Grieg, Theodor (1889–1957), Schauspieler und Regisseur

Grieg Theodor, Schauspieler und Regisseur. Geb. Wien, 10. 11. 1889; gest. ebd., 7. 3. 1957. Verheiratet mit der Soubrette und Schauspielerin Mimi Schwarz-Grieg (geb. 26. 11. 1885; gest. Wien, 9. 7. 1957; Suizid). – G.s Interesse für das Theater entwickelte sich unter dem Eindruck von →Viktor Kutschera. Er legte jedoch die Realschulmatura ab und arbeitete zunächst im Bankwesen, ehe er selbst zur Bühne ging. Nach Schauspielunterricht bei →Leopold Kramer debütierte er 1909 oder 1910 am Deutschen Volkstheater in Wien und wurde 1912 dessen Ensemblemitglied. 1913 erhielt er ein Engagement an das Klagenfurter Stadttheater, wo er erste jugendliche Helden und Liebhaber spielte. Dazwischen tourte er 1914 auch mit einem Ensemble Wiener Bühnenkünstler mit der Operette „Anno 14“ von →Fritz Grünbaum und →Ralph Benatzky durch österreichische Städte. 1916 wurde G. als Bonvivant nach Karlsbad verpflichtet, rückte aber noch im selben Jahr ein. Nach Ende des 1. Weltkriegs spielte er neuerlich in Klagenfurt, 1920–25 am Schauspielhaus Graz (u. a. die männliche Hauptrolle in Gerhart Hauptmanns „Die versunkene Glocke“) und 1925–26 am Neuen Theater in Frankfurt am Main. Nach Wien zurückgekehrt, wirkte G. 1926–30 an den Kammerspielen. Dort stand er u. a. mit Peter Lorre auf der Bühne, spielte 1927 in der deutschen Erstaufführung von „Broadway“ neben Marlene Dietrich und führte auch Regie. 1930 engagierte ihn →Rudolf Beer an das Deutsche Volkstheater, wo er ins Charakterfach wechselte. 1938 wurde er als „nicht tragbar“ aus dem Ensemble entlassen und erhielt Arbeitsverbot. In der Folge fand er Beschäftigung am Deutschen Theater in Mährisch Ostrau (Spielleiter und Darsteller) sowie am Deutschen Theater Metz, ehe er 1944 dienstverpflichtet wurde. Nach Kriegsende spielte G., zunächst unter der Direktion Günther Haenels, wieder am Volkstheater in Wien und führte auch Regie. Dort beeindruckte er etwa als Sprecher in Jean Anouilhs „Antigone“ (1946) sowie in Raimund- und Nestroy-Aufführungen, beispielsweise als Tutu in →Ferdinand Raimunds „Der Barometermacher auf der Zauberinsel“, als Kanzleidiener Brunner in der Urfassung von →Johann Nestroys „Kampl oder Das Mädchen mit den Millionen und die Näherin“ oder als Tandler Damian in „Zu ebener Erde und erster Stock“. 1949 beging er sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. G. verkörperte mehrere Jahre hindurch den Schuldknecht bei den „Jedermann“-Aufführungen der Salzburger Festspiele. Auch in verschiedenen österreichischen Spielfilmen wirkte er mit, u. a. als Hoteldirektor in „Zwei in einem Auto“ (1951, Regie: Ernst Marischka), als Theaterdiener Pospischil in „Fiakermilli – Liebling von Wien“ (1953, Regie: Arthur Maria Rabenalt), als Photograph Huber in „An der schönen blauen Donau“ (1955, Hans Schweikart) und als Polizeikommissar in Franz Antels Literaturverfilmung „Heimatland“ (nach „Krambambuli“ von →Marie Freifrau Ebner von Eschenbach). Ein Nachruf würdigte G. als „reiche saftige Komödiantennatur“, der die realistische Darstellung origineller Charakterrollen gelegen gewesen sei, gleich ob leicht humoristischer, satirischer oder skurriler Art.

Weitere Rollen: König Philipp (F. Bruckner, Elisabeth von England); Alpenkönig (F. Raimund, Der Alpenkönig und der Menschenfeind); Flottwell (ders., Der Verschwender); Hell (L. Anzengruber, Der Pfarrer von Kirchfeld); Galomir (F. Grillparzer, Weh dem, der lügt); Meister Anton (F. Hebbel, Maria Magdalene).
L.: Wiener Bilder, 17. 8. 1930 (mit Bild); WZ, AZ, Neuer Kurier (mit Bild), 9. 3. 1957; Czeike (mit Bild); Ulrich; Die Bühne, 1928, Nr. 185, S. 16 (Bilder); O. M. Fontana, Wiener Schauspieler von Mitterwurzer bis M. Eis, 1948, S. 258; Österreicher der Gegenwart, bearb. R. Teichl, 1951; 100 Jahre Volkstheater, ed. E. Schreiner, 1989, S. 112, 159f.; Zeit der Befreiung, ed. H. Haider-Pregler – P. Roessler, 1998, S. 155f., 161; I. Löwy, Kulturpolitik im Nationalsozialismus … am Beispiel des Deutschen Volkstheaters in Wien, phil. DA Wien, 2010, S. 88, 95; Tagbl.Archiv (mit Bildern), Theatermuseum, Zeitungsausschnitt-Sammlung (mit Bild), beide Wien.
(E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)