Giskra Karl, Advokat und Politiker. * Mähr. Trübau (Moravská Trěbová, Mähren), 29. 1. 1820; † Baden b. Wien, 1. 6. 1879. Als Sohn eines Gerbermeisters ärmlichen Verhältnissen entstammend, bezog er nach Absolv. der Gymnasialstud. in Brünn 1837 die Univ. Wien. 1840 Dr.phil., 1843 Dr. jur. Bis 1848 wirkte er als Supplent für Staatswiss. an der Univ. Wien. 1848 war G. Wortführer der Sturmpetition und wurde als Abg. in das Frankfurter Parlament entsandt, wo er durch seine Beredsamkeit auffiel. Ab 1850 war er als Konzipient bei dem Wr. Advokaten Dr. E. Megerle v. Mühlfeld tätig, 1859 erhielt er die Advokatur und war seit 1860 selbständiger Advokat in Brünn. Schon 1861 wurde er in den mähr. Landtag und bald darauf als liberaler Abg. in den Reichsrat entsandt. Als Bürgermeister von Brünn wurde G. 1866 von Bismarck mit einer Friedensmission nach Wien betraut. Als Min. des Inneren 1867–70 und 1867 als Präs. des Abgeordnetenhauses führte G. die Trennung von Verwaltung und Justiz durch, wirkte für die Dezemberverfassung, für die Lösung des Konkordates und für freisinnige Gesetzgebung, wie Schul- und Ehegesetze und erwarb sich große Verdienste um die Donauregulierung. Nach seinem Rücktritt war er Oberkurator der „Ersten österr. Spar-Casse“. G., ein hervorragender Redner und tatkräftiger Politiker, dem die liberale Bewegung viel zu verdanken hatte, gehörte als Min. zeitweise zu den populärsten Männern des österr. Liberalismus.