierte von F.s unzähligen Fachvorträgen, die er als glänzender Redner darbot. Im Rahmen seiner ehrenamtlichen Funktionen leitete er u. a. den Salzburger botanischen Garten (1881–1919) sowie das Museum Carolino-Augusteum (1902–19), wobei er zahlreiche paläontologische und mineralogische Sammlungsobjekte katalogisierte. Als Landesreferent des österreichischen Erdbebendiensts für Salzburg 1896–1919 veröffentlichte er seine gesammelten Wahrnehmungen in 14 Jahresberichten und neun Detailstudien. In langjähriger Leitung förderte F. die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde und engagierte sich in der Sektion Salzburg des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. F. setzte sich auch für historische Bauwerke ein, z. B. für die Erhaltung des Linzertors und die Restaurierung der Fresken bei der Pferdeschwemme. Zu erwähnen ist zudem seine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Salzburgs, u. a. als Sänger in der Salzburger Liedertafel. 1878 erfolgte die Ernennung zum Korrespondenten der Geologischen Reichsanstalt, 1894 zu jenem der Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale sowie 1904 zu jenem der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Nach ihm wurden 1895 eine Pflanze (Ranunculus aconitifolius L. f. Fuggeri), 1896 das Mineral Fuggerit und 1897 ein Spurenfossil (Halimeda Fuggeri Lorenz) benannt. 1895 erhielt er das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, 1912 das philosophische Ehrendoktorat der Universität Innsbruck. Sein Nachlass befindet sich im Salzburg Museum und umfasst u. a. handschriftliche Notenbestände und Musikalien, darunter die Opern „Hinz von Stein“ (Uraufführung 1861 in Wien) und „Die Wirtin von Bergen“ (Uraufführung 1863 in Wien).