Gleispach, Johann Nepomuk Gf. (1840-1906), Jurist

Gleispach Johann Nepomuk Graf, Jurist. * Görz, 29. 9. 1840; † Graz, 21. 2. 1906. Vater des Juristen Gf. Wenzel G., Vetter des Folgenden; stud. an der Univ. Graz Jus. Seit 1861 im Staatsdienst, zuerst in Venedig, seit 1863 in Graz, wo er seit 1875 als Staatsanwalt, später als Oberstaatsanwalt, Landesgerichtspräs. und schließlich (1892) als Präs. des Oberlandesgerichtes Graz wirkte. Hofrat, 1894 Geh. Rat, 1895 lebenslängliches Mitgl. des Herrenhauses, der dt. liberalen Partei nahestehend. Am 30. 9. 1895 zum Justizmin. im Kabinett Badeni (s. d.) ernannt, erwarb er sich in dieser Stellung besondere Verdienste vor allem um den Abschluß der parlamentarischen Verhandlungen und um die Durchführung der Kleinschen Zivilprozeßreform. G.s Bemühungen, in der Debatte über die Baden. Sprachenverordnungen jurist. nachzuweisen, daß kein Grund zur Ministeranklage vorliege, gaben der Opposition ungewollten Anlaß zur Obstruktion. 1898 neuerlich Präs. des Oberlandesgerichtes Graz, machte er sich um Einrichtung und Verwaltung der Strafhäuser, um die Anlage der Steiermärk. Grundbücher und um den Bau des neuen Grazer Justizgebäudes sehr verdient. G. beteiligte sich in früheren Jahren auch am polit. Leben. Vom steir. Großgrundbesitz in den Landtag gewählt, interessierte er sich für Fragen der Landeskultur, stimmte in polit. Fragen aber immer mit der dt. liberalen Partei. Zu Beginn der Ära Taaffe fand er es mit seiner richterlichen Stellung nicht vereinbar, in der Landesvertretung zur Regierung in Opposition zu stehen, und legte 1883 sein Landtagsmandat nieder.

L.: N.Fr.Pr. vom 22. 2. 1906; Grazer Tagespost vom 23. 2. 1906; Salzburger Ztg. 1906, n. 44; Salzburger Volksbl. 1906, n. 43; Allg. Juristenztg., Jg. 19, 1896, S. 18; Jurist. Bll., Jg. 35, 1906, S. 90, Jg. 37, 1908, S. 303; Allg. österr. Gerichtsztg., 1906, n. 9; Z. des Hist. Ver.für Stmk., Bd. 4, 1906, S. 99; Czedik; G. Kolmer, Parlament und Verfassung in Österreich, Bd. 6, 1895–98, 1910, s. Reg.; Uhlirz II/2, S. 1017, 1018.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 6
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