Gapp, Jakob (1897–1943), Priester

Gapp Jakob SM, Priester. Geb. Wattens (Tirol), 26. 7. 1897; gest. Berlin, Deutsches Reich (D), 13. 8. 1943 (hingerichtet). Sohn des Fabrikarbeiters Martin Gapp und der Antonia Gapp, geb. Wach. – G. besuchte 1910–15 das Gymnasium der Franziskaner in Hall in Tirol, meldete sich 1915 freiwillig bei den Tiroler Standschützen und diente bis Kriegsende an der Südfront (1916 verwundet). Von November 1918 bis August 1919 befand er sich in italienischer Gefangenschaft. Im Sommer 1920 trat er bei den Marianisten ins Noviziat ein und legte im September 1925 die zeitlichen und im August desselben Jahres in Antony bei Paris die ewigen Gelübde ab. 1921–25 wirkte er als Erzieher und Lehrer am ordenseigenen Marieninstitut in Graz. 1925–30 studierte er am Priesterseminar des Ordens in Freiburg im Üechtland; im April 1930 Priesterweihe ebendort und im Juli desselben Jahres Heimatprimiz in Wattens. In der Folge war G. vorerst als Katechet, Erzieher und Religionslehrer am Marianum in Freistadt tätig, ehe er 1931 die Lehrbefähigung für Religion an Mittelschulen erhielt und noch im selben Jahr als Lehrer und Spiritual nach Lanzenkirchen ging, wo er ab 1933 auch Präses des dortigen Burschenvereins war. Ab Herbst 1934 erneut am Marieninstitut in Graz als Spiritual, Religionsprofessor, Jugendseelsorger und Präsident des Vinzenzvereins sowie bis 1936 als Leiter der Marianischen Kongregation tätig, engagierte sich G. nun stark für die zahlreichen durch Arbeitslosigkeit und das Zusammenbrechen staatlicher Fürsorge Verarmten, u. a. durch Verteilen von Lebens- und Heizmitteln in den Elendsquartieren der Stadt. Mit seiner kompromisslosen sozialen Einstellung geriet er teils in Konflikt mit seinen Grazer Mitbrüdern. Nicht zuletzt durch die Lektüre nationalsozialistischer Schriften (u. a. von Alfred Rosenberg) gelangte er zur Überzeugung, dass der Katholizismus mit dem Nationalsozialismus unvereinbar sei. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 stand G. in gänzlicher Opposition zum Regime und teilweise auch zu seinen Mitbrüdern in Graz, weshalb er vom Orden nach Freistadt versetzt wurde. Noch im selben Jahr trat G. – auf Anraten der Ordensleitung – in den Dienst der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch über. Ab September 1938 Kooperator und Religionslehrer im Außerferner Breitenwang, stand G. bald unter staatlicher Beobachtung und wurde wegen regimekritischer Aussagen gegenüber seinen Schülern nach zwei Monaten von den Behörden mit einem Unterrichtsverbot belegt. Ab November 1938 bei Verwandten untergebracht, floh er nach einer regimekritischen Predigt am 3. Adventsonntag in der Pfarrkirche Wattens nach Bordeaux in das Mutterkloster des Ordens. Im Mai 1939 reiste G. nach Spanien aus und war dort an verschiedenen Niederlassungen der Marianisten (San Sebastián, Cádiz, Lequeitio, Valencia) als Spiritual, Erzieher und Lehrer sowie als exklaustrierter Privatlehrer tätig. G. wurde von Heimweh geplagt, geriet zusehends in Konflikt mit den spanischen Mitbrüdern, die vor dem Hintergrund ihrer Bürgerkriegserfahrung G.s Ablehnung des Nationalsozialismus nicht verstanden, und war über die soziale Ungerechtigkeit im Land verbittert, ohne selbst helfen zu können. Über längere Zeit von als konversionswilligen Juden getarnten deutschen Agenten bespitzelt, wurde G. nach Frankreich gelockt und im November 1942 verhaftet. Im Juni 1943 wurde er in Berlin vor dem Volksgerichtshof wegen „planmäßiger Hetze gegen das nationalsozialistische Reich“ und „Feindbegünstigung“ angeklagt und von Roland Freisler Anfang Juli zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Papst Johannes Paul II. sprach ihn im November 1996 in Rom gemeinsam mit Otto Neururer selig. Seit 2005 vergibt die Diözese Innsbruck an Betriebe mit sozialem Engagement den J.-G.-Preis.

L.: J. Levit, J. G. Zeuge seines Glaubens, 1988; Positio super martyrio der Congregatio de Causis Sanctorum P.N. 1552, 1992; P. J. G. SM. Ein Märtyrer des Glaubens, red. W. Kunzenmann, 1996 (mit Bild); E. Beneder, in: Tiroler Heimatblätter 72, 1997, S. 129ff. (mit Bild); W. Kunzenmann, in: Große Gestalten der Kirche in Tirol, ed. H. Humer – W. Kunzenmann, 2002 (mit Bild); F. Wechselberger, Seliger P. J. G., (2016) (mit Bild); P. J. G. SM, ed. J. Levit, o. J.; Pfarre Wattens, Tirol.
(M. Kapferer)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)