Gretsch, Adrian (Joseph Sebastian) (1753–1826), Theologe, Prediger und Ordensmann

Gretsch Adrian (Joseph Sebastian) OSB, Theologe, Prediger und Ordensmann. Geb. Wien, 11. 10. 1753; gest. Gumpendorf, Niederösterreich (Wien), 28. 10. 1826; röm.-kath. Sohn des Sattlermeisters Johann Georg Gretsch und seiner Frau Maria Anna Gretsch. – G. erhielt seine Schulbildung bei den Jesuiten, trat 1770 in das Wiener Schottenstift ein und studierte nach seiner Profess 1772 Theologie an der dortigen Hauslehranstalt. 1776 wurde er zum Priester geweiht, ab 1783 war er Supplent, ab 1786 Kurat an der Stiftskirche. 1786–1807 wirkte er dort als weithin beliebter und auch am Kaiserhof geschätzter Stiftsprediger. An der Universität Wien wurde G. 1784 zum Dr. theol. promoviert, ab 1792 war er Examinator für die Rigorosen, 1794/95 Notar sowie 1796/97 und 1819/20 Dekan der theologischen Fakultät. 1802–07 unterrichtete er an der wiedererrichteten Hauslehranstalt seines Klosters Dogmatik und Altes Testament. 1804–07 bekleidete er das Amt des Priors des Schottenstifts, ab 1806 wirkte er außerdem als Pfarrer der Stiftspfarre. Nach der Abtwahl →Andreas Wenzels 1807 war er bis zu seinem Tod Pfarrer in Gumpendorf, wo er sich als Seelsorger durch sein vielfältiges soziales Wirken hervortat. Als Prediger von hervorragendem Ruf, der trotz seiner ultramontanen Gesinnung auch von Vertretern anderer christlicher Konfessionen geschätzt wurde, erfreute sich G. noch lange nach seinem Tod ungebrochener Beliebtheit. Seine Predigtsammlungen („Fastenpredigten“, 2 Bde., 1796; „Sonntagspredigten“, 4 Bde., 1797–99; „Feyertagspredigten“, 2 Bde., 1799) wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts – teilweise angereichert durch seinen Nachlass – wiederholt aufgelegt. Seine häufig dogmatischen Predigten, mit denen er den Rationalismus der Aufklärung überwinden wollte, zeichnen sich durch eine ausdrucksstarke und bildreiche Sprache aus.

Weitere W.: s. Scriptores OSB.
L.: LThK; Scriptores OSB (mit W.); Wurzbach; L. Scherlich, in: Homiletischer Nachlass des A. G. Sonntags-Predigten 1, 1834, S. XVff.; M. Adolph, Gedenkbuch der Wiener Vorstadt-Pfarre zum heil. Ägid in Gumpendorf, 1857, S. 40ff.; J. B. Schneyer, Geschichte der katholischen Predigt, 1969, S. 312; E. Hosp, Kirche Österreichs im Vormärz 1815–50, 1971, S. 314ff.; W. Sauer, in: Unsere Heimat 54, 1983, S. 16ff.; W. Welzig, Katalog gedruckter deutschsprachiger katholischer Predigtsammlungen 2, 1987, s. Reg.; E. Birnbaum, Das Juditbuch im Wien des 17. und 18. Jahrhunderts, 2009, s. Reg.; Pfarre Gumpendorf, Schottenstift, beide Wien.
(M. A. Trofaier)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)