Glossy, Karl (1848-1937), Literarhistoriker

Glossy Karl, Literarhistoriker. * Wien, 7. 3. 1848; † Wien, 9. 9. 1937. Entstammte väterlicherseits einer Seidenweberfamilie aus Mailand. 1863 nach der 5. Gymnasialklasse Schauspieler bei Wandertruppen in Znaim, dann in Ungarn. Vollendete später in Krems das Piaristengymn. Stud. ab 1868 an der Univ. Wien Jus, 1877 Dr. jur., 1874 Konzipist der Stadtverwaltung Wien, hatte dann die Presseagenden im Präsidialbüro des Bürgermeisters C. Felder (s. d.) über. 1881 Eintritt in die städt. Bibliothek, 1890–1904 Dir. des städt. Mus. und der Stadtbibliothek. Hervorragende Leistungen im kulturellen und künstler. Ausstellungswesen: 1883 Gedächtnisausstellung der Türkenbelagerung, 1891 Grillparzerausstellung, 1892 Theater- und Musikausstellung, 1897 Schubertausstellung. Wirkte als Hrsg. des „Wiener Komunal Kalenders“, des „Wiener Neujahrs Almanachs“ und des „Jahrbuches der Grillparzer-Gesellschaft“, zu deren Mitbegründern er 1890 gehörte. Nach dem Scheiden aus städt. Dienste gab er mit A. Frh. v. Berger die „Österreichische Rundschau“ heraus (54 Bde.). G., der als erster die Archivforschung in den Dienst der modernen Literaturgeschichte einbezog, war bestrebt, seine Darstellungen auf aktenmäßige Grundlagen zu stellen und verstand es, aus Dokumentenmaterial Aufschlüsse, Enthüllungen und Erklärungen als lebendigen Niederschlag von Leben und Zeit zu gestalten. Bahnbrecher altösterr. Literatur- und Kulturforschung, gehörte seine besondere Neigung der Theatergeschichte Wiens.

W.: F. Raimunds sämtl. Werke, gem. mit A. Sauer, 1881; Aus dem Burgtheater. Tagebücher des Hofschauspielers Costenoble, 1888; Zur Biographie des Wr. Bürgermeisters A. v. Liebenberg, 1888; Aus Grillparzers Jugendzeit, 1890; F. Grillparzers Briefe und Tagebücher, gem. mit A. Sauer, 1903; A. Frhn. v. Bergers gesammelte Schriften, gem. mit A. Bettelheim, 1913; Schreyvogels Tagebücher 1810–23, 1913; Wien 1840–48. Eine amtliche Chronik, 1917; Aus den Briefen eines Burgtheaterdirektors (F. Dingelstedt), 1925; Aus den Memoiren eines Wr. Bürgermeisters (C. Felder), 1926; Das Burgtheater unter seinem Gründer Josef II., 1926; Vierzig Jahre Deutsches Volkstheater, 1929; Wr. Studien und Dokumente, 1933; etc.
L.: Fremdenbl. vom 10. 7. 1904; Wr.Ztg. vom 7. 3. 1928, 5. 3. 1933 und 7. 3. 1948; N.Fr.Pr. vom 9. und 10. 9. 1937; Presse und Weltpresse vom 6. 3. 1948; N. Österreich vom 8. 6. 1950; Ein Wiener Stammbuch. Dem Direktor der Bibliothek und des hist. Museums der Stadt Wien Dr. C. G. zum 50. Geburtstage, gewidmet von Freunden und Landsleuten, 1898, K. G.s kleinere Schriften zum 70. Geburtstag, hrsg. von seinen Freunden, 1918; Jb. der Wr. Ges., 1929; O. Zausmer, Das Lebenswerk K. G.s, in: K. G., Wr. Studien und Dokumente, 1933 (mit Werksverzeichnis); A. Sauer, K. G., in: Probleme und Gestalten, 1933; E. Reich, K. G. und die Grillparzerges., in: Jb. der Grillparzerges., 1937; Wr. Geschichtsbll. III/24, Jg. 3, 1948, S. 24–27; Kosch, Literaturlex.; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 11
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