Goëss, Leopold Gf. (1848-1922), Verwaltungsjurist

Goëss Leopold Graf, Verwaltungsjurist. * Graz, 28. 10. 1848; † Ebenthal (Kärnten), 22. 7. 1922. Bruder des Landeshptm. Zeno Vinzenz G., Vetter des Vorigen. Trat nach vollendeten Stud. in den Verwaltungsdienst, Hofrat beim Landespräsidium in Kärnten, 1893–97 Landespräs. in der Bukowina, wo es ihm gelang, die verschiedenen Nationalitäten dieser Provinz erfolgreich zu befrieden. 1897–1904 Statthalter in Triest und dem Küstenlande, wo er zwischen Italienern und Slowenen zu vermitteln suchte und das dt. Element unter Kaufleuten und Industriellen förderte. Nachdem während seiner Amtstätigkeit bereits 1902 die Lloydarbeiter gestreikt hatten, kam es 1904 zu irridentist. Demonstrationen, in deren Folge G. von seinem Posten abberufen wurde. Er sorgte für die industrielle Entwicklung Triests, ließ Hafen- und Eisenbahnanlagen erweitern und Flußregulierungen in Istrien und Görz durchführen. 1904 erbl. Mitgl. des Herrenhauses (Mittelpartei), 1911 Obersterbstabelmeister in Kärnten. Geh. Rat und Kämmerer. Er interessierte sich sehr für wirtschaftliche Fragen und wurde mehrmals für das Amt des Handelsmin. in Betracht gezogen. Vom Herrenhaus mit einem Referat über die Steuerreform beauftragt, sammelte er vor dem Ersten Weltkriege im In- und Auslande Material, welches er aber nicht mehr auswerten konnte. G., Fideikommißherr auf Ebenthal, Carlsberg, Moosburg etc., Herr auf Premstätten und Ligist in Steiermark, Ehrenbürger von Sereth und Cherso, machte sich nach dem Ersten Weltkrieg um die Abstimmung in Kärnten verdient.

L.: N.Fr.Pr. vom 28. 7. und 10. 8. 1922; G. Kolmer, Das Herrenhaus des Österr. Reichsrates, 1907, S. 141 f.; Wer ist’s? 1909; Mitt. Joh. Zeno Gf. Goëss, Ebenthal (Kärnten).
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 18
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